"Ich schimpfte vor mich hin"

Kern
Was Sie schon immer über Peter Kern wissen wollten, erfahren Sie in "Kern" im Kino.

Eins, zwei, dreieiei ... trällert Peter Kern frohgemut ins Mikrofon, „das ist ein Gesangsinterviuuuhhh ...!“ Peter Kern war nicht umsonst einmal Sängerknabe. Die seidige Stimme hat er immer noch, auch wenn er sich dann im KURIER-Interview doch wieder aufs Sprechen verlegt. Schade, eigentlich.

Was Sie schon immer über Peter Kern wissen wollten – jetzt können Sie es erfahren. In einer intimen, witzigen und traurig-berührenden Doku, die die KURIER-Filmkritikerin Veronika Franz mit Severin Fiala gedreht hat. In "Kern" (derzeit im Kino) versuchen sie, dem Filmregisseur, Schauspieler, Essayisten, Autor, Querulanten und grantelnden Wiener Peter Kern auf den massigen Leib zu rücken. Nicht immer eine leichte Sache, denn zwischendurch kann Kern ganz schön unwirsch werden.

Widerspenstig

„Es ist schwierig für einen Regisseur, die Gosche zu halten, wenn er das Gefühl hat, die Kamera steht am falschen Platz“, so Kern freimütig: „Und natürlich bin ich ein widerspenstiger Geist.“ Lange hat man ihn aber nicht überreden müssen, mitzumachen: Er habe es mit Freude angenommen. Worüber er sich allerdings vorher nicht klar gewesen war – dass es zweieinhalb Jahre dauern würde: „Wo ich doch meine eigenen Filme in kurzen zehn Tagen abdrehe.“

"Kern" spielt zu einem großen Teil in Kerns Wohnung in der Großfeldsiedlung, beobachtet ihn bei Alltagsroutinen und gibt ihm Raum für Erinnerungen – an Leonard Bernstein, an die großen Brüste der Bordellbesitzerin im 2. Bezirk, an Marika Röck im Kino.

Und auch wenn die Kamera nicht immer richtig stand: „Man ließ mir wirklich die Freiheit, die Wahrheit zu sagen“, sagt der 64-Jährige versöhnlich über "Kern": „Ich brauchte mich nicht zu verstellen. Da schimpfte und murmelte ich grantig vor mich hin. Und das war natürlich auch der Spaß, den ich dabei hatte – wenn dann den Filmemachern ein bisschen die Lade heruntergefallen ist. Aber sie wollten mich ja provozieren. Und dieses Spiel habe ich gerne mitgemacht.“

"Helmut Berger bekam einen geilen Vertrag"

Das glaubt man ihm gerne. Ein Stichwort reicht, und Kern läuft sofort zur Hochform der Empörung auf. Ärgern könnte er sich praktisch über alles: Über das Fernsehen und seine Quoten, etwa, und dass die ganze Welt davor sitzt und zuschaut, wie ein Herr Baumgartner völlig sinnlos wo herunterspringt. Dass sein alter Freund Helmut Berger in einer Dschungelshow auftritt, findet Kern aber wieder gut : „Ich habe ihm dazu geraten. Der Mann hat ja nun wirklich nichts zu verlieren und er bekam einen geilen Vertrag.“

Auch er selbst würde sich jederzeit in eine Show setzten, denn ihm sei es „wurscht, was die Leute über mich sagen. Ich kann ihnen meine Fettschürze zeigen, die bis zum Boden reicht, und sagen: Das bin ich. Das habe ich mir angefressen aus Schutz vor euch, damit ihr mir nicht noch meine Seele und meinen Bauch wegnehmen könnt.“

INFO

Am 3. 3. und 4.3. finden um 20.00 zwei Sondervorstellungen im Filmcasino statt.

Kommentare