Postingsperre: Dariadaria will nicht mehr in ihr Shitsandwich beißen

Dariadaria zog will sich nicht mehr mit Kommentaren herumschlagen.
Die Bloggerin zieht die Reißleine: Zuviele Postings, zuviel Missgunst, zuviel Vorurteil, zuwenig konstruktive Kommunikation.

Dariadaria ist eine der bekanntesten Bloggerinnen Österreichs mit 250.000 bis 300.000 monatlichen Besuchern auf ihrer Website. Daneben ist sie auf Facebook, Twitter, Instagram, Pinterest… Man kennt das. Dariadaria hat jetzt keine Lust mehr auf Kommunikation mit ihren Lesern, wie sie in ihrem jüngsten Blogbeitrag schreibt. Sie hat die Kommentarfunktion ihrer Website abgeschaltet. Der Grund: Zuviele Postings, zuviel Missgunst, zuviel Vorurteil, zuwenig konstruktive Kommunikation, wie sie im Gespräch mit dem KURIER erklärt.

Eines vorweg: Dariadaria wirkt nicht frustriert vom Netz, sondern sie hat ihre persönliche Konsequenz aus einem Umstand gezogen, der gerade Bloggerinnen zunehmend zu schaffen macht: Es wird zuviel Mist gepostet, zu negativ, zu persönlich. „Bei jedem Job hat man ein Shitsandwich, in das man beißen muss. Bei mir ist es die Tatsache, dass man ständig bewertet wird und viele Leute glauben einen besser zu kennen als man selbst.“ Mittlerweile wird das Sandwich zu groß, räumt Dariadaria ein.

Dabei sei sie in einem politischen Haushalt groß geworden und der offene Diskurs sei ihr entsprechend ein großes Anliegen. Die digitale Realität sieht für Dariadaria aber anders aus. „In 99 Prozent der Fälle ist es so, dass die Diskussion im Internet nicht funktioniert. Du hast den Augenkontakt nicht, weißt nicht, ob dich dein Gegenüber ausreden lässt, siehst keine Körpersprache, oder ob man dir verständnisvoll in die Augen schaut.“

Worüber Dariadaria schreibt? Vor allem über nachhaltiges Leben. Zero Waste für eine bessere Zukunft. Ein Anliegen, das man eigentlich nur begrüßen kann. Vor allem tut sie das auf unaufgeregte, wenig belehrende Weise. Den erhobenen Zeigefinger gibt es von ihr üblicherweise nicht, dafür aber ein Rezept, wie man mit Kastanien Wäsche waschen kann (dafür, dass mir das seit Wochen auf allen Kanälen in die Timeline gespült wird, könnte ich sie persönlich dann doch ein kleines bißchen hassen).

Jedenfalls: Das sind kaum Themen, die groß polarisieren. Aber was posten die User? „Du bist fake“, „Wieso fliegst du für eine Reportage mit dem Flugzeug?“ , "Die hat doch keine Ahnung", etc.

Anspruch versus Gegenüber

Dariadaria hatte bisher den Anspruch, mit ihren Usern in Kommunikation zu bleiben, was auch in positiven Aspekten auslaugend sein kann: „Die Leute glauben , dass sie dich kennen und halten dich zum Beispiel für die beste Freundin. Es ist total lieb, wenn mir ein 14-jähriges Mädchen schreibt, sie weiß nicht, was sie mit ihrem Leben machen soll. Das ist ein großer Vertrauensbeweis. Aber eigentlich bin ich nicht ihre beste Freundin. Auf der anderen Seite wird man von Leuten kritisiert, die einen gar nicht kennen, aber ‚durchschaut‘ haben und der Lüge überführt haben wollen.“ Vertrauen spielt offenbar eine große Rolle in der Userkommunikation.

Dariadarias Erklärung: „Im Internet gibt es viel Projektion. Oft wollen die Menschen sich ihrer eigenen negativen Gefühle entledigen, indem sie einen angreifen, a la: ,Die behauptet, sie ist eine Ökobürgerin und deshalb darf sich das und das nicht.‘" Wie etwa zu einer Recherche das Flugzeug benutzen. Man kann ihren Unmut verstehen.

Kehrseite

Die Personalisierung, die Bloggerinnen nun einmal brauchen, hat außerdem eine anstrengende Kehrseite: „Die Leute interpretieren ja auch ganz viel rein. Bei mir ist das ein Problem: Ich bin eine fesche junge Frau, ich bin nicht dumm. Ich setze mich mit Themen auseinander, die viele Frauen von sich aus nicht aufgreifen würden. Dazu kommt das Vorurteil: Die zieht sich gut an, dann muss sie dumm sein.“

Dazu kommt der Arbeitsaufwand: Wer alle Kommentare selbst beantwortet – weil sonst: „Fake!“ – hängt die ganze Zeit am Smartphone. Darauf hatte Dariadaria zunehmend weniger Lust.

Und wie geht es jetzt ohne Userkommentarfunktion weiter? Wenn sich wieder ein einigermaßen konstruktiver Dialog entspinne, sei sie wohl wieder bereit darauf einzusteigen, sagt Dariadaia. „Ich muss sagen, es geht mir sehr gut damit. Außerdem ändert sich im Internet Sovieles so schnell.“ Mal sehen, was die Zukunft bringt.

Jedenfalls sollten die User den Bogen künftig nicht überspannen: „Ich bin ja auch nicht die Kindergartentante, die die Leute erziehen muss, wenn sie nicht das Rüstzeug für einen Dialog zustande bringen. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe, die Pädagogin zu sein.“

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