Rock in Vienna: Triumphales Finale mit Marteria und Toten Hosen

Campino und seine Toten Hosen.
Ein über weite Strecken durchwachsenes "Rock in Vienna" ging mit den Toten Hosen magisch zu Ende.

Wohl wegen des Regens waren am Sonntag nicht einmal 10.000 Fans zum Rock in Vienna auf die Donauinsel gekommen. Sie sahen Monster Magnet und die Mittelalter-Rock-Band In Extremo. Die Deutschen inszenierten ihren mit Dudelsack und Harfe versetzten Metal mit Explosionen und Flammenwerfern.

Der Haupt-Act an diesem Abend war Deichkind, eine Band, die seit dem Durchbruch mit dem "Leider Geil" von Chaoten mit Outfits aus Mistsäcken und Leuchtfarbe-Klebebändern zu einem professionellen Live-Act gewachsen sind. Optisch ist ihre Show mit nüchternen, drehbaren Quader-Türmen ausgestaltet, die auf jeder Seite andere Effekte möglich machen. Dazu kommen Gürtel aus Touchscreens und Pyramiden-Hüte aus LED-Elementen. Alles höchst stylisch. Das Deichkind-typische Trash-Element kommt von Riesenhirnen (angelehnt an den Hit "Denken Sie Groß").

Dazu gibt es raffinierte Choreografien mit Bürosessel und Regenschirmen, wuchtige Beats und Hits wie "Arbeit nervt" und "Remmidemmi". Alles ein Riesenspaß – den man aber in Österreich auch schon zur Genüge anderswo erleben konnte.

Finaltag

Zum Finale am Montag gab es dann bei Sonnenschein das erste Mal richtiges Festival-Feeling. 25.000 Fans waren da, genossen die Sonne und das Bier. Und den Auftritt von Rapper Marteria, der den bis dahin besten Auftritt des heurigen Rock in Vienna lieferte.

Seine Sängerinnen und Multiinstrumentalisten, die Keyboards, Gitarren, Bass und andere Instrumente beherrschen, ergänzten perfekt die variantenreichen und innovativen Beats. Marteria selbst brachte – frisch vom Schwimmen in der Donau – gute Laune und unbändiges Temperament mit.

Songs wie "Links" oder "Marteria Girl" zeigten, wie lässig der Deutsche Botschaft und Humor verbindet und soziale Themen ideenreich und immer mit einem neuen Ansatz verpackt.

Nach den Beatsteaks dann die Toten Hosen. Auch sie hat man schon so oft in Österreich gesehen. Warum man aber von ihnen nie genug kriegen kann, zeigten sie wieder deutlich: Sie sind nicht nur verlässlich darin, keinen Hit auszulassen, sondern auch darin, jedes Mal wieder 1000 Prozent zu geben. Auf der Donauinsel mischten sich zwischen Favoriten wie "Steh auf, wenn du am Boden bist", "Bonnie & Clyde" und "Hier kommt Alex" Songs aus dem neuen Album "Laune der Natur", die kein bisschen weniger umjubelt wurden. Sänger Campino stürzte sich so beherzt und begierig in die "Arbeit", schrie, sang, lief, sprang und rollte am Boden, als würde er es zum ersten Mal machen.

All das entfachte eine Euphorie, die Band und Publikum zwei Stunden lang von einer Gänsehaut in die nächste trieb. Ein erhebendes, belebendes Gefühl, das man davor drei Tage langschmerzlich vermisst hatte.

Kommentare