Red Hot Chili Peppers live: Viel Spaß und ein paar schiefe Töne

Anthony Kiedis, Sänger der Red Hot Chili Peppers.
Die Amerikaner begeisterten in Wien mit viel Energie und abwechslungsreicher Setlist

Kommunikation scheint nicht sein Ding zu sein: Anthony Kiedis, Sänger der Red Hot Chili Peppers, spricht nicht gerne, wenn er auf der Bühne steht. Zumindest nicht mit dem Publikum. Mit seinen Bandkollegen unterhielt sich der 54-jährige sehr, als die Amerikaner Montag in der seit Monaten ausverkauften Wiener Stadthalle auftraten. Er erinnerte sie daran, dass David Bowie einst abgelehnt hatte, eines der Chili-Peppers-Alben zu produzieren. Die Worte an das Publikum beschränkten sich aber auf ein „Hallo“ zu Beginn und Danksagungen am Schluss.

Gut so. Auftritte der Chili Peppers waren immer schon auf das Musizieren fokussiert. Das Stadthallen-Konzert ist da keine Ausnahme. Von Anfang an nicht: Wo andere bombastische Intros inszenieren, um einen auch optisch möglichst beeindruckenden Start hinzulegen, kommen die Kalifornier auf eine halbdunkle Bühne und jammen erst einmal – ganz ohne ihren Sänger. Der kommt nach ein paar Minuten dazu und legt mit „Around The World“ los. Es folgt ein abwechslungsreiches Programm, das weder einem „Greatest-Hits/Bediene-das-Volk“-Konzept folgt, noch das jüngste Album „The Getaway“ überstrapaziert, um es zu bewerben.

Es gibt ein Wiederhören mit „Blood Sugar Sex Magik“, dem Titelsong des legendären Albums von 1991, oder „The Zephyr Song“ von 2002. Dazwischen eingestreut sind Hits wie „Californication“, „Dani California“ und ein entfesseltes „By The Way“.

Mitgebracht hat die Band auch eine Art Licht-Dach: Hunderte Leucht-Stäbe hängen von der Decke. Individuell variabel in Höhe und Farbe wirken sie im Zusammenspiel manchmal wie ein leuchtender Schleier, der über dem Publikum Wellen schlägt, Sekunden später wie schaukelnde schiefe Ebenen. Ein toller Effekt - aber fast ein bisschen zu exquisit und stylisch für den rohen „Back to the roots“-Ansatz, den die Chili Peppers sonst pflegen.

Mitreißend

Denn immer wieder stellt sich Bassist Flea mit Gitarrist Josh Klinghoffer dicht an das Drum-Podest von Chad Smith und jammt mit ihnen, als wären sie in einem Rock-Club. Er ist – anders als Kiedis – das mitreißende Energiebündel der Show, hüpft und zappelt während die Finger schnell und hart die Saiten quälen.

Auch wenn die Chili Peppers nicht als grandiose Live-Band bekannt sind: Heute ist ihr Zusammenspiel perfekt. Es bringt hier mit Blues-Feeling und dort mit wuchtigem Rock Abwechslung in den typischen Funk-Sound des Quartetts und macht dieses Stadthallen-Konzert richtig gut.

So gut, dass man auch Kiedis verzeiht. Denn es ist deutlich zu hören, dass er weit besser im Rappen als im Singen ist. Bei melodiöseren Passagen entkommen ihm immer wieder schiefe Töne. Beim gehackten Refrain des Red-Hot-Chili-Peppers-Welthits „Give It Away“ ganz zum Schluß glänzt er dann aber wieder, setzt einen würdigen Schlusspunkt unter ein Konzert, das zwei Stunden lang sehr viel Spaß gemacht hat.

KURIER-Wertung:

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