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Ruzicka kehrt als Chef nach Salzburg zurück
Der Ex-Festspielintendant übernimmt ab 2015 die künstlerische und kaufmännische Geschäftsführung der Osterfestspiele.
Dieses Comeback kommt überraschend, ist aber nicht unlogisch: Peter Ruzicka (66) wird ab 1. Juli 2015 Alleingeschäftsführer der Salzburger Osterfestspiele. Der deutsche Komponist und Dirigent setzte sich laut einer Aussendung der Osterfestspiele in einem mehrstufigen Auswahlverfahren durch und folgt Peter Alward und Bernd Gaubinger nach. Künstlerischer Leiter der Osterfestspiele ist Christian Thielemann, Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle, der sich über eine "hervorragende Wahl" des neuen Intendanten freut.
Warum diese Bestellung plausibel ist: Ruzicka hat in Salzburg einen exzellenten Ruf als Intendant und ist regelmäßig zu Gast. Er leitete die Sommerfestspiele als Nachfolger Mortiers von 2002 bis 2006. Er hatte sich freiwillig zurückgezogen, um sich wieder aufs Komponieren zu konzentrieren. Zu Dresden, Thielemanns künstlerischem Zentrum, hat Ruzicka eine enge Beziehung.
Meister der souveränen Mehrgleisigkeit
An Experimentierlust und Innovationswillen hat es dem in Düsseldorf geborenen und in Hamburg lebenden Ruzicka nie gemangelt. Er erwarb sich früh Ruhm als ein Meister der souveränen Mehrgleisigkeit. Mit 19 Jahren siegte er auf dem Feld der Naturwissenschaften beim Bundeswettbewerb "Jugend forscht". Da hatte er seine musikalische Ausbildung (Oboe, Klavier, Komposition) bereits hinter sich. Und während er erste Erfolge als Komponist feierte, absolvierte er ein Jus-Studium, um sich nach der Promotion als Urheberrechts-Experte hervorzutun.
Auch als Musikmanager hat Ruzicka seine Qualitäten bewiesen. So machte er sich als Intendant der Hamburger Staatsoper (1988-1997) und als Chef der Salzburger Festspiele (2002-2006) für das zeitgenössische Musiktheater (Rihm, Schnebel, Lachenmann) stark, aber auch für die Opern lange verpönter Komponisten wie Schreker oder Zemlinsky. Zum Finale seiner Salzburger Amtszeit, im Mozart-Jubiläumsjahr 2006, setzte er gegen massive Kritik sämtliche Opernwerke Mozarts aufs Programm: ein triumphaler Akt aufgeklärter Mozart-Hommage.
Was sein eigenes Werk betrifft, so will Ruzicka eine neue, dritte Oper schreiben, die seinen auf Seelenverwandtschaft beruhenden Werken "Celan" (2001) und "Hölderlin" (2008) würdig zur Seite stehen kann. Unter dem Titel "Nach-Zeichnungen" erschien im Vorjahr Habakuk Trabers Monografie zu Ruzickas Werken.
Als gefragter "Composer-Conductor" wird er auch in Zukunft primär seine eigenen Werke betreuen. Vornehmlich am Pult der großen Radio-Sinfonieorchester. Im April 2014 leitete er ein letztes Mal die Münchener Biennale, Deutschlands Festival für Neue Musik. Ab 2015 übernimmt er aber wieder eine zusätzliche Aufgabe und gibt mit der Leitung der Osterfestspiele sein Comeback als Kulturmanager in Salzburg.
(APA/dpa, red.)
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