Robbie Williams' Verneigung vor Sinatra

Robbie Williams stellte am Freitag seine CD "Swing Both Ways" vor. Der KURIER war dabei.

Mein Gott, wie ich das Showbiz liebe. Und was ist mehr Showbiz, als das hier?“ Robbie Williams zeigt auf die Szenerie hinter sich, auf eine Bühne mit Revue-Treppe, einem Swing-Orchester und einer Tanztruppe mit Herren im Smoking und Damen in gold glitzernden Charleston-Kleidchen.

Es ist die Bühne im Palladium, einem kleinen Theater in London. Wie schon vor zwölf Jahren will er mit der Aufzeichnung einer TV-Show im Rat-Pack-Stil ein Swing-Album ankündigen. Damals läutete er mit dem Konzert in der Royal Albert Hall in London seinen bisher größten Erfolg ein: Das Album „Swing When You’re Wining“ verkaufte sich über zehn Millionen Mal.

Zu jung

Jetzt ist er wieder auf den Spuren von Frank Sinatra unterwegs, dessen Foto er auch bei seinen Pop-Shows backstage als unverzichtbaren Glücksbringer dabei hat: Am 15. November erscheint „Swing Both Ways“ und Williams begründet die Rückkehr zum Swing mit der puren Lust daran.

Robbie Williams' Verneigung vor Sinatra
„Mir war immer klar, dass ich einmal zum Swing zurückkehren werde“, sagt er. „Jetzt schien der Zeitpunkt dafür perfekt zu sein: Ich habe Spaß am Showbiz und ich habe Spaß am Leben. Dieses neue Album ist eine liebevolle Verneigung, ein liebevoller Blick auf eine Ära, an der ich leider nicht teilnehmen konnte, weil ich noch nicht geboren war.“

Diese Liebe zu der Ära ist im Palladium sofort zu spüren. Allzeit der begnadete Entertainer, führt Williams – dem Anlass entsprechend im Frack – mit Charme,Witz und Selbstironie durchs Programm, unterhält die 1800 Londoner schon alleine mit seinen Ansagen prächtig.

Aber wie schon vor zwölf Jahren in der Albert Hall, wächst er hier mit der Aufgabe über sich selbst hinaus. Ist Williams bei seinen Pop-Shows bei Songs mit weit simpleren Melodien stimmlich nicht immer am Punkt, brilliert er hier auch als Sänger. „Minnie The Moocher“, das schon auf seiner Stadion-Tour im Sommer mit der Rockband zum Einsatz kam, klingt hier viel mitreißender und pointierter vorgetragen.

Eigene Songs

„Puttin’ On The Ritz“ zeigt den 39-Jährigen als genauso dynamischen wie eleganten Tänzer und „Dream A Little Dream“ singt er hier – wie auch auf „Swing Both Ways“ – im Duett mit Lily Allen.

Aber neben Coverversionen von Swing-Klassikern hat Williams für das neue Album auch sechs eigene Songs geschrieben. Unter anderen den Titel-Track, der eine Kollaboration mit Rufus Wainwright ist. Den holt sich Williams im Palladium auf die Bühne und macht mit einem parodistischen Kuschel-Tanz und einem Wechsel vom schwarzen zum rosa Frack klar, dass es im Album-Titel nicht um den Musikstil geht, sondern um die sexuelle Orientierung. Und was für ein Text ist das! Witzig, kantig und leicht provokant – so typisch Robbie. Und so untypisch für Swing.

Aber mit Zeilen wie „Fröhliche Leute haben keinen Sex“ oder „Ich bin so happy wie ein Schwein in der Scheiße“ drückt Williams der Musik der Generation seines Vaters – den er auch für ein Duett auf die Bühne holt – seinen Stempel auf.

Etwas anders ist da die erste Single „Go Gentle“. Dabei wird Williams auch im Palladium plötzlich ernst: „Vor dreizehn Monaten kam eine ganz spezielle Person in mein Leben. Vor zehn Tagen hat sie gehen gelernt. Sie ist meine Tochter. Dieser Song ist für Teddy Rose Williams.“

Geschrieben hat er „Go Gentle“ mit Guy Chambers, mit dem er Hits wie „Angels“ und „Feel“ verfasst hatte. 2002 aber trennte er sich von Chambers, weil er dachte, der Erfolg dieser unvergesslichen Melodien werde nur Chambers zugeschrieben. Jetzt hat Williams sich mit Chambers versöhnt und ihn sogar als Keyboarder mit in seinem Swing-Orchester.

Mit dem will er auch auf Tour gehen. Denn nach dem Finale mit „Mack The Knife“, das das Palladium in einen Tanzpalast verwandelt, ist klar: Williams liebt diese Art von Showbiz so sehr, dass er sich da mindestens genauso heimisch fühlt, wie bei den Pop-Songs. Wenn nicht so gar ein wenig mehr.

Karriere

Robert Peter Williams wurde am 13. Februar 1974 in Stoke On Trent in England geboren. Mit 16 trat er der Boyband Take That bei. 1995 musste er die Gruppe wegen Drogen-Exzessen verlassen. Nach einem Entzug startete er die Solo-Karriere.

Erfolg

Williams erster großer Solo-Hit war „Angels“. Seither hat der Brite über 70 Millionen Platten verkauft und einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde, weil er für seine Welttournee von 2006 1,6 Millionen Tickets an einem einzigen Tag verkauft hat.

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