Sargnagels Tirade trifft Nerv beim Bachmannpreis

Stefanie Sargnagel: Die rote Mütze fehlt bei keinem Auftritt.
Die Österreichische Teilnehmerin eröffnete das Wettlesen mit dem Text "Penne vom Kika".

„Ich bin ja jetzt Autorin, und mit jedem Euro, den ich damit verdiene, wird mein inneres Poesievögelchen schwächer“: Als Stefanie Sargnagel am Donnerstagvormittag als erste Teilnehmerin zum Wettlesen um den Bachmann-Preis antrat, kotzte sie sich zuerst einmal über die Zwänge der Lohnschreiberei aus. "Ich möchte lieber Gelehrte sein, aber ohne die anstrengende Leserei, oder Asketin sein, aber ohne den Verzicht“, hieß es da.

Der Text der (einzigen) österreichischen Teilnehmerin am Wettbewerb, "Penne vom Kika" (pdf hier), drehte sich in der Folge um den Prozess, einen Text für den Bachmannpreis zu schreiben, führte in Absturzkneipen, nach Favoriten und in ein Möbelhaus, wo die Ich-Erzählerin am Ende die titelgebenden Nudeln verzehrt - "Sie schmecken nach gar nichts, genau wie ich es mag."

Milieuschilderungen

Die Jury zeigte sich zunächst angetan von der ausgestellten Schludrigkeit Sargnagels, die sie als eine vordergründige erkannte: "Unglaubliche Milieuschilderungen" lobte die Jurorin Sandra Kegel, das Bedürfnis nach Ruhe, das anfangs im Text gefordert wird, werde durch den letzten Satz (über die faden Nudeln) "wahnsinnig gut auf den Punkt gebracht". Juror Hubert Winkels sah Analogien zu Rainald Goetz; das Meditieren darüber, wie es ist einen Text für den Bachmannpreis zu schreiben, sei bereits "ein Subgenre" unter den gelesenen Texten; insofern sei Sargnagels Beitrag "nicht ganz neu, aber gut gemacht" gewesen.

Jurorin Meike Feßmann stellte sich dem Lob am entschiedensten entgegen und geißelte den Text der via Social Media zu Prominenz gelangten Autorin als "gefälligen, gewöhnlichen, banalen Text" der "voller abschnurrender Klischees" stecke. Juror Stefan Gmünder, der zugab, dass ihn im Vorfeld des Bewerbs vor allem die gehypte Rezeption Sargnagels genervt hatte, zeigte sich angetan, erklärte aber, er "würde den Text nicht zu hoch hängen."

Die Lesungen sind on-demand auf der Website des Bachmannpreises abrufbar.

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