Pereira kritisiert erneut Budget-Obergrenze

APA10126674 - 07112012 - SALZBURG - ÖSTERREICH: ZU APA251 KI - Intendant Alexander Pereira anl. der Jahrespressekonferenz der Salzburger Fetspiele am Mittwoch, 7. November 2012, in der Felsenreitschule in Salzburg. Die Salzburger Festspiele 2013 finden zwischen dem 19. Juli und 1. September 2013 statt. APA-FOTO: BARBARA GINDL
Der scheidende Festspiel-Intendant fühlt sich nach wie vor unverstanden und tritt verbal gegen das Kuratorium nach.

Kaum scheint es in der seit langem schwelenden Auseinandersetzung zwischen dem Salzburger Festspiel-Intendanten Alexander Pereira und dem politisch besetzten Kuratorium ruhig geworden zu sein, legt der scheidende Kulturmanager wieder nach: Es habe nicht einen einzigen konstruktiven Moment gegeben, seine künstlerischen Ideen seien nicht verstanden worden und er müsse dort sogar "Binsenwahrheiten unseres Geschäfts" verteidigen, sagte er in einem Interview mit den Salzburger Nachrichten am Donnerstag.

Auch wenn er sehr froh sei, die Grabenkämpfe hinter sich zu haben, würden ihm die Festspiele fehlen. Das Kuratorium habe ihn nicht wirklich begleitet und unterstützt, und auch die Einstimmigkeit in diesem Gremium sieht der Intendant kritisch: "Da braucht nur einer sagen: 'Das geht nicht', und schon ist jede Diskussion blockiert." Ob seine künstlerischen Ideen verstanden worden seien? "Schon in der ersten Sitzung nach meiner Bestellung sind die Kuratoren mit angstgeweiteten Augen da gesessen. Offenbar sehnen sie sich jetzt in die wunderbar gemütliche Zeit zurück, in der alles so bleibt, wie es gewesen ist. Daher sagt man über den nächsten Intendanten: 'Wir wissen eh, wen wir holen wollen. Dann wird alles wieder gut.'"

Pereira bedauerte, dass er aufgrund der vom Kuratorium vorgegeben Kostengrenze 2014 nicht alle seine Pläne umsetzen kann. "Es bricht mir jetzt noch das Herz, dass ich in der Kollegienkirche nicht 'Jephtha' machen kann, mit Claus Guth und William Christie. Auch eine konzertante 'Capriccio'-Aufführung musste ich dem Kuratorium in den Rachen werfen, wegen dieser sinnlosen Fixierung auf ein Budgetlimit von 60 Millionen. Die ist nicht nach durchdachter Analyse zustande gekommen, sondern irgendeiner im Kuratorium hat die Zahl in die Luft geworfen, und da wurde sie zum Goldenen Kalb."

Die Salzburger Festspiele standen zuletzt nicht nur wegen ihrer künstlerischen Darbietungen im Licht der Öffentlichkeit. "Talk im Hangar-7", das Diskussionssformat von ServusTV, beschäftigt sich am Donnerstag (22.15 Uhr) mit der Frage: Wohin steuern die Festspiele? Neben erfolgreichen Neuinszenierungen prägten Streitigkeiten über Finanzen, Sponsoren und Spielpläne den diesjährigen Salzburger Kulturreigen. Künstlerische Visionen treffen auf kaufmännische Sorgen, aufwendige Eigenproduktionen auf steigende Lohnkosten.

Was dürfen Festspiele kosten? Wie viel Politik verträgt die Kultur? Darüber diskutiert Ioan Holender mit Experten aus der Kultur-Welt zum Festspiel-Abschluss. Mit ihm sprechen Alexander Pereira, Intendant der Salzburger Festspiele; Georg Springer, Chef der Bundestheater-Holding; Eleonore Büning, Kulturkritikerin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung; Gert Korentschnig, stellvertretender Chefredakteur des KURIER, sowie Belvedere-Direktorin Agnes Husslein.

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