Roland Geyers Pläne bis zum 100er

Roland Geyers Pläne bis zum 100er
Der Wiener Opernchef Roland Geyer verrät viele Projekte und ein Konzept für die Rettung der Kammeroper.

Es ist dem Intendanten des Theater an der Wien mehrfach passiert, dass er auf dem Naschmarkt mit etwa folgender Bemerkung angesprochen wurde: Sie gehen ja jetzt nach Bregenz, schade ...

Auch darob sieht sich Roland Geyer zu einer Klarstellung veranlasst: "Ich leite das Theater an der Wien noch bis Sommer 2016. Dann erst übersiedle ich nach Bregenz." Im Jahr 2015 werde er die Bregenzer Festspiele parallel zu Wien betreuen.

Insgesamt 100 Produktionen werden es im Jahr 2016 sein, die Geyer an der Wien herausgebracht haben wird. Am Sonntag steht Händels "Serse" auf dem Programm, womit Geyer bei etwa 60 Produktionen steht.

Der Schwerpunkt mit alter Musik werde auch auf alle Fälle weiterlaufen, sagt er im KURIER-Interview: "Ein Drittel des Repertoires bleibt das Barock. Es wird auch der Monteverdi-Zyklus weitergehen. Diese Saison inszeniert Claus Guth ,Orfeo', Ivor Bolton wird dirigieren. Danach kommen noch ,Ulisse' und ,Poppea' von Monteverdi, alle mit unterschiedlichen Dirigenten."

Dazu wird es bis 2016 jedes Jahr eine Uraufführung geben. Heuer ist es "Gogol" von Lera Auerbach (Premiere am 15. 11.). Bo Skovhus war für die Titelpartie vorgesehen, musste jedoch krankheitsbedingt absagen. Regisseurin Christine Mielitz entschied sich daraufhin, die Partie zu teilen und von zwei Sängern (Martin Winkler, Otto Katzameier) singen zu lassen.

Neustart

Schon am 4. November wird übrigens in der Kammeroper die Miniaturoper "Vogel, Herzog, Idiot" uraufgeführt - das erste Bespielprojekt des Theaters an der
Wien in jenem Haus, das zuletzt durch finanzielle Schwierigkeiten in den Medien war. "Es gibt ein Konzept von mir, die Kammeroper zu retten und ganzjährig im Geiste ihres Gründers Hans Gabor zu bespielen", verrät Geyer. "Man könnte dieses wunderbare kleine Haus durch die Produktionskraft des Theaters an der Wien in eine neue Erfolgsära bringen." Konkret denkt er an ein eigenes Ensemble, das jeden Monat ein spezielles Projekt für die Kammeroper erarbeitet. "So bliebe die Kammeroper am Leben und auch der Hans Gabor Gesangswettbewerb."

Zurück zum Theater an der Wien: Dort wird es im kommenden Jahr nicht nur die Wiederaufnahme von "Rake's Progress" (Regie: Martin Kušej) geben, sondern auch eine Uraufführung eines jungen Engländers namens Ian Bell. Er schreibt seine erste Oper, basierend auf dem Bilderzyklus "Harlot's Progress" von William Hogarth, der auch Strawinsky zu "Rake's Progress" inspirierte. Als Sängerin wird da Diana Damrau zu hören sein.

Die "Qual der Wahl" hat Geyer, wenn es darum geht, womit er seine Intendanz beenden wird. "Sieben bis acht Projekte sind für 2015/16 noch offen. Natürlich bietet es sich an, unseren Richard-Strauss-Zyklus zu vervollständigen. ,Intermezzo' und ,Ariadne' haben wir schon herausgebracht. Strauss hat sich aber auch ,Capriccio' für das Theater an der Wien gewünscht."

Topstars

Mit Cecilia Bartoli, Plácido Domingo und Nikolaus Harnoncourt wird er auf alle Fälle weiterarbeiten. Und dazu neue Stimmen wie zuletzt Sally Matthews, die in Brittens "The Turn of the Screw" begeisterte, engagieren und "mit den richtigen Rollen betrauen".
Zehneinhalb Jahre wird Geyer, der die Umwidmung des Theaters in ein Operntheater erfolgreich umsetzte, dann Intendant in Wien gewesen sein. Davor war er mit dem KlangBogen sieben Jahre dort zu Gast. "Meine erste Produktion war ,Otello' von Rossini mit Yehudi Menuhin. Nicht gerade der größte Erfolg", schmunzelt er. "Deshalb möchte ich gerade dieses Werk unbedingt noch einmal neu am Theater an der Wien produzieren."

Geyer: Intendant der Vereinigten Bühnen

Wien: Roland Geyer leitet bis 2016 das Opernhaus an der Wien. Im kommenden Jahr soll dieser Job neu ausgeschrieben werden, weil Geyer nach Bregenz wechselt. Rascher muss ein Musical-Intendant der VBW gesucht werden, da Kathrin Zechner schon ab 2012 zum ORF wechselt. Vermutlich wird es weiterhin zwei Chefs geben.

Bregenz: Dort wird Geyer Nachfolger David Pountneys als Festspielintendant. Geplant ist eine neue Pionierphase.

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