"Planet der Affen" - Wie alles begann

"Planet der Affen" - Wie alles begann
Filmstarts: "Planet der Affen" zeigt die Revolution der Affen + Bei "Rückkehr ans Meer" wird schwanger getrauert + "Die anonymen Romantiker" sind Kleinstadtneurotiker

Noch nie sahen die Affen im Kino so gut aus. Viel Zeit ist vergangen, seit Charlton Heston im Jahr 1968 als Astronaut Taylor erstmals den "Planet der Affen" betrat. Damals standen ihm seine Schauspieler-Kollegen noch im Affenkostüm gegenüber. Doch vier Fortsetzungsfilme, ein Remake, einige TV-Serien und mehrere Comic-Bücher später, profitiert Rupert Wyatts neuer "Planet der Affen" vom Performance-Capture-Verfahren. Dabei werden Bewegung und Mimik von Schauspielern aufgenommen und im Computer mit Affenhaut überzogen.
Umso anrührender blicken uns die Augen vom "Herr der Ringe"-Gollum Andy Serkis leidvoll aus dem Affengesicht von Cäsar entgegen.

Cäsar ist ein Versuchsaffe und emotionales Zentrum des Films. Geboren in einem kalifornischen Labor, wo James Franco als ehrgeiziger Wissenschafter Will Rodman nach einem Heilmittel für Alzheimer forscht. Alles geht schief und die Tierversuchsstation wird geschlossen. Rodman nimmt den Babyaffen mit nach Hause und zieht ihn dort auf wie einen Sohn. Denn tatsächlich: Cäsar ist schlau wie ein Knabe und später renitent wie ein Teenager.
Wyatt erzählt sein Prequel zur "Planet der Affen"-Saga als zivilisationskritisches und gefühlvolles Vater-Sohn-Drama. Dabei wird nicht wenig auf die Tränendrüse gedrückt, wenn der von seinem "Vater" schwer enttäuschte Cäsar im Tiergehege, sprich: Affenknast landet und dort von Wärtern schikaniert wird.

Über weite Strecken und praktisch ohne Worte folgt Wyatt der "Politisierung" seines gemarterten Helden zum Anführer der Außenseiter und setzt deren düsteres Schicksal überaus effektvoll in Szene. Denn Cäsar ist nicht umsonst der Schlauberger unter den Affen. Er gründet eine Art Affengewerkschaft und zettelt eine Gefängnisrevolte an. Irgendwann brüllt er seinem Peiniger ein "Nein!" entgegen - Beginn der Affenrevolution und Aufstand einer unterdrückten Minderheit.

Dabei gelingen Wyatt tolle, verstörende Bilder - etwa, wenn sich plötzlich die Bäume einer Allee geisterhaft entlauben, oder sich die Affen wie haarige Kanonenkugeln über eine Autokolonne auf der Golden-Gate-Brücke ergießen.

Ohnehin sind Menschen zu diesem Zeitpunkt kaum noch Sympathieträger, und so nimmt man deren totales K.O. durch Affen in einem furiosen Action-Finale fast hämisch zur Kenntnis.

Überhaupt Menschen: die verliert Wyatt im Eifer des Gefechts weitgehend aus den Augen. Speziell die Liebesgeschichte, die James Franco mit der zwar sehr schönen, sonst aber wenig handlungstragenden Freida Pinto verbindet, schwächelt vor sich hin. Aber vielleicht wird ja noch mehr draus - denn Fortsetzung folgt bestimmt.

KURIER-Wertung: ****
von *****

INFO: SCIENCE FICTION, USA 2011. 105 Min. Von Rupert Wyatt. Mit James Franco, Freida Pinto.

"Rückkehr ans Meer" - Schwangerschaft als Trauer

"Was du gesät hast, wird in anderen blühen", sagt der Pfarrer anlässlich der Totenmesse für einen jungen Mann, der gerade an einer Überdosis Heroin gestorben ist. Ein passender Satz für Mousse, die ebenfalls drogensüchtige Geliebte des Verstorbenen: Sie sitzt unter den Trauernden und ist mit dem Kind des Toten schwanger.

Mit dem minimalistischen, eindrücklichen Drama "Rückkehr ans Meer" beschließt der Franzose François Ozon nach seinen Filmen "Die Zeit, die bleibt" und "Unter dem Sand" seine "Trilogie der Trauer". Brutalen Verlust und die darauf folgenden radikalen Lebensveränderungen dokumentiert Ozon mit beinahe kargen Bildern. Dabei vertraut er völlig seinen genauen Beobachtung aller Personen und verzichtet auf psychologische Ausstaffierung.

Mousse - hervorragend gespielt von der tatsächlich schwangeren Isabelle Carré - zieht sich in ein Ferienhaus ans Meer zurück, schluckt Methadon und wartet auf die Geburt ihres Kindes. Als Paul, der schwule Bruder ihres toten Freundes auftaucht, ergibt sich zwischen ihnen eine zarte Beziehung, deren zerbrechliche Balance Eindeutigkeiten vermeidet.

