Riefenstahls "Olympia": Tricks der Propaganda im Fokus

Eine Szene aus "Olympia": Die Ästhetik Riefenstahls war tief in der NS-Zeit verwurzelt
ORF III zeigt heute, Samstag, erstmals im TV Leni Riefenstahls Propagandafilm "Olympia".

ORFIII zeigt nach einigen Diskussionen heute, Samstag, im Zuge eines "zeit.geschichte"-Schwerpunkts (ab 20.15 Uhr) Leni Riefenstahls "Olympia". Dieser gilt laut Time Magazine als einer 100 wichtigsten Filme, der mit für damals enormen, vom Nazi-Propaganda-Minister Joseph Goebbels finanzierten Aufwand gedreht wurde – und nach 1945 mit zum Ende von Riefenstahl als Film-Regisseurin beitrug.

"Es geht uns um die Darstellung der Olympischen Spiele im Spannungsfeld zwischen Politik, Kultur und Gesellschaft und, natürlich, den Sport", erklärt ORFIII-Chef Peter Schöber über "Olympia", das 1938, am 49. Geburtstag Adolf Hitlers, Premiere hatte.

Erstmals im TV

Die zweiteilige Riefenstahl-Inszenierung ist wohl zum ersten Mal im Fernsehen zu sehen. Die Sende-Rechte an der restaurierten Fassung konnten vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) über Vermittlung des ÖOC erworben werden. Dort herrsche große Interesse daran, auch diese Zeit intensiver zu beleuchten, erklärte Schöber dem KURIER.

Die historische Einbettung von "Olympia" im ORFIII-Programm sorgte, wie berichtet, vorab für Kritik von ORF-Publikumsrätin und Akademie-Rektorin Eva Blimlinger. Nun wird "Olympia" an zehn Stellen unterbrochen und von Experten kommentiert und im historischen Kontext eingeordnet.

Die Experten sind Rudolf Müllner (Institut für Sportwissenschaft), Fritz Hausjell (Institut für Publizistik), Hannes Leidinger (Institut für Geschichte), Karin Moser (Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte), Otto Penz (Institut für Soziologie) und Regisseur Robert Dornhelm.

Filmarchiv-Geschäftsführer Nikolaus Wostry findet es richtig, den Film im Fernsehen in voller Länge zu zeigen, jedoch problematisch, die Ausstrahlung in einen sportlichen Kontext zu setzen. Für ihn ist das Werk filmhistorisch "eindeutig nationalsozialistischer Propaganda zuzuordnen", die oft genannte filmische Leistungen und Qualitäten des Werks eindeutig überdecke, wie er zur APA sagte.

Schwerpunkt

Der "zeit.geschichte"-Schwerpunkt, der um Riefenstahls "Olympia" gebaut wurde, ist umfänglich: Wie eng das Olympische Komitee (IOC) mit den Nazis zusammenarbeitete, zeigt ORFIII ab 20.15 Uhr mit "Olympia 1936 – der verratene Traum".

Gleich danach, ab 21.05 Uhr, wird "Leni Riefenstahl – Propaganda im Nationalsozialismus" gezeigt: Regisseur Robert Dornhelm, Historikerin Karin Moser und Hausjell sollen darin Hintergründe und Techniken der Entstehung des Films erklären und analysieren "die eingesetzten Propagandamittel, die Bildsprache sowie die Tricks von Riefenstahl, mit der sie atemberaubende Bilder einfangen konnte", wie es in einer ORF-Ankündigung hieß.

Zum Abschluss zeigt ORFIII dann noch die Dokumentation "Hitlers Frauen: Leni Riefenstahl – Die Regisseurin" (1.45 Uhr) von Sebastian Dehnhardt und Friederike Dreykluft, die das Leben und Wirken der umstrittenen Starregisseurin im "Dritten Reich" beleuchtet.

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