Schafhausen wird neuer Kunsthallen-Chef

Der deutsche Kurator Nicolaus Schafhausen wird der Nachfolger von Gerald Matt. Am Donnerstag wurde er offiziell vorgestellt.

Der neue Leiter der Kunsthalle Wien ist gefunden. Wie dem KURIER am Mittwochnachmittag aus mehreren verlässlichen Quellen bestätigt wurde, handelt es sich dabei um Nicolaus Schafhausen. Der deutsche Kurator und Kunsthistoriker wurde heute, Donnerstag, von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny offiziell vorgestellt. Schafhausen folgt damit auf den umstrittenen Direktor Gerald Matt, der Ende März nach turbulenten Monaten zurückgetreten war. Als Teil der neuen Doppelspitze der Kunsthalle, an der Seite der kaufmännischen Leiterin Ursula Hühnel-Benischek, erhält er einen Fünf-Jahres-Vertrag. Am 1. Oktober soll er seinen Posten antreten.

Der erfahrene Ausstellungsmacher und Kunstmanager hatte sich als Gründungsdirektor der European Kunsthalle ( Köln) mit der Zukunft von Institutionen zeitgenössischer Kunst auseinandergesetzt. Die Leitung des niederländischen Witte de With-Zentrums in Rotterdam (dessen künstlerischer Chef er seit 2006 war) hat er kürzlich abgegeben.

Schafhausen wurde 1965 in Düsseldorf geboren, war selbst als Künstler und später als Kurator tätig. Er war u.a. Direktor des Frankfurter Kunstvereins (1999-2005) und war 2007 sowie 2009 Kommissär des deutschen Pavillons auf der Biennale Venedig.

Schafhausen hatte auch zumindest indirekt Kontakt zur Kunsthalle: Er war ab 2000 Mitglied im Vorstand der Ursula Blickle Stiftung. Diese war einer der Kunsthallen-Hauptsponsoren, hatte aber nach dem Konflikt um Matt angekündigt, sich von diesem Engagement zurückzuziehen.

 

Neue Ermittlungen in Causa Matt

Schafhausen wird neuer Kunsthallen-Chef

Vor der offiziellen Verkündigung der Matt-Nachfolge am Donnerstag wurde ebenfalls bekannt, dass es neue Ermittlungen im Zusammenhang mit den laufenden Untersuchungen gegen den früheren Leiter Gerald Matt gibt.

Die Zentrale Staatsanwaltschaft zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität und Korruption ermittelt demnach auch gegen den ehemaligen Vorstand des Trägervereins sowie die langjährige Geschäftsführerin der Kunsthalle, Bettina Leidl, berichtet die APA.

Gegen Leidl (nun Chefin der Förderagentur "departure"), Thomas Häusle und Siegfried Menz (Präsident bzw. Vizepräsident des als Träger von einer GmbH abgelösten "Vereins Kunsthalle") stehe der Verdacht im Raum, sich an möglichen Untreue-Handlungen Matts beteiligt zu haben. In den Sommermonaten soll feststehen, ob die Verfahren weitergehen.

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DIE LÄSTIGEN 1. Gerald Matt Der sonst so stilbewusste Direktor der Kunsthalle Wien ließ im Kampf um seinen Posten jede Eleganz vermissen: Er verteidigte Privattätigkeiten mit Ausreden à la „meine Assistentin macht das in ihrer Freizeit“, ließ sich von seinem Freundesverein Persilscheine am Fließband ausstellen und feuerte Mitarbeiter mit teils untergriffigen Begründungen. Auch der Versuch, seine Kritiker wegen einer Einladung nach Miami zu diskreditieren, schlug fehl. Als seine Beurlaubung verkündet wurde, weilte Matt gerade in Florida. 2. Charlotte Roche Auch ein Erfolgsrezept: Die Autorin nimmt möglichst viele schmutzige Wörter und verwurstet sie zu Büchern wie „Feuchtgebiete“ und „Schoßgebete“. Und alle regen sich dann brav darüber auf. Vorsatz für 2012: Schweigen über Charlotte Roche. 3. Super- und andere Talente Den Casting-Shows ist schon längst der Schmäh ausgegangen, und dennoch: Aus jedem Winkel werden wirre Talente in die Studios gekarrt. Und was kommt dabei raus? Ein Panflötenspieler als Sieger, dumme Wortspiele mit und ohne Wurst und keine neuen Stars. 4. Thomas Gottschalk Man kann es auch übertreiben mit dem Abschiednehmen: 2011 folgte eine fast-letzte „Wetten, dass...?“-Ausgabe mit Gottschalk auf die andere, nach der doch-nicht-letzten gab es die jetzt-aber-wirklich-fast-letzte und dann – endlich – doch die letzte. Mühsam. 5. Theaterdonner und -preise Krampf und Ärger statt Glanz und Freude: Die Theaterszene nützt den „Nestroy“-Preis für ausführliche Streitigkeiten, im Operettenstaat Mörbisch wird am Ende der Ära Serafin plötzlich scharf geschossen, und die Sommerfestivals nerven mit Skandalen. Entbehrlich.

Am Mittwoch tauchte indes ein Unterstützungsbrief für Matt auf, in dem ihm Galeristen, Künstler und auch Journalistinnen  für seine „bemerkenswerte Arbeit“ danken. „Wir schätzen Deine visionäre und leidenschaftliche Art, Kunst zu leben“, wird die Entscheidung Matts bedauert, sich nach zahlreichen Vorwürfen schließlich von seinem Amt zurückzuziehen. Unterschrieben haben u. a. Städelmuseum-Leiter Max Hollein und Kunstforum-Chefin Ingried Brugger sowie die Künstler Urs Fischer, Eva Schlegel, Shirin Neshat und Erwin Wurm.

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