Rock und Roll und Registrierkassa

Rammstein zündeln wieder - beim Rock in Vienna
Ab Freitag gibt es mit dem Rock in Vienna und dem Nova Rock (Nickelsdorf) zehn Tage lang fast ununterbrochen laute Gitarren.

Es wird laut ab Ende der nächsten Woche. Von Wien bis Nickelsdorf werden bis 12. Juni die Gitarren dröhnen, die Sänger kreischen und die Fans grölen. Denn wie schon im Vorjahr stehen auch heuer wieder an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden große Rock-Festivals auf dem Plan.

Den Anfang macht ab 3. Juni das dreitägige "Rock In Vienna" auf der Donauinsel – mit Headlinern wie Rammstein, Iggy Pop und Iron Maiden. Nach vier Tagen Pause geht es in Nickelsdorf mit dem "Nova Rock" los. Von Donnerstag bis Sonntag haben sich dort unter anderen Wanda, Slayer, Korn, Volbeat, Tom Odell, Alice Cooper, Seiler & Speer und Twisted Sister angesagt. Der Höhepunkt dabei: Die Red Hot Chili Peppers stellen in Nickelsdorf das am 17. Juni erscheinende Album "The Getaway" – ihr erstes seit sechs Jahren – vor.

Alles in allem 119 Acts. Dazu Bier, kulinarische Schmankerln und (hoffentlich) Sonne. Ein Schlaraffenland für Rock-Fans!

Oder doch eher eine nicht so leichte Entscheidung zwischen dem Stadtfestival "Rock In Vienna" mit der Möglichkeit, im eigenen Bett zu schlafen, oder dem auf Camping ausgelegten "Nova Rock" mit vier Tagen Auszeit weit weg vom Alltag?

Rock wird älter

Werner Stockinger, Chef des im Vorjahr dazugekommenen "Rock In Vienna", sagt nein, es gebe keine Überschneidung in der Zielgruppe: "Rock, seine Musiker und seine Fans werden älter", erklärt er im KURIER-Interview. "Da hat man andere Ansprüche, will saubere Toiletten, zu Hause duschen und nicht dafür anstehen müssen. Wer aber jünger ist, mit seinen Freunden ein Abenteuer sucht und das Leben erforschen will, fährt zum Nova Rock."

Ewald Tatar, Veranstalter des "Nova Rock", das heuer zum zwölften Mal stattfindet, ist anderer Meinung: "Ich glaube, dass es ein große Gruppe von Leuten gibt, die beide Festivals sehen wollen, sich aber entscheiden müssen, weil sie den Wochenenden direkt hintereinander stattfinden. Das macht keinen Sinn – weder für die Besucher noch für die Veranstalter."

Ein Ausweichen auf andere Wochenenden ist aber beiden nicht möglich. Vor dem 3. Juni könnten die "Rock In Vienna"-Bühnen auf der Donauinsel nicht bespielt werden, weil sie neben dem Schulschiff stehen und dort Matura-Arbeiten geschrieben werden. Und noch während die Rock-Fraktion abbaut, beginnen die Donauinselfest-Betreiber mit ihrem Aufbau. Tatar ist auch an sein Wochenende gebunden, weil er beim Buchen der Acts mit anderen Festivals zusammenarbeitet, die an diesem Wochenende stattfinden.

Und bargeldlos

Schon voriges Jahr hat Tatar auf diese Konkurrenzsituation reagiert, beim Nova Rock mit viel Erfolg die Wege zwischen den Bühnen verkürzt und größere Areale zum Entspannen und die "Genuss Arena Burgenland" mit einem kulinarisch breiteren Angebot installiert.

Heuer neu: Das Nova Rock wird ein bargeldloses Festival sein. "Darüber denken wir schon länger nach, weil viele Festivals in den umliegenden Ländern das schon seit ein paar Jahren praktizieren", sagt Tatar. "Dabei bekommt man eine Chip-Karte, die wie eine Bankomatkarte aussieht, und kann die an vielen auf dem ganzen Gelände verteilten Ladestationen aufladen. Damit entfallen für die Besucher die Wartezeiten vor den Bankomaten und auch bei den Getränke-Standln geht es schneller. Und es ist sicherer: Bei Diebstahl kann man die Karte sperren." Der Vorteil für den Veranstalter: Tatar umgeht so die kuriose Situation, dass ihm das Registrierkassen-Gesetz vorschreibt, für jedes auf dem Gelände ausgegebene Getränk einen Zettel auszudrucken, während ein anderes verbietet, Flyer aufzulegen und Zettel herumfliegen zu lassen.

Stockinger bleibt für "Rock In Vienna" beim Bargeld: "Man hat mir gesagt, dass sich das Finanzrecht über das Kommunalrecht stellt. Das heißt, wenn das Finanzamt sagt, ich muss Zettel ausgeben, kann die Stadt sagen, was sie will. Aber am Ende obliegt es unserer Gastronomie-Firma, dieses Problem zu lösen."

Stockinger weiß, dass er sich gegenüber dem Traditions-Festival "Nova Rock" noch etablieren muss, sagt, man habe viel aus der Premiere von 2015 gelernt: "Um die Anrainer nicht zu stören, müssen wir um 23.00 Uhr Schluss machen. Da kam vielfach die Frage, wohin gehen wir danach? Also haben wir heuer in 30 Clubs, die auf der Website angegeben sind, Aftershow-Partys mit Spezial-Programmen und weiteren Live-Konzerten. Royal Republic spielen zum Beispiel auf der Insel, aber auch im Chaya Fuera – ein bisschen wie beim Waves, nur mit einer anderen Stilrichtung."

Auch kulinarisch hat das "Rock In Vienna" aufgerüstet. Es gibt ein wesentlich breiteres Angebot – mit dem Fokus auf österreichischer Küche, aber auch Spezialitäten aus Persien oder China. Außerdem werden Zweitages-Pässe angeboten und der Preis für den Dreitages-Pass wurde um 20 Euro auf 179,90 Euro gesenkt." Heuer bleibt das Match "Rock In Vienna" gegen "Nova Rock" – wenn es das überhaupt gibt – also noch offen. Wobei sich der Erfolg von "Rock In Vienna" erst beim Event zeigen wird. Weil es ein Stadtfestival ist, sind die meisten Besucher Tages-Gäste, von denen sich viele spontan entscheiden, heute schnell mit der U-Bahn auf eine Dosis Rockmusik auf die Donauinsel zu fahren.

Ewald Tatar ist aber schon im Vorfeld der langen Rockwochen zufrieden: "Natürlich hatten wir voriges Jahr weniger Besucher als zuvor. Das große Fragezeichen dabei war, ob die, die zum ,Rock In Vienna‘ abgewandert sind, wieder zum ,Nova‘ zurückkommen. Und das ist der Fall: Ich habe heuer schon um 10.000 Tickets pro Tag mehr verkauft als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr."

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