Salzburger Festspiele: Theater-Pop beim YDP

Salzburger Festspiele: Theater-Pop beim YDP
Angewandter Theater-Pop mit hohem Unterhaltungswert und einer Brise Banalität gab es bei der "Mission Drift"-Premiere in Salzburg.

Mit "Mission Drift" der New Yorker Musik- und Theatergruppe The Team sind sowohl alle Bühnen-Premieren des Salzburger Festspielsommers exponiert, als auch die Experimentalschiene "Young Directors Project" (YDP) von Schauspielchef Thomas Oberender. Noch ist die Entscheidung der Jury um den Young Directors Award ausständig, aber mit "Mission Drift" hat wohl ein heißer Anwärter gestern, Samstag, das Finale im Republic absolviert.

"Mission Drift" ist das einzige Projekt dieses YDP-Durchgangs 2011, das im konventionellen Sinn "Theater" genannt werden kann. Das Publikum tut nichts anderes als sitzen und sich eine Geschichte erzählen lassen - und zwar von den Musikern und Schauspielern aus New York.

The Team beschwört den amerikanischen Traum aus vier Jahrhunderten. Wütend und traurig wird vom ewigen Kapitalismus erzählt, von jenem alles durchdringenden Pioniergeist, der Außergewöhnliches geschafft und das Land (und seine Bewohner) groß gemacht hat. Konstruiert wie eine trashige Show, ist "Mission Drift" randvoll emotional aufgeladener Klischees, auf denen das US-Kino seit eh und je herumreitet. Aber The Team um Regisseurin Rachel Chavkin mischt auch analytische Blicke hinter die "Alles-ist-möglich-Fassade" dazu. Und ein paar gute, melancholische Rock-Songs von Heather Christian und ihrem Trio. Die Botschaft ist einfach, das Handwerk ist gut - angewandter Theater-Pop mit hohem Unterhaltungswert und einer Brise Banalität.

25-minütige Ego-Spielchen bei "A Game of You"

Formal ganz anderes gestrickt sind die YDP-Projekte III und IV. "A Game of You" heißt das gerade einmal 25-minütige Ego-Spielchen der belgischen Truppe Ontroerend Goed, bei dem der Zuschauer auf witzige Art heimlich gefilmt, von anderen Besuchern begutachtet und kommentiert und auf smarte Weise ein wenig aufs Glatteis geführt wird. Wie auch in den Projekten I und II ("Das ehemalige Haus" sowie "Symphony of a Missing Room") hängt der Erlebniswert dieses Theaters vom Zuschauer selbst ab und seiner Bereitschaft, mitzuspielen und sich einzulassen auf die Versuchsanordnung der Theaterleute.

Das gilt auf für "The Dinner Club - Salzburg Classes" von Poste Restante aus Schweden. In dieser viereinhalbstündigen Mitmach-Performance wurden dem Publikum Tischmanieren beigebracht. Und der Grundschritt im Rumba-Tanzen sowie die feine Klinge des Flirtens, des Smalltalks und des Wein-Verkostens. Alles mit praktischen Übungen samt echtem Gala-Dinner und Gesellschaftstanz bis spät in die Nacht. Seminar-Theater, inszenierte Nachhilfe in Lebenskunst und Schwelgen in Dekadenz - ein bisschen etwas von allem.

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