Prachensky: Reisender durch die Farbe Rot

Prachensky: Reisender durch die Farbe Rot
Die Galionsfigur der österreichischen Avantgarde der 1950er und 60er ist im Alter von 79 Jahren verstorben.

Diese eine Farbe ließ ihn sein Leben lang nicht los:"Eine Reise durch die Farbe Rot" nannte der österreichische Avantgarde-Maler Markus Prachensky seine künstlerische Arbeit gerne. Auch wenn sein Schaffen sich phasenweise über diese ursprünglichste Signalfarbe erhob, blieb Rot stets zentral.

Auf monumentalen Bildern zu spontanem Ausdruck gebannt, war dieses Rot Markenzeichen, Handschrift - und keinem Zwang zur Darstellung, zur Abbildung unterworfen. Prachensky war in den 1950ern unter den Ersten, die die Abstraktion ins Nachkriegs-muffige Österreich brachten. Mit Wolfgang Hollegha, Josef Mikl und Arnulf Rainer gründete der gebürtige Innsbrucker die einflussreiche Künstlergruppe "St. Stephan", die ihre neuen Vorstellungen von Malerei erstmals 1957 in der Secession in großem Maßstab an die Öffentlichkeit brachte.
Aufsehen erregte der Künstler auch 1959 mit der Aktion "Peinture liquide" im Theater am Fleischmarkt, bei der er Leinwände von oben mit Farben übergoss. Eines seiner bekanntesten Werke wurde das 1960 in der Galerie St. Stephan entstandene, zehn Meter breite und 2,80 Meter hohe Bild "Rot auf Weiß - Sankt Stephan".

Einfach Malerei

Abstrakter, reduzierter Expressionismus - die Kategorisierung der Werke Prachenskys ist scheinbar klar. Als Galionsfigur des österreichischen Informel ist er aus dem Kanon der heimischen Kunst nach 1945 nicht wegzudenken. Doch Zuordnungen zu Malerei-Schulen waren Prachensky zuwider: "Für mich ist das einfach Malerei", sagte er einmal, und: "Wenn Sie meine Bilder von damals anschauen, finden Sie eigentlich keine Einflüsse - das hab' ich schon selbst entw ickelt."

Prachensky stammt aus künstlerischem Umfeld: Er wurde am 21. März 1932 als Sohn des renommierten Malers und Architekten Wilhelm Nicolaus Prachensky geboren. Architektur beschäftigte den viel reisenden Markus Prachensky ebenfalls -, wenn es auch die antike mehr als die aktuelle war, die den einstigen Architekturstudenten über das Studium hinaus in Bann hielt.

Auf Reisen, vor allem in Italien sowie im Nahen und Fernen Osten, holte er sich Eindrücke, nicht zuletzt von den Farben der Landschaften. Auch während seiner amerikanischen Jahre (ab 1967) faszinierten ihn die Wüsten in Kalifornien und Mexiko. Zunehmend wurde auch der Jazz zur Inspiration des Professors an der Wiener Akademie der Bildenden Künste (1983-2000): Prachenskys Malstil traf sich mit der Spontaneität der musikalischen Ausdrucksform.

Reaktionen

Nach dem Bekanntwerden von Prachenskys Ableben in der Nacht auf Samstag herrschte Betroffenheit: Bundespräsident Heinz Fischer trauert "um einen persönlichen Freund, dem ich mich seit Jahrzehnten verbunden gefühlt habe". Prachensky hinterlasse "eine große Lücke im künstlerischen Schaffen unseres Landes", sagte Kulturministerin Claudia Schmied. Und Außenminister Michael Spindelegger würdigte den Maler als "große Persönlichkeit".

"Prachensky hat sehr früh mit der Abstraktion begonnen", sagte Sammler Karlheinz Essl: "Und er war der Erste, der Malaktionen in Österreich gemacht hat - das war eigentlich eine Revolution." 2007 war Prachensky eine Schau mit alten und neuen Werken im Essl Museum gewidmet, wo die größte Sammlung seiner Arbeiten beheimatet ist.

Seit den 70er-Jahren stellte Prachensky seine neuen Werke in der Wiener Galerie Ulysses aus. Und kommmende Woche (22. 7.) eröffnet in der Salzburger Galerie Welz eine Soloschau, die während der Festspiele zu sehen ist. "Es wird nun eine kleine Hommage", sagt Geschäftsführer Hubert Lendl.

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