Sammler lernen die Zusammenarbeit
Private Kunstförderung – in Österreich war dieses Schlagwort zuletzt von Wehklagen begleitet. Anderswo scheint der Trend zu privaten Museen ungebrochen: Am Mittwoch erst verkündete der Milliardär François Pinault gemeinsam mit der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, dass er künftig seine enorme Sammlung in der französischen Hauptstadt präsentieren werde. Die Stadt Paris verpachtet dem Inhaber zahlreicher Luxus-Unternehmen die einstige Handelsbörse auf 50 Jahre, Pinault lässt sie renovieren und ausbauen, so wie er dies schon mit dem Palazzo Grassi und der Punta della Dogana in Venedig tat.
Für Berlin kündigte die Kunstsammlerin Julia Stoschek eine Dependance ihres Düsseldorfer Privatmuseums an. Und ein jüngst erschienener Report, der 317 Privatmuseen weltweit erfasste, sieht weiteres Wachstum insbesondere im Nahen und im Fernen Osten.
Schritt zurück nach vor
In Österreich hat die Ankündigung, dass das Essl Museum in Klosterneuburg mit 1. Juli aus finanziellen Gründen seinen Betrieb einstellen wird, dagegen einen Schatten auf den einst hoffnungsvollen Sektor der privaten Kunstförderung geworfen.
Ließen sich Mäzene früher ungern ins Konzept reden, so scheint mittlerweile ein neuer Kooperations-Geist eingezogen zu sein: Im Essl-Museum darf Kunst-Aktivist Lorenz „eSeL“ Seidler ab 4. Mai seine „Sammlung eSeL“ präsentieren. Das Museum Angerlehner in Thalheim/Wels, dessen Gründer zuletzt die Insolvenz seiner Firmengruppe verkraften musste, kooperiert ab 20. 5. für eine Ausstellung mit dem Kardinal-König-Kunstfonds.
Neuer Kunstraum in City
Der Unternehmer Martin Lenikus (s. unten) kündigt im KURIER-Gespräch einen neuen Ausstellungsraum am Bauernmarkt 1 an. „Es soll ein laufender Ausstellungsbetrieb sein, wir werden auch Gastronomie unterbringen. Dazu sind Geschäftsflächen geplant“, erklärt Lenikus. Seine rund 500 Werke starke Sammlung soll bis 2018 in dem Haus einziehen, das nach zähen Streitigkeiten mit einem räumungsunwilligen Mieter derzeit renoviert wird. „Wir werden 300–400 m² Ausstellungsfläche haben“, sagt Lenikus. Die kommerzielle Nutzung soll dabei die Kunst mittragen.
Der Verkauf des ORF-Funkhauses in der Wiener Argentinierstraße läuft wie geplant: Am Mittwoch wurde die erste Gesprächsrunde mit den Bietern beendet. Nach einer internen Bewertungsphase wird der ORF die Interessenten zu Nachbesserungen auffordern. In der Folge wird eine Shortlist der Bestbieter aufgestellt und noch im Mai eine weitere, möglicherweise letzte Gesprächsrunde mit diesen durchgeführt.
Unter den Bietern ist auch der Wiener Immobilien-Unternehmer Martin Lenikus, ein Sammler zeitgenössischer Kunst. In einem Haus am Bauernmarkt 9 stellte Lenikus ab 2000 jungen Künstlerinnen und Künstlern Ateliers, Wohn- und Ausstellungsräume zur Verfügung. Nun wird das Haus umgebaut, Lenikus macht mit dem Förder-Programm Pause.
Auf die Frage, ob aus Ateliers mittelfristig doch Luxuslofts werden könnten, sagt Lenikus: „Hier sehe ich nicht wirklich das Problem. Aber unser ,Campus Funkhaus‘ ist absolut langfristig angelegt.“
Weiterhin gilt ORF-intern der Fahrplan, den Verkauf am 23. Juni vom Stiftungsrat absegnen zu lassen. Allerdings gab ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz die Devise aus, dass ein besserer Preis wichtiger sei als die Einhaltung des Zeitplans.
Kommentare