Piratenfieber im Konzertsaal

Piratenfieber im Konzertsaal
Der Kino-Hit "Fluch der Karibik" geht mit Orchester auf Tour. Der KURIER traf den Filmkomponisten Hans Zimmer.

Als Lieferant der Töne fürs Kino wurde er zum Star in Hollywood: Hans Zimmer gab Blockbustern wie „Gladiator“ und „Inception“, aber auch stillen Filmen wie „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ und „Rainman“ mit seiner Musik einen eigenen Charakter. Für „König der Löwen“ erhielt er 1995 einen Oscar (bei neun Nominierungen).

Der gebürtige Frankfurter ging in England zur Schule und landete in der Traumfabrik, wo er u. a. mit seinen Soundtracks für „Black Rain“ und „Castaway“ auf sich aufmerksam machte.

Kino-Konzertspektakel

Jetzt wird seine Begleitmusik zur Hauptsache. Der Sound für „Fluch der Karibik“ ist mit Chor und 60-Mann-Orchester live in Deutschland und Österreich zu hören. Mit seinen Movie-Sounds in den Konzertsaal gehen wollte Zimmer immer schon. „Kürzlich kam auch ein Konzert in Belgien mit meiner Komposition zu ,Inception‘ großartig an“, so Zimmer. „Wir in Hollywood sind wohl die Letzten, die noch tagtäglich neue Orchestermusik schreiben. Es ist mir wichtig, das am Leben zu erhalten, denn die Orchester dieser Welt wollen nicht nur Brahms und Beethoven spielen, sondern auch mal Filmmusik von Howard Shore, Elliot Goldenthal oder Hans Zimmer.“

„Das Livespiel birgt eine gewisse Gefahr in sich“, sagt Zimmer, für den der elektronisch-orchestrale Sound typisch ist. „Man steht sehr unter Zeitdruck, damit die Bilder mit der Musik harmonieren. Je nach Tagesform der Musiker können die Stücke anders klingen."

Sound-Magie

Komponieren ist für den 54-Jährigen „eine komische Sache, eigentlich mehr ein Entdecken. Ich weiß, während ich am Klavier sitze, dass mindestens 10.000 Leute in der Welt im Moment dieselben Töne spielen und wahrscheinlich dieselbe Reihenfolge an Tönen spielen und nicht erkennen, dass das eine Melodie ist. Das ist eben die Magie der Musik. Auf einmal bedeutet das irgendwas.“

Warum ist auf dem Kinoabspann von „Fluch der Karibik“ mit Johnny Depp, Keira Knightley und Orlando Bloom Zimmers Freund und Kollege Hans Badelt als Komponist genannt, und er selbst nur als Soundtrack-Produzent? „Ich war mitten in der Arbeit zu ,Last Samurai‘, als der Regisseur Gore Verbinski anrief und sagte, es gäbe ein Problem mit dem Musikkonzept“, so Zimmer. „Ich war von der Geschichte begeistert, konnte aber wirklich nicht.“ Also schlug er Badelt vor. „Ich wusste, dass er für seinen Durchbruch so einen Großauftrag brauchte.“

s Liebesthema aus dem dritten Teil wollte der am Klavier klimpernde Zimmer um 2 Uhr nachts gerade wegwerfen, als der Regisseur auf dem Gang vorbeilief und sagte: „Hey, das klingt ziemlich gut!“ Ohne ihn wäre das einfach im Müll gelandet.

Zufall führt Regie

Doch gab er dem Drängen Verbinskis nach und skizzierte in einer Nacht die wesentlichen Themen des Films. Zimmer: „Ich hatte nur eine Nacht lang Zeit. Um fünf Uhr morgens war ich fertig. Ich habe später die Noten weggeworfen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass es insgesamt vier Folgen geben würde.“

Was ihn antreibt? „Unmengen von Kaffee und die Angst, es nicht zu schaffen, helfen mir.“

„Fluch der Karibik“ begann als „Jux und war verrückt, weil alles so schnell passierte“, erinnert sich Zimmer. „Viel daran war improvisiert. Da lief zum Beispiel eine Szene ab, ich spielte dazu ein bisschen auf dem Klavier. Und irgendein Armer musste das dann orchestrieren und einen Sinn draus machen.“

Und der Zufall führte oft Regie: Das Liebesthema aus dem dritten Teil wollte der am Klavier klimpernde Zimmer um 2 Uhr nachts gerade wegwerfen, als der Regisseur auf dem Gang vorbeilief und sagte: „Hey, das klingt ziemlich gut!“ Ohne ihn wäre das einfach im Müll gelandet.

Film-Konzert: Mit Chor und Orchester

Aufführung „Fluch der Karibik“, die Original-Tonspur ist reduziert um die Musik, denn die kommt diesmal live: Ein Fest für alle Jack-Sparrow-Fans, möglich gemacht durch ausgeklügelte Technik, Großbildleinwand und ein vielfach Filmmusik-erprobtes Orchester.

Österreich-Tour „Disney LIVE in Concert“ startet in der Salzburg Arena am 28.1. mit den Münchner Symphonikern unter Helmut Imig; in der Wiener Stadthalle F am 30. und 31. 3. spielt das Deutsche Filmorchester Babelsberg. Karten ab 36 €, Tel. 01/96 0 96 oder
www.fluch-der-karibik-live.de

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