Roxette: Zwischen Partylaune und Betroffenheit

Marie Fredriksson, Per Gessle
Kritik: Roxette mit einer zerbrechlichen Marie Fredriksson live in der Wiener Stadthalle.

Wie muss sich das anfühlen? Es ist Endspurt in der Wiener Stadtalle. Roxette sind bei der Zugabe ihres Durchbruchs-Hits "The Look" angelangt. Alle springen, tanzen, hüpfen – von den Musikern auf der Bühne bis zu den Fans auf den Rängen. Nur der Star des Abends nicht: Marie Fredriksson ist die ganze Show lang auf einem Barhocker gesessen. Nach einer Gehirntumor-Erkrankung im Jahr 2002, nach Operation und Bestrahlung gilt sie als geheilt, sieht aber nur mehr mit einem Auge, hat oft kein Gefühl in den Beinen. Jetzt hat sie gerade noch die Kraft, die Fäuste geballt in die Luft zu stemmen, während rundum alle verrückt spielen.

Beim Konzert 2011 hier auf dieser Bühne stand sie noch. Jetzt geht es ihr hörbar schlechter. Die einst so kräftige Stimme ist genauso zerbrechlich wie Fredrikssons abgemagerter Körper, bricht immer wieder weg. Eine Background-Sängerin versucht dann auszugleichen. Das nützt nicht immer. Die Lead-Stimme ist die ganze Show lang mal laut und in der nächsten Sekunde doch wieder nur ein Wispern.

Vergnügen

Es stört keinen. Man hat im Gegenteil das Gefühl, dass die knapp 8000 Konzertbesucher beim Mitsingen genauso an Fredrikssons Unterstützung wie an das eigene Vergnügen denken.

Denn ja, das ganze Programm besteht fast nur aus Hits. Aus den perfekten Pop-Songs, die Gitarrist Per Gessle geschrieben hat – aus Party-Hymnen wie "Sleeping In My Car", "It Must Have Been Love" und "Joyride". Doch heute verbreiten sie neben Party-Laune angesichts des Zustandes der 57-Jährigen auch Betroffenheit.

Per Gessle bemüht sich nach Kräften, das auszugleichen. Er rennt, tanzt, animiert sein Publikum. Und schaut dazwischen doch immer wieder besorgt auf Marie. Wenn die Stimmung gerade gut hochgekocht ist und die Show ein schnelles Draufsetzen bräuchte, macht er trotzdem längere Pausen und plaudert über Belanglosigkeiten. Offenbar braucht seine Partnerin die Pausen.

So kommt die Party erst spät in jene Art Schwung, die man von Roxette-Shows von anno dazumal kennt. Erst bei der Zugabe ist Betroffenheit gewichen, hat der Freude darüber Platz gemacht, dass man diese Songs trotz allem immer noch gemeinsam zelebrieren kann.

Fredriksson strahlt, während sie bei "The Look" die Fäuste in die Luft stemmt. Ja, es muss sich gut anfühlen, dieses ausgelassene Treiben – auch für sie. So gut jedenfalls, dass sie dann für die endgültige Verabschiedung doch noch die Kraft hat, aufzustehen. Und dafür bekommt sie den größten Jubel dieses Abends.

KURIER-Wertung:

Bilder: Roxette in Wien

Roxette: Zwischen Partylaune und Betroffenheit

Roxette in der Stadthalle Wien
Roxette: Zwischen Partylaune und Betroffenheit

KONZERT "ROXETTE" IN DER WIENER STADTHALLE: FREDRI
Roxette: Zwischen Partylaune und Betroffenheit

Roxette in der Stadthalle Wien
Roxette: Zwischen Partylaune und Betroffenheit

KONZERT "ROXETTE" IN DER WIENER STADTHALLE: FREDRI
Roxette: Zwischen Partylaune und Betroffenheit

Roxette in der Stadthalle Wien
Roxette: Zwischen Partylaune und Betroffenheit

Roxette in der Stadthalle Wien
Roxette: Zwischen Partylaune und Betroffenheit

Roxette in der Stadthalle Wien
Roxette: Zwischen Partylaune und Betroffenheit

Roxette in der Stadthalle Wien
Roxette: Zwischen Partylaune und Betroffenheit

Roxette in der Stadthalle Wien
Roxette: Zwischen Partylaune und Betroffenheit

KONZERT "ROXETTE" IN DER WIENER STADTHALLE: FREDRI
Roxette: Zwischen Partylaune und Betroffenheit

Roxette in der Stadthalle Wien
Roxette: Zwischen Partylaune und Betroffenheit

Roxette in der Stadthalle Wien
Roxette: Zwischen Partylaune und Betroffenheit

Roxette in der Stadthalle Wien
Roxette: Zwischen Partylaune und Betroffenheit

Roxette in der Stadthalle Wien

Kommentare