Per Flugdrachen in Dantes Inferno
Weltliteratur als Comic: Hamlet braucht nur drei Bilder.
Manche dieser Protagonisten der Weltliteratur erkennt man sofort: Dante etwa, wenn er mit Kapuze und Lorbeer-Kranz in die Hölle steigt, besser: per Flugdrachen in den achten Kreis der Hölle befördert wird. Der britische Cartoonist Hunt Emerson stellt sich das von Dante Alighieri beschriebene Inferno recht schrullig vor – seine Dämonen schauen zwar grimmig drein, sind aber irgendwie ganz putzig. Vor diesem Inferno fürchtet sich bestimmt niemand.
Auch bei Euripides’ vom Schicksal gebeutelter Medea weiß man beim ersten Hinschauen, worum es geht: Doch anders als Emerson in seiner Interpretation von Weltliteratur, geht die Zeichnerin Tori McKenna mit Ernsthaftigkeit an die Geschichte der verzweifelten Rächerin heran: Ihre Story zeigt Blut, Monster, und eine Heldin mit tiefen Augenringen, in der Mörderhand das Messer.
Im Band "Weltliteratur als Graphic Novel" zeigen Künstler wie Will Eisner, Robert Crumb oder Kat Menschik (die einzige deutsche Zeichnerin im Buch, sie interpretiert das Nibelungenlied) ihre Sicht auf Weltliteratur. Manchmal ganz unkonventionell: Lisa Brown braucht für "Hamlet" nur drei Bilder. Das Wunderbare: Dieser Literaturkanon hat wirklich Weltgeltung. Neben Homer und Shakespeare stehen indianische Sagen, Gedichte aus dem alten China und dem heiligen Buch der Maya. Der erste von drei Bänden versammelt über 50 Werke, vom babylonischen Gilgamesch-Epos bis zum 18. Jahrhundert.
Links im Bild: Emerson Hunt gelingt es, Dantes Inferno, dem bekanntesten Teil der Göttlichen Komödie, humorvolle Züge zu verleihen. „Sind hier etwa die Kreditkartenfälscher?“
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