"Große Lust, in diesem Tempo weiterzumachen"

„Ich möchte keine Probleme erörtern, sondern Lösungen präsentieren“, sagt Robert Meyer über die budgetäre Situation seines Hauses
Interview: Volksopernchef Robert Meyer wird sich für weitere fünf Jahre bewerben.

Der Schauspieler und Musiktheater-Manager möchte unbedingt eine weitere Amtszeit im Haus am Gürtel bleiben.

KURIER: Kulturminister Josef Ostermayer hat die künstlerische Leitung der Volksoper ab September 2017 neu ausgeschrieben. Sie werden zu diesem Zeitpunkt zehn Jahre lang im Amt sein. Haben Sie Lust, dann noch weiterzumachen?

Robert Meyer:Ich bin seit September 2007 leidenschaftlicher Direktor der Volksoper Wien und mache diese Aufgabe mit großer Freude. Wir haben in diesen sieben Jahren neben dem laufenden Repertoirebetrieb über 70 Premieren herausgebracht, die Einnahmen und die Auslastung erheblich gesteigert und über drei Millionen Euro Sponsoring-Einnahmen geschafft. Soeben haben wir die Vereinbarung für das dritte Japangastspiel meiner Direktion im Mai 2016 unterschrieben. Außerdem werden wir im Juli 2015 in Savonlinna/Finnland gastieren. Ja, ich habe große Lust, in diesem Tempo weiterzumachen.

Werden Sie sich bewerben oder warten Sie, bis man sie auf eine Verlängerung anspricht?Grundsätzlich entspricht es den gesetzlichen Vorgaben, dass die Position des künstlerischen Geschäftsführers nach zwei Funktionsperioden neu ausgeschrieben wird. Selbstverständlich respektiere ich die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Ich wurde von offizieller Seite gefragt, ob ich mich bewerben und weitermachen will. Meine Antwort war ja! Ich möchte sehr gerne weitermachen und werde mich für weitere fünf Jahre bewerben.

Es wurde auch eine Findungskommission, unter anderem mit dem Filmemacher David Schalko, eingesetzt, die sich auf die Suche nach potenziellen Kandidaten machen soll. Empfinden Sie das als Formalakt oder als Misstrauen?

Der Herr Bundesminister hat sich die Entscheidung zur Einsetzung einer Findungskommission und ihrer Besetzung sicher reiflich überlegt. Ich möchte aber verständlicherweise keinen Kommentar dazu abgeben.

Ihr Vertrag läuft noch etwas mehr als zweieinhalb Jahre. Wie weit sind Sie mit Ihrer Vorausplanung? Gibt es schon Projekte für die Zeit danach?

Es gibt für 2015 und 2016 die Gastspiele in Finnland und Japan, und selbstverständlich sind die nächsten zweieinhalb Jahre bereits durchgeplant. Ich freue mich sehr, dass es mir gelungen ist, Achim Freyer für eine Operninszenierung zu gewinnen. Zudem bringen wir nächstes Jahr Alexander Borodins "Fürst Igor" heraus. Für die Zeit danach habe ich natürlich schon zahlreiche schöne Ideen.

Der Kulturminister wird die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Bundestheater ändern: Die Holding wird aufgewertet und vergibt die Subventionen an die Häuser. Auch künstlerische Planungen sollen künftig abgesprochen werden. Sehen Sie das als Eingriff in die Autonomie oder als Weiterentwicklung der Ausgliederung?

Die Beratungsfirma ICG hat die Analyse erstellt. Sie hat mit uns Gespräche geführt, und unsere Meinung wurde gehört. Es gibt in dieser Woche noch ein Treffen des Bundesministers mit den Geschäftsführern der Bühnen, um dieses Papier eingehend zu erörtern.

Aus den anderen Bundestheatern gab es zuletzt immer wieder Wortmeldungen, wie schwierig die finanzielle Lage sei, während Sie sich diesbezüglich sehr zurückgehalten haben. Läuft in der Volksoper ökonomisch alles so wunderbar?

Ich möchte keine Probleme erörtern, sondern Lösungen präsentieren: In der letzten Aufsichtsratssitzung wurde ein Budget für die nächsten zwei Jahre genehmigt. Somit ist die Finanzierung bis 31.8.2016 gesichert. Im Übrigen ist der Vorschlag in dem Papier zur Strukturanalyse der Holding, was die Finanzierung betrifft, nur zu unterschreiben! Die ICG empfiehlt nämlich die jährliche Index-Anpassung der Basis-Abgeltung für einen mehrjährigen Zeitraum.

Das KURIER-Interview mit Kulturminister Josef Ostermayer zur Aufwertung der Bundestheater-Holding sorgt hinter den Kulissen für heftige Debatten: Wird die künstlerische Autonomie der Häuser leiden? Wie groß wird der Einfluss der neu aufgestellten Organisation sein? Gibt es wieder eine stärkere Abhängigkeit der Theater?

Schon in den ersten Monaten 2015 will Ostermayer das von der "Integrated Consulting Group" (ICG) vorgeschlagene Modell einer "strategischen Management-Holding" gesetzlich verankern. Danach wird die Leitung der Holding neu ausgeschrieben, wobei der Kulturminister "im Sinne eines Vieraugenprinzips" für eine Doppel-Geschäftsführung plädiert.

Zu den wichtigsten Änderungen zählen: Die Subventionen fließen künftig direkt an die Holding, die die Gelder (zur Zeit 148,9 Millionen Euro pro Jahr) an Burgtheater, Staats- und Volksoper verteilt; die Strategie für die Theater soll in der Holding gemeinsam entwickelt und diese insgesamt als Führungs-, Aufsichts- und Kontrollinstanz gestärkt werden.

In einem nächsten Schritt wird Ostermayer Gespräche mit den Direktoren führen. Staatsopern-Chef Dominique Meyer will diese abwarten und die Holding-Analyse bis dahin nicht öffentlich kommentieren.

"Gesprächsbedarf"

Burg-Direktorin Karin Bergmann findet Ostermayers Reform-Initiative "gut und richtig", sagt aber: "Über die jetzt vorliegende Studie der ICG gibt es Gesprächsbedarf." Sie möchte dem Treffen auch nicht vorgreifen, äußert aber ein Ziel: "Im Idealfall sollte die Holding ein stabilisierender Partner sein und den Geschäftsführern den Rücken freihalten für ihre künstlerische und kaufmännische Arbeit." Bergmann ist überzeugt: "Den Erfolg der Reform garantiert letztlich nicht nur die Struktur, sondern die handelnden Personen."

"Große Lust, in diesem Tempo weiterzumachen"
Talk im Hangar-7 mit Ioan Holender als Moderator Foto: ServusTV 30.07.2013 Ioan Holender (Moderator)
Die Ausgliederung der Bundestheater erfolgte ab 1999, damals war Ioan Holender Staatsoperndirektor und Klaus Bachler Burgtheaterchef. Holender: "Ich bin unendlich froh, dass wir die Ausgliederung nach sehr vielen Kämpfen zustande gebracht haben, weg von der Kameralistik." Zur zukünftigen Situation meint er, ebenso wie Bergmann: "Es ist entscheidend, wer die handelnden Personen sind. Mein Handeln war jedenfalls immer von vollkommener künstlerischer Freiheit in der Planung und Durchführung bestimmt – in genauer Kenntnis der finanziellen Voraussetzungen."

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