Polt: "Solche Menschen kenn’ ich"

Ein „letzter Kinosaurier“: Gerhard Polt als Amateurfilmer Hans A. Pospiech, der besessen ist von der Idee, mit anderen Amateuren das Privatleben Adolf Hitlers zu verfilmen
Die Kabarettlegende Gerhard Polt wieder im Kino mit der Komödie "Und Äktschn!"

Gefährlich sind die nicht ganz Unsympathischen. Und die Mittelmäßigen. Adolf Hitler zum Beispiel. Sagt Bayerns Kabarettlegende Gerhard Polt („Man spricht deutsh“) im KURIER-Gespräch über seinen ersten Film seit „Germanikus“ vor zehn Jahren:

In der Provinzposse „Und Äktschn!“ – die österreichische Koproduktion (ab 6. 2. im Kino) hat am Dienstag in Wien Premiere – gibt’s gar keine Action, aber skurrile Kleinbürger-Porträts.

Abgründig

Polt: "Solche Menschen kenn’ ich"
Film Und Äktschn!
So wollen schräge, aber sympathische Figuren, dargestellt u. a. von Robert Meyer, Nikolaus Paryla, Gisela Schneeberger und Michael Ostrowski, das Privatleben Hitlers verfilmen und sagen Absurdes wie: „Zum Genie fehlt mir das Geld!“

Oder: „Realität ohne Film ist nicht möglich, nur durch den Film wird Realität bewiesen. Der Mensch stirbt, der Film bleibt.“

„Armut ist ohne Geld eigentlich nicht vorstellbar – mit Geld aber auch nicht“, sagt Polt als Amateurfilmer Pospiech und „letzter Kinosaurier“. Der hält die Provinz nicht für provinziell, sondern für eine Provence. Und will aus seiner Kinowelt in seiner Garage gar nicht weg.

Realsatire

"Solche Menschen kenn’ ich“, so Polt. "Und Äktschn!" ist "Fast wia im richtigen Leben". Da hat der Metaphysiker des Stammtischgeredes den Leuten einmal mehr aufs Maul geschaut. Der Satiriker führt uns die Paradoxien des Alltags vor. Denn die Komik ist für Polt keine Erfindung: „Die Komik liegt im Menschen, weil er Fehler macht."

Zugleich moniert Polt, in den Schulen und im Theater werde „relativ wenig Komik gespielt“. Immer habe das „Tragische, das Grauenhafte, das Schlimme ein enormes Übergewicht. Es wär’ mir ja wurscht, würden wir – im Vergleich zu den Engländern oder Italienern – nicht eh relativ wenig Freude dabei finden, der Erbärmlichkeit und der Gemeinheit mit Komik zu begegnen.“

Profis als Dilettanten

So könne man auch gegen das Phänomen Hitler mit den Waffen der Komik irgendwie angehen. Polt wundert sich:

„Bei seiner Herkunft und Vergangenheit konnte man unmöglich annehmen, dass der einmal der ,Gröfaz‘ – der ,größte Führer aller Zeiten‘ – wird. Der war ungebildet, nicht besonders sympathisch, ein ziemlich uninteressanter Typ, in keiner Weise besonders begabt. Aber irgendetwas hatte er doch, vielleicht den Schmäh des Österreichers, dass den Nobody die Frauen der besseren Gesellschaft in München wie einen Schoßhund bei sich aufgenommen haben.“

Die Idee zu „Und Äktschn!“ war, die Amateurtruppe um den „Gröfaz“ von einem Haufen Dilettanten spielen zu lassen.

So geben die Schauspieler-Profis hoch professionell: Dilettanten. „Das muss man erst einmal so grandios hinbekommen wie Robert Meyer“, sagt Regisseur Frederick Baker. „Er spielt im Film ausgerechnet als Antifaschist Hitler, nur damit er den Soundtrack schreiben darf.“

Die Banalität, die Mittelmäßigkeit, die Selbstgewissheit seines Personals faszinieren den Menschenbeobachter Polt. Er mag seine Figuren, seien sie noch so zwielichtig.

Und hat für sich die „vitale Resignation“ ausgerufen. Mit Betonung auf „vital“. Denn: „Wenn du resignierst, und du isst einen Schweinsbraten dazu, dann macht die Resignation mehr Spaß.“

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