Roberto Alagna: "Singen ist ein Hochleistungssport"

Roberte Alagna im "Trovatore"
Der Startenor singt den Manrico in der Premiere von Verdis "Il Trovatore" an der Staatsoper.

Ein echtes Traumpaar der Opernbühne ist wieder vereint, wenn sich heute, Sonntag, im Haus am Ring der Vorhang zur Premiere von Giuseppe Verdis "Il Trovatore" hebt. Denn Anna Netrebko ist erstmals in Wien als Leonora zu erleben. Und Roberto Alagna gibt den Manrico, eine der populärsten, aber auch gefürchtetsten Tenorpartien der Opernliteratur.

Roberto Alagna: "Singen ist ein Hochleistungssport"
Netrebko
"Alle warten immer nur auf die berühmte Stretta mit all ihren hohen Tönen. Dabei habe ich in dieser Oper doch viele andere, mindestens genauso heikle Passagen zu singen. Denn das Werk handelt immerhin von einem Sänger", sagt ein sehr gut gelaunter Alagna im KURIER-Gespräch. Lachender Nachsatz: "Vielleicht sollte ich diese Partie in meinem Alter gar nicht mehr singen, denn Verdi verlangt da einen jungen, frischen Tenor", so der 53-jährige Künstler. Aber: "Stimmlich geht es sich noch gut aus, und diese Produktion mit diesen Kollegen macht mir eine große Freude. Ich hoffe, dass wir diese Freude auf das Publikum übertragen können, auch wenn ja am Ende der Oper fast alle tot sind."

Und es folgt das Bekenntnis: "Als Manrico muss man dennoch sehr viel kämpfen. Auf der Bühne und mit all den Geistern der Vergangenheit, die in dieser Rolle Triumphe gefeiert haben. Aber ich bin ja ein echter Kämpfer."

Familienglück

Ein Kämpfer, der jetzt auch seine innere Ruhe gefunden hat. Seit 2015 ist Alagna – nach vielen turbulenten Jahren an der Seite von Operndiva Angela Gheorghiu – glücklich mit der polnischen Sängerin Aleksandra Kurzak verheiratet. Gemeinsam haben die beiden eine kleine Tochter namens Malèna. Ihr ist Alagnas gleichnamige CD mit vielen populären Hits gewidmet, sie "ist mein Ein und Alles". Alagna: "Es ist so schön, diese wunderbare Familie zu haben. Man weiß dann plötzlich, was im Leben wirklich wichtig ist. Singen und Karriere sind ja schön und gut, aber ein guter Vater und Ehemann zu sein, das ist wesentlich wichtiger."

Alagna weiter: "Ich möchte nicht mehr den Fehler machen, den ich bei meiner älteren Tochter gemacht habe. Da war ich in ihrer Kindheit viel zu wenig für sie da. Ich habe diesbezüglich auch ein sehr schlechtes Gewissen, aber jetzt kann ich es ja besser machen. Auch wenn es natürlich sehr, sehr viele Termine gibt. Wenn beide Elternteile bekannte Opernsänger sind und durch die Welt reisen – das ist nicht unbedingt einfach. Ich versuche aber, so viel Zeit wie möglich mit Aleksandra und Malèna zu verbringen. Immerhin gibt es einige Opern, in denen wie beide schöne Rollen finden."

Risikorolle

Schöne Rollen kommen auf Alagna bald auch in Wien zu. "Nächste Saison bin ich oft an der Staatsoper. Ich werde ,Otello‘ singen, den Kalaf in der ,Turandot‘ und den Samson in ,Samson et Dalila‘ von Camille Saint-Saëns. Und dann mache ich ja noch etwas ganz Verrücktes, indem ich den ,Lohengrin‘ bei den Bayreuther Festspielen singe. Aber Christian Thielemann hat mich dazu überredet. Er hat gemeint: ,Riskieren wir es.‘ Und ich habe geantwortet: ,Gut, dann tragen wir das Risiko gemeinsam.‘ Jetzt muss ich vor allem dieses Wagner-Deutsch lernen."

Doch nicht nur Wagner steht auf Alagnas Lernplan. "Ich erarbeite mit Aleksandra gerade eine polnische Oper. Und Polnisch ist auch keine leichte Sprache", so der gebürtige Franzose mit italienischen Wurzeln. "Ich bin an sich ganz gut im Lernen, nur manchmal vielleicht ein bisschen faul", lacht der international gefeierte Star. Nachdenklicher Zusatz: "Es wird mit zunehmenden Alter immer schwieriger, die Erwartungen der Menschen zu erfüllen. Nicht, weil es stimmliche Probleme gibt, aber weil man sich selbst täglich neu beweisen und eigentlich sogar immer übertreffen muss. Singen ist wirklich ein Hochleistungssport. Aber es ist eben ein Teil meines Leben. Und es ist nicht das Schlechteste, was man tun kann."

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