Heino und die Rammstein-Riffs

Nein, das ist nicht Ozzy Osbourne, das ist Heino
Für sein „Rock“-Album „Schwarz blüht der Enzian“ bediente sich Heino vor allem bei Rammstein.

Damit „gedroht“ hat Heino schon vor gut einem Jahr, nun steht sein „Rock“-Album „Schwarz blüht der Enzian“ in den Regalen der Plattenläden und Download-Shops. Und man muss sagen, beim ersten Hören macht das Album etwas richtig. Es erinnert einen an die Vorwürfe, die Moralhüter Anfang der 80er-Jahre AC/DC entgegen geschrien haben: Eine Ausgeburt der Hölle. Das war ja irgendwie immer schon ein Qualitätsmerkmal für Metal-Alben. Ist „Schwarz blüht der Enzian“ also ein Jackpot für jeden Beelzebub verehrenden Heavy-Metal-Fan? Eher nicht. Denn erstens hat Heavy-Metal mit dem Teufel ungefähr so viel zu tun wie das Internet mit dem Datenschutz und zweitens machen ein paar Rammstein-Riffs, Lederjacke und Totenkopf-Ring noch keinen Rocker.

Heino und die Rammstein-Riffs

Das ist jedoch schon fast alles, was Heino mit den Rockversionen seiner eigenen Songs liefert. Besonders gern bedient sich der platinblonde Altling bei Rammstein („Einer von uns“, „Schwarz blüht der Enzian“, „Wir lagen vor Madadaskar“ und „Schwarzbraun ist die Haselnuss“) – immerhin ist er mit ihnen ja schon beim Wacken aufgetreten – und lässt mit seinem sonoren Bariton das R rollen, als ob es kein Morgen gäbe. Beim diesem R wird vielleicht sogar die Rammstein-Stimme Till Lindemann neidisch, Heino hat aber halt auch schon ein paar Jahre mehr R-Erfahrung. Dazwischen gesellt sich soundtechnisch ein bisschen Bon Jovi („La Paloma“) und U2 („Hoch auf dem gelben Wagen“) dazu.

Ironie

Dass Heino das ganze Projekt selbst nicht ganz so ernst nimmt, zeigt schon das erste Video zu „Schwarz blüht der Enzian“. Darin geben Stefan Mross, Patrick Lindner, Gotthilf Fischer und die Wildecker Herzbuben und eben Heino „das Sextett aus der Volksmusikhölle“, wie es die Süddeutsche passend ausdrückt, und spielen mit fast jedem Klischee, das es in der Rockmusik gibt.

Was man dem blonden Haarschopf mit der schwarzen Sonnenbrille nicht vorwerfen kann, ist, dass er nicht weiß was er tut. In einer Zeit, in der Schlager immer mehr zum Pop mutiert und musikalische Ergüsse eines Andreas Gabalier und einer Helene Fischer die Charts beherrschen, die Stadien füllen und die Titelseiten der Zeitungen zieren, ist es das (karrieretechnisch) einzig Richtige, ebenfalls wieder auf sich aufmerksam zu machen und sich die Rente aufzubessern. Heino ist mit seinen 76 Jahren (er hat am Samstag Geburtstag) bereits zu so etwas wie einer Kultfigur geworden, kann sich fast alles leisten (man denke nur an seine Kruppstahl-Sprüche) und wird wahrscheinlich auch mit „Schwarz blüht der Enzian“ wieder die Charts erobern. An der Musik selbst liegt das freilich nicht, aber die ist ja mittlerweile nur noch bedingt für einen Charterfolg verantwortlich.

KURIER-Wertung:

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