Regisseur Peter Payer im KURIER-Interview

Regisseur Peter Payer im KURIER-Interview
"Ein mobiles Kammerspiel" - Peter Payer, Regisseur von "Am Ende des Tages", im Interview.

KURIER: Hat jeder - wie im Film suggeriert wird - eine Leiche im Keller?
Peter Payer: Ja, wir alle reisen mit schwerem Gepäck. Es muss ja nicht gleich eine Leiche sein, aber jeder schleppt was mit. Das kann aber auch konstruktiv sein: Im Film nutzt Robert, der aufstrebende Politiker, das als Antrieb. Er hat die Fehler der Vergangenheit so lange verdrängt, bis er wirklich an seine Unschuld geglaubt hat. Er hat dadurch viel Kraft gewonnen.

Hatten Sie bei Robert jemanden aus der heimischen Politszene vor Augen?
Nein. Aber natürlich ist sehr viel für Österreich Typisches im Film wie Verdrängung generell oder die mangelnde Rücktrittskultur in unserem Land. Das ist woanders nachweislich besser: In normal funktionierenden Demokratien treten Politiker zurück, wenn sie sich danebenbenommen haben. Hier herrscht die Einstellung: Bis jetzt ist alles gut gegangen, also klebe ich. Und zwar nicht nur an meinem Sessel, sondern auch an meiner Haltung, die ich schon seit 25 Jahren habe.

Ihr Film wirkt wie ein Kammerspiel. Mögen Sie diese intime Drehsituation ohne viel Aufwand und mit wenigen Darstellern?
Absolut. Es ist ein mobiles Kammerspiel, wenn man das so sagen kann. Wir waren ja hier nur zu viert. Das war ein Luxus, wir haben alles vorher geprobt wie bei einem Theaterstück. Vorbereitung und präzises Planen sind existenziell wichtig für Dreharbeiten. Ich will als Regisseur am Drehort ein ganz klares Gerüst haben. Keine Überraschungen erleben.

Niki Ofczarek ist einfach großartig. Wie sind Sie auf ihn gekommen?
Ich habe zwei Typen gesucht, die ins Simmering der Achtzigerjahre passen. Da bin ich selber aufgewachsen, da kenn ich mich aus. Zwei, die von ihrer Genesis beide dasselbe sein könnten. Die mit 16 die dicksten Freunde waren und sich halt nicht parallel entwickelt haben, aber im Rückblick gesehen hätte es auch genau umgekehrt laufen können. Da sind mir spontan die zwei, Simon Schwarz und Niki Ofczarek, eingefallen.

Wieso lassen Sie die zwei Wiener in den Tiroler Bergen ihre Konflikte austragen?
Wenn es in Österreich eine Landschaftsform gibt, wo das Land aus ist, dann sind das bei uns die Berge. Sie sind unser Ende, weil Meer haben wir ja keines. In Form des Paznauntals, der Silvrettagegend, fand ich dieses Ende besonders geil. Dort ist es ideal für den Showdown am Ende des Tages.

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