Philipp Hochmair: "Aufgeben könnte ich das Theater nie!"

"Vorstadtweiber" Maria Köstlinger (Waltraud Steinberg) und Philipp Hochmair
Zwischen Theater, Film und Fernsehen – der Schauspieler lotet Grenzen aus. Eine Annäherung.

Kommenden Dienstag (8. Dezember) ist er in dem TV-Film "Kleine große Stimme" (20.15 Uhr, ORF 2) als bornierter Lehrer zu sehen. In der eben abgedrehten zweiten Staffel der längst zum Kult avancierten Serie "Vorstadtweiber" spielt er wieder den ebenso schwulen wie skrupellosen Politiker Joachim Schnitzler, am Thalia Theater Hamburg rockt er das Publikum bei Goethes "Faust" und als Siegfried in Hebbels "Nibelungen". Daneben tourt er mit seiner hinreißenden "Werther!"-Adaption durch Deutschland und (in einer zweisprachigen Version) durch Frankreich.

Und wenn dann noch Zeit bleibt, dreht er weitere Filme (aktuell mit Birgit Minichmayr) oder interpretiert Hugo von Hofmannsthals "Jedermann" mit seiner Band "Elektrohand Gottes" neu.

Fiktive Figuren

Kein Zweifel, Philipp Hochmair ist – wie man so schön sagt – gut im Geschäft. Aber: "Das ist kein Geschäft, das ist mein Leben. Ohne das Spielen, ohne mich täglich neu zu erfinden und an Grenzen zu gehen, könnte ich ja nicht sein", sagt Hochmair im KURIER-Gespräch. Und ja, es mache Spaß, möglichst unterschiedliche Charaktere zu gestalten. "Der spießige Sängerknaben-Lehrer im Nachkriegsösterreich etwa ist mir so etwas von fremd. Aber ich habe ihn mir für ,Kleine große Stimme‘ angeeignet", so der ehemalige Burgschauspieler, der das Haus 2009 freiwillig Richtung Hamburger Thalia Theater verlassen hat.

"Es war damals die richtige Entscheidung, aber jetzt gehe ich auch aus Hamburg aus dem Ensemble weg und bin in Zukunft freischaffender Schauspieler. Das erlaubt einem, eigene Projekte zu verwirklichen. Und in Österreich bin durch die Dreharbeiten zu den ,Vorstadtweibern‘ ohnehin sehr präsent", so der gebürtige Wiener.

Reale Politik

Was aber schätzt Hochmair an den "Vorstadtweibern" sowie an seiner Rolle des Ministers (und Mörders) Joachim Schnitzler so? "Die Drehbücher sind fantastisch und das Ensemble ist großartig. Man muss sich ja nur die reale Politik ansehen, dann weiß man, dass mein Minister vielleicht ein wenig zugespitzt ist, aber sich nicht so weit von der Wirklichkeit abhebt. Außerdem finde ich es gut, dass er noch dazu insgeheim schwul ist, aber in der zweiten Staffel sogar zum Kanzlerkandidaten avanciert. In der Politik ist eben alles möglich."

Wie aber geht es trotz aller Film- und Fernsehprojekte am Theater weiter? "Aufgeben könnte ich das Theater nie! Never! Never! Never! Ich spiele in Hamburg weiterhin alle Rollen, in denen ich besetzt bin. Dann werde ich auch gastieren. Claus Peymann wollte mich für seine Handke-Uraufführung ,Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rande der Landstraße‘ haben, aber das war zeitlich leider nicht möglich. Doch ich schätze Direktorin Karin Bergmann sehr, vielleicht ergibt sich das eine oder andere Stück. Ich bin Wien nie wirklich abhanden gekommen."

Ein Auftritt in Österreich ist schon fixiert. "Ich werde zur Eröffnung der neuen Intendanz von Marie Rötzer am Landestheater Niederösterreich den Hauptplatz von St. Pölten mit meiner Band ,Elektrohand Gottes‘ bespielen. Und ich hoffe natürlich, dass die ,Vorstadtweiber‘ in die dritte Runde gehen. Potenzial ist genug da. Und wer weiß, eventuell bin ich dann schon Bundeskanzler."www.philipphochmair.com

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