Vorsichtig nähert sich Ozon dem Mysterium der Schwangerschaft an, ohne dabei in aufdringliche Klischees von erwachender Mutterliebe zu stürzen. Für Mousse steht der Prozess der Trauer und der Veränderung im Mittelpunkt, nicht die Mutterwerdung. Solidarisch mit seinen Figuren, erzählt Ozon von der Wucht ihrer rätselhaften Entscheidungen - gefühlvoll, aber unsentimental und kitschfrei.

KURIER-Wertung: **** von *****

INFO:DRAMA, F2009. Von François Ozon. Mit Isabelle Carré, Louis-R. Choisy.

"Die anonymen Romantiker" - Zwei Schüchtis zum Verlieben

"Nun macht doch endlich was!", möchte man den beiden zurufen. "Umarmt euch, küsst euch!" Aber das ist nicht so einfach: Angélique fällt schon beim Gedanken an ein Rendezvous in Ohnmacht und Jean-René bekommt bereits beim Essen mit einer Frau Schweißausbrüche wie bei der Matura.

Das äußerst schwierige Zusammenfinden zweier liebenswerter Kleinstadtneurotiker karikiert der französische Erfolgsregisseur Jean-Pierre Améris. Er begleitet seine Anti-Helden zu illustren Sitzungen der Selbsthilfegruppe für Hochsensible (die gibt es wirklich in Frankreich). Lässt sie schweißtreibende Dates durchstehen und die exquisitesten Schokoladekreationen verkosten - und sie schließlich aufgrund ihrer gemeinsamen Leidenschaft fürs Süße ihre Komplexe überwinden. Das alles so zärtlich und komisch, dass am Ende der Film fast zu kurz erscheint.

Isabelle Carré und Benoît Poelvoorde sind die Idealbesetzung der beiden Schüchtis - so normal, dass jeder das Gefühl hat: Das kenne ich auch. So ist es mir auch schon ergangen.
Leichte, aber nicht seichte Kino-Unterhaltung. - S. Lintl

KURIER-Wertung: **** von *****

INFO: KOMÖDIE, F/B 2010. 80 Min. Von Jean-Pierre Améris. Mit Benoît Poelvoorde, Isabelle Carré.

"Gordos - Die Gewichtigen" - Der Speck muss nicht weg

Für die, die es nicht wissen: "Gordo" ist das spanische Wort für "fett".
Vier therapiewillige "Gordos" stehen also im Mittelpunkt dieser etwas überdrehten spanischen Therapie-Satire, deren herzhafte, wenn auch nicht sonderlich revolutionäre These lautet: Dicksein ist nur ein Ablenkungsmanöver von anderen Problemen - Sex, zum Beispiel.

Um diesen echten Problemen auf den Grund zu gehen, bittet der Gruppentherapeut alle Anwesenden, sich zuerst einmal splitternackt auszuziehen. Daraufhin schrumpft die Selbsthilfetruppe gleich einmal auf vier zusammen. Die privaten Schicksale dieser übriggebliebenen Dicken verzahnen sich dann in etwas hektischen Szenenfolgen - die allerdings nicht unbedingt der großen Kinoleinwand bedürften - mit den Therapiestunden im Sesselkreis.

Der Madrilener Regisseur Daniel Sánchez Arévalo vermeidet es gekonnt, seine Figuren vorzuführen. Dafür sind sie letztlich alle trotz Übergewicht viel zu cool. Echte Verzweiflung und Abgründigkeiten werden tunlichst vermieden.

Übrig bleibt aber eine recht witzige Sketch-Abfolge skurriler Situationen und komischer Zwischenfälle - etwa, wenn sich der schwule Ex-TV-Moderator als unterdrückter Heterosexueller outet oder die katholische Musterbraut mit viel vorehelichem Sex ihre Kilos wegschwitzt.

Am Ende schafft Arévalo es sogar, bittere Schlussstriche unter missglückte Beziehungen zu ziehen - und trotzdem den flotten Tonfall beizubehalten.

KURIER-Wertung: **** von *****

INFO: SATIRE, E 2010. 110 Min. Von Daniel S. Arévalo. Mit Antonia de la Torre.

"Resturlaub"

Wer plumpen Klamauk mag, ist bei dieser Romanverfilmung über einen unreifen Mittdreißiger aus der deutschen Provinz, der lieber Sex mit vielen Frauen als Familie mit Einer will, goldrichtig. Da kann auch Maximilian Brückner nichts mehr retten. - SL Barthalo! Good Luck! Ein deutscher Schäferhund soll in Ägypten das große Geld bringen- das glauben zumindest zwei charmante, rumänische Schlitzohren, die auf der Suche nach dem großen Geld durch die Welt tingeln. In seinem dokumentarischen Roadmovie folgt Regisseur Róbert Lakatos Lali und Lóri von Österreich bis nach Ägypten. Mit dem Humor zweier gewiefter Underdogs sondieren die beiden ihre Lage immer nach ihrer finanziellen Attraktivität - und geraten dabei in komische, manchmal auch enervierende Situationen.

KURIER-Wertung: ** von *****

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