Richard Wagner und die Wiener

Richard Wagner und die Wiener
Die Ausstellung "Geliebt, verlacht, vergöttert. Richard Wagner und die Wiener" in der Nationalbibliothek.

Richard Wagners Geburtstag jährt sich erst am 22. Mai 2013 zum 200. Mal. Aber die Österreichische Nationalbi­bliothek (ÖNB) beleuchtet bereits jetzt mit der Ausstellung „Geliebt, verlacht, vergöttert. Richard Wagner und die Wiener“ im barocken Prunksaal die bedingungs­lose Anhängerschaft, den Jubel, aber auch die Ablehnung und den Spott, den der Sachse mit seinem Werk in der Kaiserstadt erfuhr.

Kritikerspott

Was war Wien für Richard Wagner? „Die Stadt spielte für ihn keine dominierende, aber doch eine sehr wichtige Rolle“, sagt ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger. „Sie war gekennzeichnet von einer sehr starken Polarisierung zwischen fanatischen Anhängern und schroffer Ablehnung durch seine Kritiker.“ Allen voran Eduard Hanslick von der Neuen Freien Presse. Ihn hatte Wagner in den „Meistersingern“ verspottet. Als Revanche bekam er über sich zu lesen: „Das Geschraubte, excentrisch Gekünstelte dieser Musikfragmente ermüdet und macht ärgerlich wie alle Wagner’schen Schrullen ...“

Ambivalente Beziehung

In Wien erlebte er Triumphe – etwa einen ihn beglückenden „Lohengrin“ 1861 an der Hofoper. Bereits 1857 war mit „Tannhäuser“ seine erste Oper in Wien im heute nicht mehr existierenden Thalia-Theater – einer großen hölzernen Sommerbühne in der Vorstadt Neulerchenfeld – aufgeführt worden.
Der erste Wiener „Tannhäuser“ machte die Oper so populär, dass Johann Nestroy sie im Carltheater zum Gegenstand der bis heute bekannten Opernpersiflage „Tannhäuser und die Keilerei auf der Wartburg“ machen konnte – und dabei selbst als Landgraf Purzel auftrat.
Die Donaumetropole bescherte Wagner allerdings auch Niederlagen. So scheiterte der Versuch, an der Wiener Oper 1863 „Tristan und Isolde“ zur Uraufführung zu bringen – nach eineinhalb Jahren und 77 Proben.

Flucht

Im März 1864 musste Wagner Wien auf der Flucht vor seinen Gläubigern verlassen. Er hatte Schulden von 12.000 Gulden (ca. 70.000 €) angehäuft, was er selbst mit seiner Lebensweise erklärte: „Ich bin anders organisiert, habe reizbare Nerven; Schönheit, Glanz, Licht muss ich haben ... Ich kann nicht leben auf einer kleinen Organistenstelle wie Bach!“
„Ein gutes, wahrhaft hilfreiches Wunder muss mir jetzt begegnen, sonst ist’s aus!“, schrieb er wenige Tage nach seiner überstürzten Abreise aus Wien. Dieses Wunder sollte sich bald in der Person des Bayernkönigs Ludwig II. einstellen – und dessen Frohbotschaft, er würde ihn künftig von allen materiellen Sorgen befreien.
Die Original-Klavierskizze der „Tannhäuser“-Ouvertüre aus dem Jahr 1845 ist die be­deutendste Wagner-Handschrift der Musiksammlung der ÖNB und ein Höhepunkt der von Thomas Leibnitz kuratierten Ausstellung.
Wagner arbeitete in Wien an den „Meistersingern“ und griff dabei auf ein grundlegendes Werk über den Meistergesang von Johann Christoph Wagenseil der k. k. Hofbibliothek aus dem Jahr 1697 zurück, ein weiteres Prunkstück der Schau im Prunksaal.
Anton Bruckner widmete Wagner seine Dritte Sinfonie. Sie ist ebenfalls im Original in einer Vitrine zu sehen. Ergänzt werden die selten gezeigten Preziosen durch historische Fotografien, Briefe, Zeitungsberichte und Karikaturen sowie eine Installation des Bühnenbildners Christof Cremer: zwei in zartes Blaulicht getauchte Skulpturen zeigen Wagner von gegensätzlichen Seiten – einmal heroisierend als Star der Musikwelt und karikiert.

Info:

Bis 10. 2. im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek; 1., Josefsplatz 1 01/534 10- 0.
Di. bis So. 10–18 Uhr, Do. 10–21 Uhr. Begleitbuch: 16,90 €.


www.onb.ac.at

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