Rhythmus, der ins Herz geht

Eine junge Frau knotet am Dienstag (14.02.2012) in Berlin rote Herz-Luftballons zum Valentinstag an einen Zaun. Foto: Stephanie Pilick dpa/lbn +++(c) dpa - Bildfunk+++
Liebe nach Noten – viele Volkslieder drehen sich um das Spiel zwischen Frau und Mann.

So fröhlich wie ein bunter Blumenstrauß, so süß wie gefülltes Konfekt, so betörend wie Eau de Toilette, so frivol wie sexy Dessous, so blendend wie feines Geschmeide, so verführerisch wie die Einladung zum Essen bei Kerzenschein: Lieder, die von Herzen kommen, haben das Zeug zum klassischen Valentinstagsgeschenk. Es gibt sie für jede Stimm(ungs)lage – auch wenn die mit reinem Glücksgefühl Mangelware sind.

Einer Umfrage des Online-Meinungsforschungsinstituts Marketagent.com zufolge zitieren die Österreicher beim Thema Liebe allen voran die Beatles mit „All You Need Is Love“. Dabei ist das Repertoire an rhythmischen Herzensbrechern schier endlos. Es beginnt ungefähr bei „Lay All Your Love On Me“ von ABBA, geht über „One Moment in Time“ von Whitney Houston und hört bei „With Or Without You“ von U2 noch lange nicht auf. Auch das österreichische Volkslied kommt nicht ohne Liebesfreud’ aus. Noch weniger ohne Liebesleid.

Aktuell

„Liebe ist das Hauptthema im Volkslied schlechthin“, sagt Eva Maria Hois vom Steirischen Volksliedwerk. Die Musikwissenschaftlerin mit Überblick über die musikalische Tradition in ganz Österreich, kennt die Bandbreite der besungenen Gemütszustände und weiß, dass die guten Texte nie an Aktualität verlieren.

Dianei i liabt di, såg ma’s, wia kriag i di? – I såg da’s wia’s d’mi kriagst: wånnst mi treu liabst! „Es gibt sehr viele Dialoglieder wie das Innviertler Gsangl. Gstanzeln sind eine wichtige Dichtungsform. Das Spektrum ist groß“, sagt die Expertin. In Graz reihen sich mehrere Meter handschriftliche Aufzeichnungen aneinander, sie datieren bis ins frühe 19. Jahrhundert. Das Material ist längst nicht aufgearbeitet. Und ständig kommt Neues dazu. Es tauchen Liederbücher auf. Auch in so manchem Handwerker- und Almlied funkt und blitzt es zwischenmenschlich. Feldforschung fließt ebenso in die Dokumentation ein. Nicht zuletzt kommen einschlägige Kompositionen aus der Gegenwart dazu.

Dianderl, bist stolz oder kennst mi nit, oder san dås deine Fenster nit? – I steh nit auf, låß di nit ein, du kinntst heit Nåcht mei Unglück sein. Das bekannte Fensterllied findet sich neben Kinder-, Weihnachts- und Jägerliedern bereits in der ersten gedruckten Volksliedersammlung aus dem Jahr 1819. Es wird heute noch gesungen – mit derselben schlichten Melodie, hin und wieder erweitert mit einer zeitgeistigen Strophe, hier und da mit kleinen Wort-Variationen.

Wånn i mei Diandl hålsn tua, druckt sie die Äuglein zua, sie tuat, åls ob sie schlåfn tat und hålt schön stad. „Liebeslieder, wie dieses aus Kärnten, in denen es nur um die schönen Seiten geht, sind in der Minderzahl“, glaubt die Volksmusikforscherin. Vieles dreht sich ums Anbandeln, um Flirt und um Vorspiel, noch öfter geben enttäuschte Beziehungen den Ton an, zwei kommen nicht zusammen, zwei trennen sich. Der Schmerz muss facettenreich verarbeitet werden, Spott hilft. Erotik schlägt sich weniger in derben Texten nieder, bevorzugt ist die feine Klinge. Du mei herzliabstes Lieserl, wer maht dir dei Wieserl? fällt unter zweideutige Formulierung.

„Die Hälfte aller Anfragen im Steirischen Volksliedwerk betrifft Liebeslieder“, schätzt Hois, die auch in Sachen Weihnachtslieder Auskunft gibt (Liederdienst: 0316/908635-52). Wenn Pädagoginnen und Chormitglieder ihr Repertoire erweitern wollen oder ältere Menschen Gedächtnislücken haben. Die Suche gestaltet sich mitunter schwierig. Bei Volksliedern ist der Autor selten bekannt, der Titel ergibt sich aus der ersten Zeile.

Du redst ållweil vom Scheidn, vom Åbschiednehma; werd wohl i amål furtgehn und neama kemma. Wer trägt hier das Herz auf der Zunge? Frau oder Mann? „Oft sind Dirndl und Bua austauschbar“, sagt Eva Maria Hois. Die Sängerin resümiert: „Die Menschen ändern sich nicht. Gefühle und Probleme waren vor 250 Jahren nicht anders als heute. Es besteht kein Grund, die Liebeslieder zu ändern.“

Der 14. Februar ist weltweit der Tag der Liebesgrüße. Er hat eine jahrhundertealte Tradition – mit umstrittenem Ursprung. Romantiker glauben an die Legende vom Heiligen Valentin. Und gedenken des Patrons der Liebenden. Der Bischof von Terni beschenkte einst Hilfesuchende mit Blumen aus seinem Garten, zudem setzte er sich über das Trauungsverbot hinweg. Am 14. Februar 269 bezahlte er dafür mit dem Märtyrertod.

Verbreitung
Hierzulande trugen vor allem englische und amerikanische Besatzungssoldaten nach 1945 zur Popularität des Valentinstags bei. Seither wird auch heftig geschenkt – Blumen, Herzen verschiedener Art und sonstige Konsumgüter. Eine aktuelle eBay.at-Studie zeigt, dass nur 30 Prozent der Österreicher vom Valentinstag nichts wissen wollen.

Geschäft
Die Wirtschaftskammer Österreich kennt Zahlen aus dem Vorjahr: Im Jahr 2012 gaben Schenkende durchschnittlich 34 Euro für ihr Präsent aus. Allein im Wiener Einzelhandel wurden 20 Millionen Euro eingenommen, bundesweit hat der Umsatz mit Valentinstags-geschenken rund 100 Millionen Euro betragen. Der Großteil davon entfiel auf den Blumenhandel.

Mehr über die Geschichte des Valentinstags und die besten Ideen für Last-Minute-Geschenke finden Sie hier.

Kommentare