"Bridget Jones ist nicht mehr so naiv, wie sie einmal war"

Renée Zellweger ist wieder Bridget Jones
Die Schauspielerin Renée Zellweger über ihre Auszeit, den Babybauch und die Rückkehr als Bridget Jones

Es gibt offenbar einen Widerspruch zwischen den emanzipatorischen Wünschen der Frauen und der altmodischen Welt der Leinwand-Romanzen. Dies ist den meisten Heldinnen der Filme bewusst, genauso wie den Zuschauerinnen. Sie wollen unabhängig und gleichberechtigt sein, und dennoch von dem großen starken Mann träumen, der sie in seinen Armen über die Schwelle eines Häuschens im Grünen trägt. Vor allem, wenn er auch dann noch bereit ist dies zu tun, wenn die Dame des Herzens einige Kilos zu viel auf die Waage bringt.

Diesen Eindruck bekommt man angesichts der Tatsache, dass Bridget Jones nach zwölf (!) Jahren ein Comeback feiert. Einen Großteil ihrer Beliebtheit verdankte sie bisher ihrem Hang zu Schokolade und dem ausgiebigen Treten in jeden möglichen Fettnapf, was offenbar beides zu Übergewicht führt.

Gerundet

Im neuen Film ist Bridgets Bauch noch um einiges mehr gerundet, was vor allem daran liegt, dass sie ein Baby erwartet. Pikanterie am Rande: sie weiß nicht genau, wer der Vater ist. Ist es ihr wieder von Colin Firth gespielter Langzeit-Verehrer und mittlerweile Ex-Mann Mark Darcy – oder ist es der fesche Jack Qwant, den Patrick Dempsey höchst durchtrainiert verkörpert? Einen Film lang hat Bridget Zeit, dies herauszufinden und für sich auch zu klären, welchen der Männer sie in Zukunft lieber an ihrer Seite haben möchte. Oder vielleicht am liebsten alle beide, oder gar keinen …?

Für Renée Zellweger ist die Rückkehr als "Bridget Jones" das Ende einer sechs Jahre langen, freiwilligen Leinwand-Abstinenz. Zum Interview erscheint sie schlank und gut gelaunt. Die 47-Jährige straft die Gerüchte, sie hätte ihr Gesicht chirurgisch verändern lassen, allein durch ihren Anblick Lüge: sie sieht aus wie ehedem – nur ein klein wenig älter.

KURIER: Was haben Sie in 6 Jahren Film-Abstinenz getrieben?

Renée Zellweger: Ich wollte damit ein Versprechen einhalten, das ich mir vor langer Zeit einmal gegeben habe: Ich wollte erforschen, was es sonst noch alles im Leben gibt. Dinge, die man nicht machen kann, wenn man einen Film nach dem anderen macht. Und ich habe gemerkt, dass es viele interessante Dinge außerhalb der Filmarbeit gibt. Zuerst einmal habe ich viel Zeit mit meiner Nichte und meinem Neffen verbracht, weil ich sie beim Heranwachsen beobachten wollte. Außerdem war ich in Liberia und habe dort für eine Charity-Organisation gearbeitet, die sich um Frauen kümmert. Die Erlebnisse und Eindrücke von dort werde ich nie vergessen.

Was war der Grund für Ihr Comeback als Bridget Jones?

Ein Grund war, dass ich Bridget immer unwiderstehlich charmant gefunden habe. Auf der einen Seite verstehe ich die Skepsis der Leute vor jeder Art von Fortsetzung, aber andererseits ist das auch eine Chance, für die Figuren, die wir schon aus früheren Filmen kennen, neue Wendungen und Geschichten auszudenken. Dieser Film ist außerdem keine gewöhnliche Fortsetzung, weil wir alle inzwischen um einiges älter geworden sind. Bridget ist nicht mehr so naiv, wie sie einmal war – und sie ist erstmals in einer Win-Win-Situation: eine Frau, zwei Männer und ein Baby. Es war für mich auch lohnend, mich in eine Frau zu versetzen, die einmal an sich denkt und an das, was sie will. Mit dieser neuen Bridget kann ich mich voll identifizieren.

Was waren bei diesem Film die schwierigsten Szenen?

Das Schwierigste daran war, den künstlichen Babybauch anzubringen, damit er natürlich aussieht. Das hat jeden Tag Stunden in Anspruch genommen. Ich habe mich kaum etwas zu trinken getraut, damit ich nur ja nicht auf die Toilette muss und die ganze Prozedur wieder von vorne beginnt.

Wie stehen Sie zum Älterwerden?

Vor dem Älterwerden habe ich mich nie gefürchtet. Im Gegenteil! Ich glaube fest daran, dass eine Frau mit dem Alter immer interessanter wird. Jugend und Schönheit haben natürlich gewisse Vorteile und ich habe auch ein gewisses Verständnis dafür, wenn jemand versucht, beides ein bisschen länger festzuhalten. Aber irgendwann funktioniert das sowieso nicht mehr. Und da ist es doch besser, sich gleich auf den Lauf des Lebens einzulassen. Alter hat ja auch mit Reife zu tun und damit, dass man immer mehr man selbst wird. Man sollte also in erster Linie daran arbeiten, dass die Persönlichkeit, die man entwickelt, so interessant wie möglich wird. Außerdem möchte ich die Jugend gar nicht festhalten – dazu bin ich viel zu neugierig auf das, was auf mich zukommt.

Bridget hat einen wesentlichen Teil Ihres Lebens bestimmt. Kommt noch ein Film?

Ich hatte schon vor diesem neuen Film ziemliche Angst, weil ich mich dieser Figur gegenüber verantwortlich fühle. Ich habe sie mit erschaffen und sie bedeutet offenbar nicht nur mir, sondern auch dem Publikum viel. Ich will niemanden enttäuschen. Mal sehen, wie den Menschen dieser Film gefällt und dann kann man vielleicht über einen nächsten reden.

Von Gabriele Flossmann

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