"Sennentuntschi" und der Fluch des Geldes

"Sennentuntschi" und der Fluch des Geldes
Für den Schweizer Alpen-Horror-Streifen ließ "Jedermann" Nicholas Ofczarek sogar Probeaufnahmen für "Inglourious Basterds" sausen. Ab 7. 7. im Kino.

Man nehme als Basis eine alte Legende, mischt eine Portion Grusel dazu und garniert das Ganze mit einer Prise Erotik - fertig ist ein Horrorfilm. Der neue Film "Sennentuntschi", in dem Burgtheater-Schauspieler und "Jedermann" Nicholas Ofczarek die Hauptrolle spielt, folgt genau diesem Rezept - und greift auf eine Jahrhundert alte Schweizer Sage zurück.

Alles dreht sich um die Schweizer Form einer Sexpuppe für Almbewohner, das sogenannte "Sennentuntschi". Mit genügend Absinth im Blut wird offenbar auf einsamen Berghütten dem aus Besen und Tüchern gebastelten Lustobjekt, Leben eingehaucht, um fortan den unzüchtigen Sexualtrieb der Senner zu befriedigen. Doch der Sage nach, die auch dem Film des Schweizer Regisseurs Michael Steiner zu Grunde liegt, nimmt die tatsächlich erwachte Puppe schließlich bitterböse Rache.

Produktions-Probleme

Gedreht wurde der Film schon vor drei Jahren. Ofczarek ließ dafür sogar Probeaufnahmen für Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" ausfallen. Der Grund, warum es so lange gedauert hat, bis der Film das Licht der Leinwand erblickte, ist relativ simpel: Die Filmfirma ging pleite. Insgesamt kostete der Streifen 5,5 Millionen Franken (4,19 Mio. Euro). Eine Summe, die die Produktionsfirma nicht stemmen konnte. Das Österreichische Filminstitut war mit 170.000 Euro an der Produktion beteiligt. Gerettet wurde der Film schlussendlich von Constantin Film.

Produzent Michael Steiner glaubte 2009 sogar an einen "Fluch". Er vertrat damals beim Filmfestival Locarno die eigenwillige These, " Sennentuntschi" sei schuld an der weltweiten Finanzkrise, weil auf dem alten Sagenstoff ein Fluch liege. Dieser habe nach der Logik des Schmetterlingseffekts im Herbst davor das weltweite Wirtschaftsdebakel ausgelöst.

Verspäteter Kino-Erfolg in der Schweiz

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Für Nicholas Ofzarek ist aber genau die damalige Diskussion ein Mitgrund für den jetzigen Erfolg: "Es war letztlich für den Film eine Riesen-Werbung innerhalb der Schweiz, weil sich die Debatte, ob er überhaupt rauskommen kann, über zwei Jahre hingezogen hat. "

In der Schweiz selbst hatte der Film 100.000 Zuschauer, ein Riesen-Erfolg für eine einheimische Produktion. Gedreht wurde der Streifen auf Schwyzerdütsch. Ofcarek, der zwar acht Jahre in der Schweiz gelebt hat und schon einen regionalen Dialekt beherrschte, musste trotzdem noch einmal Schwyzerdütsch lernen, denn "das war ein Unterschied wie zwischen Wienerisch und Kärntnerisch." Ausgezahlt hat es sich allemal, obwohl der Film für den restlichen deutschsprachigen Raum extra synchronisiert wurde - natürlich mit Schweizer Anklang in der Sprache.

Hintergrund: Klage wegen Gotteslästerung

Bereits 1972 formte der Autor Hansjörg Schneider aus dem Stoff ein erotisches Drama. Als dieses 1981 im schweizerischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, hagelte es Anzeigen. Diese jedoch nicht wegen der gezeigten Erotik oder Gewalt, sondern wegen Gotteslästerung. Stein des Anstoßes war die Beseelung der Strohpuppe. Für die Schweizer Justiz war dies Grund genug, das Stück unter Zensur zu stellen und jede TV-Ausstrahlung zu verbieten. Da aber Verbotenes bekanntlich umso interessanter ist, blieb das Drama in der Schweiz ein Dauerbrenner.

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