Pia Hierzegger über Haders "Wilde Maus": "Als Menschen ständig irgendwie lächerlich"
Wenn jemand grantig schauen oder einen Witz so kalt servieren kann, dass einem das Lächeln auf den Lippen gefriert, dann ist es Pia Hierzegger. Die Grazer Schauspielerin ist eine Meisterin im Rollenfach der unterkühlten Frau mit Hang zum Humor – und reglosem Gesichtsausdruck.
An der Seite von Josef Hader, der auch im wirklichen Leben ihr Partner ist, spielt Pia Hierzegger in dessen Regiedebüt "Wilde Maus" seine unzufriedene Ehefrau mit Kinderwunsch.
"Wilde Maus" wird auf der Berlinale (9. bis 19. Februar) im Wettbewerb gezeigt.
KURIER: Sie spielen in "Wilde Maus" die weibliche Hauptrolle und feiern die Premiere auf der Berlinale. Sie selbst waren dort ja schon öfter eingeladen?
Pia Hierzegger: Ja, meine erste Berlinale war mit meiner Rolle in "Slumming", von Michael Glawogger. Ich kann mich noch daran erinnern, wie er mich angerufen und gemeint hat, ich könne mir etwas Schönes zum Anziehen kaufen. Wieso, habe ich gefragt, ist der GAK Meister geworden? Und er hat gesagt, nein, wir fahren auf die Berlinale. Ich dachte mir damals, das ist immer so: Wenn man einen Film macht, fährt man zur Berlinale. Ich konnte noch nicht ermessen, dass das etwas ganz Tolles ist.
Es war Michael Glawogger (der 2014 starb und dessen Filmfragment "Untitled" ebenfalls auf der Berlinale läuft, Anm.), der Sie zum Film brachte?
Ja. Michael Ostrowski war am Theater am Bahnhof und hat mir sein Drehbuch von "Nacktschnecken" zu lesen gegeben. Michael Glawogger hat es dann realisiert und durchgesetzt, dass genau die Leute, für die das Drehbuch geschrieben worden war, auch im Film spielen konnten. Danach hat er mich gefragt, ob ich auch in "Slumming" mitspielen möchte – und natürlich wollte ich. Mit Michael Glawogger hat es von Anfang an gepasst, weil wir ähnlichen Humor hatten.
Sie spielen oft sehr coole, taffe Frauen, die sich durch emotionstoten Humor auszeichnen.
Ja, das würde ich auch so sehen (lacht). Ich arbeite viel im Theater, wo man ruhig etwas "größer" spielen kann. Beim Drehen habe ich dann immer Angst, dass ich alles groß spiele und die Leute das Gefühl haben, die Hälfte hätte auch gereicht. Ich erinnere mich, dass ich einmal etwas gespielt habe und dann jemand schrieb, das sei wie bei Buster Keaton – weil ich eigentlich gar nichts tue.
Wie würden Sie Ihren Humor beschreiben?
Ich mag Situationskomik sehr gern, in der Menschen lächerlich sind. Nicht, weil weil man sich über sie lustig macht, sondern weil wir als Menschen ständig irgendwie lächerlich sind. Ich mag es, wenn die Daumenschrauben so eng angezogen werden, dass es einfach lustig ist. Und dass man Mitleid hat, aber auch lachen muss.
Ich glaube, dass das bei vielen Frauen so ist: Wenn die Entscheidung zeitlich ansteht, denkt man möglicherweise, das Kind gehört ja vielleicht doch dazu – wo man sich 20 Jahre lang gesagt hat, Kinder sind nicht so wichtig.
In einer Szene stolpern Sie in eine Studentenparty und werden von einem viel jüngeren Mann angebraten. War das seltsam, die "ältere" Frau zu spielen?
Es war schon eigenartig, weil sich alles so schnell ändert. Ich habe immer das Gefühl gehabt, eine der Jüngsten am Set zu sein. Und plötzlich ist man die alte Frau unter 18- bis 25-Jährigen. Das hat mich schon kurz beschäftigt, aber dann dachte ich mir: Ist doch gut, dass man mit bald 45 so arbeiten kann. Eigentlich ist eh alles super.
Würden Sie selbst gerne Filmregie führen?
Ich habe mir schon überlegt, wie das wäre – nachdem es jetzt ja eine Modeerscheinung ist und sowohl Michael Ostrowski (Regisseur von "Hotel Rock’n’Roll", Anm.) und jetzt auch Josef einen Film gemacht haben. Ich glaube, es würde mich sehr anstrengen, wenn ich dauernd Entscheidungen fällen muss. Mitte Vierzig fängt man an, zu überlegen, was man noch wirklich machen will. Und ich finde die Abwechslung zwischen Spielen und Drehbuchschreiben sehr angenehm. Bei Drehbuchideen gehe ich meistens von Frauen aus, weil ich der Ansicht bin, dass bestimmte Bereiche noch zu wenig beschrieben sind.
Welche zum Beispiel?
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