Provokation und Perversion beim 9. VIS

Provokation und Perversion beim 9. VIS
Beim 9. Kurzfilmfestival Vienna Independent Shorts (VIS) werden von 6. bis 10. Juni 180 Werke aus 30 Ländern gezeigt. Im Zentrum stehen Filme, die an die Grenzen gehen.

Kurz (vorbei)schauen ist ab dem 6. Juni wieder in Wien das Motto, wenn das internationale Kurzfilmfestival "Vienna Independent Shorts" (VIS) zur neunten Ausgabe lädt. Heuer setzen die Organisatoren des nach wie vor von Finanzsorgen geplagten Festivals im Programm auf einige publikumswirksame Ps wie Perversion und Provokation. "Es geht um Film, der sich ein bisschen was traut, der an Grenzen geht, den Finger in Wunden legt. Die Programme sind nichts für empfindliche Gemüter", gab der künstlerische Leiter von VIS, Daniel Ebner, bei der Präsentation am Dienstag als Warnung aus. Es sei jedenfalls durchaus das Ziel, körperliche Regung beim Publikum zu evozieren.

Dazu hat man sich heuer erstmals auf nur einen Standort fokussiert und ist wegen des laufenden Umbaus des Metrokinos im ungleich größeren Gartenbaukino an der Ringstraße gelandet. Die Festivaldauer wurde von sieben auf fünf Tage reduziert. Dies sei angesichts der ausgebliebenen Fördererhöhung durch Stadt und Bund notwendig gewesen, rekurrierte die seit Herbst amtierende VIS-Geschäftsführerin Barbara Schubert auf die klammen Kassen der Kurzfilmfreunde.

"Da legst` Di nieder"

Da einige Programmpunkte wie die Tributes oder die Bespielung der Stadtkirche heuer aufgegeben wurden, ist der Umfang der gezeigten Filme entsprechend geringer. Waren im Vorjahr noch 300 kurze cinematische Werke beim VIS zu sehen gewesen, sind es heuer 180 aus 30 Ländern. 61 rittern um den Sieg im Internationalen Wettbewerb, in dem sich 53 Österreich- und zwei Weltpremieren finden. 18 Kurzwerke bilden den heuer an einem Abend abgehaltenen Österreich-Wettbewerb, darunter ebenfalls eine Weltpremiere. In Summe wird ein Preisgeld von gut 18.500 Euro ausgeschüttet.

Das verbleibende Festivalprogramm gruppiert sich um Schwerpunkte wie "Perversion und Subversion" oder " Provokation und Zensur" und ist teils erst ab 16 oder ab 18 Jahren freigegeben. "Für VIS ist 2012 ein Übergangsjahr, in dem wir bewusst an die Grenzen gehen wollen und vielleicht auch ein bisschen provozieren", so Schubert. Nicht verzichten muss man dabei auf große Namen, und so sind etwa Martin Scorsese mit "The Big Shave" oder Jean Genet mit "Un Chant D`Amour" vertreten.

Ein Katerfilmbrunch mit Siegerfilmen am Sonntag und nicht zuletzt zahlreiche Partys unter dem Titel "VIS Nights" runden das Programm ab. Für zwei Monate als Artist-in-Residence in Wien bereitet der deutsche Künstler Robert Seidel eine Performance vor und hat auch die neue VIS-Signation gestaltet.

Und neben dem eigentlichen Festivalstandort Gartenbaukino gibt es dann doch auch einige Ausreißer. Getreu der Devise "Da legst` Di nieder" schlägt das Liegekino als Teaser bereits am 2. Juni im Mediaquarter St. Marx seine Matratzen für ein Musikfilmprogramm auf, und im Museumsquartier zeigt man am 4. Juni ausgewählte Filme von Partnerfestivals in Brasilien und Spanien. Überdies flankiert das Filmmuseum das Festival mit dem Symposium "Provokation der Wirklichkeit" zum 50-Jahr-Jubiläum des Oberhauserner Manifests.

Ob man VIS 2013 erneut am Standort Gartenbaukino abhalten wird, steht jetzt noch in den Sternen. "Das ist wohl nichts, was wir uns jedes Jahr antun wollen", so Ebner. Es sei schließlich immer gut für ein Festival, als Ausweichmöglichkeit zwei Spielstätten zu haben.

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