Scheuba-Premiere: Satire und Wahrheit im Paarlauf

Kabarettist Florian Scheuba: "Folgen Sie mir auffällig"
Kabarettist Florian Scheuba mit seinem 2. Solo "Folgen Sie mir auffällig" im Wiener Stadtsaal.

"Folgen Sie mir auffällig" von Florian Scheuba ist erzählte Realsatire aus Politik und Gesellschaft, weil die Wirklichkeit an Absurditäten und Bizarrerien oft nicht zu überbieten ist.

Wer hätte gedacht, dass das Geschäftsmodell der Wiener PR-Agentur Modern Mind Marketing Lügen und frei erfundene, aber im Internet zu Tausenden munter ihr Unwesen treibende fiktive Personen sind?

Dass so jährlich rund 100.000 Postings via Twitter und Online-Foren im Internet im Auftrag von Bank Austria, ÖBB, Red Bull, aber auch "randständigen Nischenprodukten wie der ÖVP Wien", so Scheuba, gefälscht wurden?

Wobei ein gefälschtes Posting unter einem Artikel von oe24 allein schon ein Witz ist.

Angesprochen werden u.a. die Auswüchse von political correctness und Föderalismus: Neun Landesregierungen in einem so kleinen Land wie Österreich erscheinen da "ein bisschen so, als würde man das Blumenkisterl am Fensterbrett in Klimazonen unterteilen".

Als Investigativkabarettist ist es Scheuba ein Anliegen, nicht aufgearbeitete und von ihm aufwendig recherchierte Machloikes und andere Missstände pointiert zugespitzt publik zu machen.

Während der Buwog-Prozess gerade die undurchsichtigen Geschäfte eines Ex-Finanzministers untersucht, laufen gegen den aktuellen FP-Innenminister Herbert Kickl Ermittlungen, der, so Scheuba, "Teil einer Werbeagentur war, die in Kärnten Scheinrechnungen erstellt hat. Außerdem gibt es Zeugenaussagen von ehemaligen Mitarbeitern, die sagen, da sei auch Bargeld an die FPÖ-Zentrale in Wien geflossen."

Bestechend ist die Klarheit, mit der Scheuba das Halbseidene und Unappetitliche im politischen Alltag anspricht. In dem Satire als Begriff zur Hure der Zeit wird, missbraucht vom Vizekanzler, "um Journalisten zu verleumden, weil er zu feig ist, dazu zu stehen und damit versucht, sich vor juristischen Konsequenzen zu drücken". Und in dem man sich fragen muss: Ist die Einrichtung einer FPÖ-Historikerkommission, um braune Flecken in den deutschnationalen Burschenschaften aufzuspüren, "nicht wie die Suche nach Heu in einem Heuhaufen"?

Scheuba ohne erhobenen Zeigefinger, erfrischend direkt und sehr persönlich. Eine Empfehlung!

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