Robert Palfrader: "Denken müssen s’ schon selber"

"Wir Staatskünstler": Maurer, Palfrader und Scheuba.
Der "Staatskünstler" und "Kaiser" im Interview über Satire im ORF, Skandälchen und Kabarett.

KURIER: Den Kaiser gibt es seit zehn Jahren. Hat er sich in dieser Zeit weiterentwickelt?

Robert Palfrader: Natürlich hat er sich weiterentwickelt. Er ist älter und dicker geworden. Die Haare sind grauer geworden. Die Falten sind mehr geworden. Er ist vielleicht nicht altersweise oder altersmilde, aber man merkt schon, dass die Zeit nicht spurlos an ihm vorbeigegangen ist.

Robert Palfrader: "Denken müssen s’ schon selber"
"Wir sind Kaiser", "Silvesteraudienz." In ihrer schon traditionellen Silvesteraudienz laden Kaiser Robert Heinrich I. (Robert Palfrader) und sein Obersthofmeister Seyffenstein (Rudi Roubinek) wieder zahlreiche illustre Gäste dazu ein, mit ihnen den Jahreswechsel zu begehen.Im Bild: Robert Palfrader. SENDUNG: ORF eins - SA - 31.12.2016 - 22:05 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Hans Leitner. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606
"Wir sind Kaiser" ist auch ein medienkritisches Format, weil es aufzeigt, was sich Menschen gefallen lassen, wenn eine Kamera draufgehalten wird. Funktioniert das noch gleich gut?

Die Gäste, die wir jetzt haben, sind zu klug, um die Figur – zumindest für die Dauer der Audienz – nicht ernst zu nehmen. Und sie haben offenbar schon genug Beispiele gesehen, wie man gut aussteigt, wenn man sich richtig verhält. Tim Mälzer zum Beispiel hat das sensationell gelöst. Aber auch Franz Fischler. Es gibt ein paar wirklich positive Beispiele dafür. Negative auch, aber die werde ich jetzt nicht nennen.

Verraten wir jetzt nicht wie man es richtig macht – aber wie macht man es falsch?

Wenn man das Prinzip der Sendung infrage stellt oder sich besonders unwirsch gibt oder versucht lustiger zu sein, als die Kunstfigur. Das funktioniert halt nicht. Aber es ist ein Sendung auf oszillierendem Niveau. Manchmal ist es nur hirnloses Geblödel, manchmal ist etwas dabei, was nicht ganz so deppert ist. Es gibt Audienzen, wo ich sitze und denke, Wahnsinn, und dafür krieg ich jetzt auch noch Geld, weil es mich so freut das zu machen. Das ist auch der Grund, warum ich es noch immer mache.

Gibt es noch den Anspruch, politische Gäste einzuladen und ihnen auf den Zahn zu fühlen?

Naja , schon, aber die Problematik ist halt, dass es immer weniger gibt, die bereit sind, von uns behandelt zu werden. Wobei es positive Beispiele zuhauf gibt, wenn man etwa sieht, dass sogar ein Peter Westenthaler gut ausgestiegen ist. Und dem machen nicht einmal Freunde den Vorwurf, dass er ein Intellektueller ist.

Gibt es Wunschgäste?

Ich weiß nicht, wie oft mir Erwin Pröll persönlich versprochen hat, dass er in die Sendung kommt, aber ich bin gleichzeitig nicht so deppert, das zu glauben. Aber ich habe den Staatssekretär Mahrer kennengelernt, der mir versprochen hat, zu kommen, und dem glaub ich das. Und ich hoffe inständig, das Heinz Fischer nach der Angelobung von Van der Bellen kommt.

Es gibt derzeit relativ wenig politisches Kabarett im ORF. Warum?

Vier "Staatskünstler"-Sendungen im Jahr zu machen hat sich als ineffizient erwiesen, weil wir allen Entwicklungen hinterherlaufen. Andererseits hat das Geld gefehlt, wieder wöchentliche Sendungen zu machen. Obwohl wir sehr, sehr günstig produzieren. Wir haben uns jetzt in einem sehr konstruktiven Gespräch darauf verständigt, dass wir nächstes Jahr zwei Mal im Fernsehen sein werden. Einmal mit einer Halbjahresbilanz und einmal mit einer Jahresbilanz. Als Staatsbürger, Rezipient und Gebührenzahler ist es mir natürlich zu wenig. Und da geht es mir nicht darum, dass die Herren Scheuba, Maurer und Palfrader eine Sendung haben! Ich glaube, dass eine funktionierende Gesellschaft politische Satire braucht.Wenn ich den neidischen Blick nach Deutschland wage und sehe, dass die die "heute-Show" haben, dass die den Böhmermann haben, "Neues aus der Anstalt"… für die "heute-Show" arbeiten 50 Autoren. Wir arbeiten und schreiben zu dritt.

Stoff wäre ja genug da …

Mehr als uns lieb ist. Wir haben bei der Erstellung des Jahresrückblicks oft Themen angerissen, über die wir eigentlich auch noch reden müssten und wollten. Die Problematik ist halt, dass viele dieser politischen Skandale und Skandälchen wahnsinnig komplex sind. Man muss die Leute halt auch informieren. Und das dauert. Dafür war schlicht und ergreifend zu wenig Sendezeit.

Zuletzt war viel von der Spaltung der Gesellschaft die Rede. Könnten populäre Kabarettisten mit respektlosem Witz über beide Seiten verbindend wirken?

Zum einen kann ich diese gesellschaftliche Spaltung nicht nachvollziehen, ich merke das in meinem alltäglichen Leben nicht. Und ich glaube nicht, dass Kabarett viel bewirken kann. Der Josef Hader, der ein viel gescheiterer Mensch ist als ich, hat einmal gesagt: Das einzige, was Kabarett verändern kann, ist den Kabarettisten selbst. Groß ist unser Einfluss nicht. Man kann auf gewisse Entwicklungen hinweisen. Aber das Denken kann man den Menschen nicht abnehmen, das müssen s’ schon selber machen.

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