Schiele-Gemälde: Einigung mit allen Erben

Schiele-Gemälde: Einigung mit allen Erben
Nach langem Ringen im Restitutionsfall um das Gemälde "Häuser am Meer" von Egon Schiele erzielte das Leopold Museum nun einen Vergleich

Im Restitutionsfall des Gemäldes "Häuser am Meer" von Egon Schiele wurde nun mit allen Erben eine Einigung erzielt. Das gab die Leopold Museum-Privatstiftung heute, Donnerstag, Vormittag, bei einer Pressekonferenz bekannt. Nach der bereits im Mai 2011 erzielten Einigung mit der einzigen noch lebenden Enkelin der früheren Besitzerin Eugenie "Jenny" Steiner konnte nun "nach intensiven Bemühungen auch ein Vergleich mit den Erben nach Daisy Hellmann und Klara Mertens erzielt werden". In den Unterlagen zur Pressekonferenz spricht spricht der Vorstand von einer "Lösung, um die lange gerungen wurde".

Das 1938 von den Nationalsozialisten beschlagnahmte Gemälde "Häuser am Meer" gehörte der Industriellen und Kunstsammlerin Eugenie "Jenny" Steiner (1863-1958), die unmittelbar nach dem "Anschluss" nach Paris flüchtete und später in die USA emigrierte. 1941 wurden die "Häuser am Meer" bei einer Auktion im Dorotheum von Josefine Ernst erworben, deren Sohn das Bild 1955 an Rudolf Leopold verkaufte. 2010 hatte ein vom Kulturministerium eingerichtetes Beratungsgremium das Werk als restitutionswürdig eingestuft. Als Privatstiftung ist das Leopold Museum aber nicht an das Kunstrückgabegesetz gebunden.

Leopold Museum muss wieder Kunstwerke verkaufen

Bei der Summe, die insgesamt an die Erben gezahlt wird, scheint man noch etwas draufgelegt zu haben: Ob die beiden restlichen Erbengruppen ebenfalls je 5 Mio. Dollar (3,48 Mio. Euro) erhielten wie die Enkelin Steiners bei der vor einem Jahr erzielten Einigung, wollte Stiftungsvorstands-Vorsitzender Helmut Moser auf APA-Nachfrage so nicht bestätigen: "Wir haben alle Erbengruppen gleich behandelt", lautete sein einziges Statement dazu.

   Die zuletzt umstrittene Formulierung "fair und gerecht" (wie es in der 1998 beschlossenen Washingtoner Erklärung über Lösungen in Restitutionsfällen heißt) ist in der Einigungserklärung nicht mehr enthalten. Stattdessen hat man sich auf einen Text geeinigt, in dem es heißt, dass damit alle rechtlichen, wirtschaftlichen und moralischen Ansprüche endgültig abgegolten, bereinigt und erfüllt seien. Vertreter der beiden Erbengruppen waren im Gegensatz zu Alfred Noll, dem Rechtsanwalt der Enkelin Steiners, nicht zur Pressekonferenz erschienen. Auch diesen Umstand wollte Moser nicht weiter kommentieren: "Wir sind immer bereit, uns mit allen an einen Tisch zu setzen."

   Um die notwendigen Mittel aufzubringen wird die Leopold Museum-Privatstiftung wieder Kunstwerke verkaufen müssen, sagte Peter Weinhäupl, der Managing Director des Leopold Museums. Vom Erlös der Auktion des Gemäldes "Häuser mit bunter Wäsche", das im Vorjahr bei Sotheby`s in London mit einem Hammerpreis von 22 Mio. Pfund (24,6 Mio. Euro) einen neuen Kunstmarkt-Weltrekord für ein Werk Schieles aufgestellt hatte, sei nur noch "eine kleine Restsumme" übrig.

   Der museologische Direktor Tobias G. Natter zeigte sich über die erzielte Einigung und den damit sichergestellten Verbleib von "Häuser am Meer" ebenso erfreut wie Elisabeth Leopold, die Witwe des Sammlers und Museumsgründers Rudolf Leopold. "Wir haben auf diesen Tag 13 Jahre gewartet. Vor 13 Jahren sind wir zur IKG (Israelitische Kultusgemeinde, Anm.) gegangen und haben gebeten zu vermitteln. Es war uns ganz wichtig, dass dieses Bild in Österreich bleibt", sagte sie. "Es ist ein großes Kunstwerk. Es ist Schieles Testament an die Nachwelt."

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