Philippe Jordan: Die großen Opernpläne

Musikdirektor in Paris, Chefdirigent der Symphoniker: Philippe Jordan
Der Chefdirigent der Wiener Symphoniker holt als Musikdirektor der Pariser Oper Jonas Kaufmann & Co.

Ein Wagner-Konzert in Paris, tags darauf Proben für Camille Saint-Saëns’ "Samson et Dalila", gleich anschließend Flug nach Wien zu zwei (bejubelten) Konzerten mit dem Orchestre de l’Opéra national de Paris anlässlich der Saisoneröffnung im Musikverein – Philippe Jordan zählt zu den viel beschäftigten und meistgefragten Dirigenten.

Im KURIER-Gespräch in seinem Büro in der Pariser Opéra Bastille, mit Blick über die ganze Stadt bis hin zum Eiffelturm, verrät er faszinierende künstlerische Pläne. Unter anderem, dass er seine Funktionen als Musikdirektor der Pariser Oper und als Chefdirigent der Wiener Symphoniker im Jahr 2020 erstmals auf wunderbare Weise verbinden kann: Da wird er im Theater an der Wien Oper dirigieren. Darauf warten Musiktheaterfreunde seit geraumer Zeit.

"Wir werden 2020 in Paris eine Uraufführung herausbringen. Diese wird anschließend nach Wien übersiedeln. Den Komponisten darf ich noch nicht verraten. Aber es wird eine sehr spannende Geschichte", sagt der 1974 in Zürich geborene Jordan.

Paris und Wien

Zehn bis zwölf Wochen pro Jahr verbringt er in Wien, in Paris sind es etwa sieben Monate. Das zeigt, wie ernst er beide Funktionen nimmt. "Mein Vertrag in Paris sieht als Minimum 30 bis 40 Abende pro Jahr vor. Aber schon in meinem zweiten Jahr habe ich 60 Vorstellungen dirigiert. Im Schnitt sind es 40 bis 50." Die Aufführungen sind sehr gut besucht, seit den Terroranschlägen in Paris gibt es jedoch im Palais Garnier 25 Prozent weniger Touristen, die eine Tour durch das traumhaft schöne Haus buchen.

Jordans erste Opernpremiere in dieser Saison ist am 4. Oktober "Samson et Dalila" an der Bastille. Damiano Michieletto führt Regie, in den Titelpartien sind Aleksandr Antonenko und Anita Rachvelishvili zu hören. Ab 3. November singt dann, unter der Leitung von Jordan, Jonas Kaufmann seinen ersten Hoffmann – ein mit Spannung erwartetes Ereignis.

Kaufmann wird im Jänner, wieder mit Jordan am Pult, auch als Lohengrin zu erleben sein. In der Produktion von Claus Guth, die von der Mailänder Scala nach Paris übersiedelt. Martina Serafin ist die Elsa, Wolfgang Koch der Telramund, Evelyn Herlitzius die Ortrud, insgesamt also eine Traumbesetzung. "Das ist mein erster ,Lohengrin‘", erzählt Jordan. "Und die letzte Wagner-Oper, die mir noch fehlt. Ich hatte bisher keinen wirklichen Bezug dazu. Aber jetzt macht es großen Sinn."

Ebenfalls im Jänner wird Jordan Mozarts "Così fan tutte" im Palais Garnier dirigieren und die Rezitative selbst vom Hammerklavier aus begleiten. Das war ihm unverständlicherweise einst in Salzburg in einer Produktion von Karl-Ernst und Ursel Herrmann untersagt worden. Für die Inszenierung in Paris ist Anne Teresa De Keersmaeker verantwortlich, die den jungen Paaren sechs Tänzer aus ihrer Compagnie und sechs von der Pariser Oper gegenüberstellt. Darüber hinaus wird in dieser Saison der Berlioz-Zyklus (mit "Béatrice et Bénédict" konzertant) fortgesetzt, der 2018 "Benvenuto Cellini" und 2019, zum 30-Jahr-Jubiläum der Bastille-Oper, "Les Troyens" bringen wird.

Ebenfalls 2019 wird Jordan an der New Yorker MET die Wiederaufnahme der "Ring"-Produktion (Robert Lepage) leiten. Und 2020/’21 in Paris einen eigenen "Ring" herausbringen. "Dann werde ich zwölf Jahre in Paris gewesen sein. Das ist genug."

Bayreuth

Schon im kommenden Sommer wird Jordan Dirigent der "Meistersinger"-Neuproduktion in Bayreuth sein. Zuletzt war Dirigent Andris Nelsons wegen der künstlerischen Bedingungen am Grünen Hügel empört abgereist. "Das wurde mir berichtet", sagt Jordan. "Aber das wird wohl nicht zwei Mal hintereinander passieren." Barrie Kosky führt bei diesen "Meistersingern" Regie, Michael Volle ist der Sachs, Klaus Florian Vogt der Stolzing und Anne Schwanewilms die Eva.

Kommentare