Manker: "Die FPÖ fährt ein Goggomobil"

Paulus Manker
Theatermacher Paulus Manker nimmt das Erfolgsstück "Alma" wieder auf, freut sich auf Martin Kušej als Burgtheaterdirektor und befürchtet verheerende Auswirkungen auf die Kulturpolitik nach der Wahl.

KURIER: Sie spielen "Alma – A Show Biz ans Ende" ab diesem Mittwoch wieder in der Serbenhalle in Wiener Neustadt. Zuletzt hatte es gerichtliche Auseinandersetzungen gegeben, unter anderem wegen einer Lokomotivfahrt und angeblicher Sachbeschädigung. Warum können die Aufführungen nun doch wieder dort stattfinden?

Paulus Manker: Von der "Amokfahrt" mit der Lokomotive wurde ich freigesprochen. Ihre Zeitung hat mich damals übrigens "Lokführer des Grauens" genannt. Da war ich schon sehr stolz! Wir haben uns über diese Kontroversen hinweggesetzt.

Sie führen Regie und spielen selbst wieder die Figur des Kokoschka. Das Stück hatte vor 21 Jahren Premiere. Wie oft haben Sie das seither gemacht?

In Wiener Neustadt gibt es nun 13 Aufführungen mit vielen neuen, jungen Leuten. Eine tolle Besetzung! Dann werden wir insgesamt 496-mal gespielt haben. Die 500. Aufführung wird es dann nächstes Jahr geben. Am schönsten wäre es, wenn sie in New York stattfinden könnte. Das ist die letzte große Stadt, die in Almas Leben wichtig war und die uns als Aufführungsort noch fehlt. Sonst waren wir überall an ihren Lebensorten: Venedig, Lissabon, Los Angeles, Jerusalem, Berlin, Prag und am Semmering.

Wo ist das Problem?

In New York ist so etwas viel schwieriger zu realisieren als in Los Angeles. Derart große Häuser, wie wir sie für "Alma" brauchen, stehen dort nicht monatelang leer. Das ist eine Kostenfrage. Und man darf nicht aus Manhattan raus, die Menschen fahren nicht über eine Brücke etwa nach Brooklyn ins Theater.

Dass Sie "Alma" nun wieder aufführen – hat das auch damit zu tun, dass Sie im Sommer nicht wie geplant in Bad Hersfeld "Luther" gespielt haben, weil es einen Konflikt mit Regisseur Dieter Wedel gab?

Nein, "Alma" war unabhängig davon geplant. Wir hätten nur ohne Bad Hersfeld schon früher spielen können.

Sie wurden in Bad Hersfeld knapp vor der Premiere fristlos entlassen. Werden Sie Klage einbringen?

Selbstverständlich wird geklagt. Es gab ja überhaupt keinen Grund dafür, dass ich am Tag der Generalprobe erfahre, ich möge nicht mehr erscheinen. Bei der ersten Hauptprobe war noch alles eitel Wonne, und Wedel hat mich über den grünen Klee gelobt. Bei der zweiten Hauptprobe war plötzlich alles anders. Wedel hat die überhebliche Eitelkeit eines alternden Tyrannen – wie früher ein Muammar al-Gaddafi – und er hat auch die gleichen schlecht gefärbten Haare. Er ist eine Personalunion von Ratte und sinkendem Schiff.

Sie sind stets ein präziser Beobachter der politischen Lage. Wie beurteilen Sie die Situation viereinhalb Wochen vor der Wahl?

Ich befürchte, wie viele andere auch, dass es danach Schwarz-Blau geben wird. Ich sehe nicht, wie Kern zehn Prozent Rückstand noch aufholen soll. Dabei war seine Performance als Kanzler gar nicht so schlecht. Eigentlich sehr vorzeigenswert, wenn man es genau betrachtet.

Er hat bereits angekündigt, im Fall von Platz 2 in die Opposition zu gehen. Ist das Ihrer Meinung nach klug?

Ich verstehe nicht, warum er sich so in die Defensive begibt. Ich dachte, die SPÖ ist eine Kämpferpartei.

Wie erklären Sie sich, dass Kurz in den Umfragen so gut liegt?

Viele halten ihn für den freundlichen, sympathischen Ideal-Schwiegersohn. Und viele glauben, wenn wir dann wieder einen jungen, feschen Kanzler haben, wird alles gut. Aber ich habe immer gesagt, dass er ein Scharfmacher ist, ein Bulldog, der die FPÖ noch weit rechts überholt. Er fährt politisch den Porsche, die FPÖ ein Goggomobil. Die wissen selbst gar nicht mehr, wie rechts sie noch sein sollen. Die FPÖ hat sogar schon eine Ministerriege genannt – das wäre wirklich ein Schreckenskabinett. Einer grauslicher als der andere.

Glauben Sie, dass es im Falle von Schwarz-Blau wieder internationale Proteste gäbe?

Nein, glaube ich nicht. Die EU-Sanktionen waren auch damals nicht korrekt, wenn wir ehrlich sein wollen. Die Wahl eines Volkes muss akzeptiert werden. Ich selbst finde allerdings die FPÖ mittlerweile nur mehr fad. Da gibt es einen alternden Feschak an der Spitze und keine einzige Person, die ministrabel ist. Dagegen war die Haider-Partei noch pfiffig. Oder wollen Sie sich wirklich einen Kickl, Vilimsky oder Gudenus auf der Ministerbank vorstellen?

Welche Auswirkungen auf die Kulturpolitik würden Sie erwarten?

Natürlich besteht die Gefahr von Zensur, von politischer Einflussnahme, dass es Subventionen nur bei Gesinnungszugehörigkeit gibt. Man würde das aber dann als "frischen Wind" verkaufen. Und versuchen, den Kunst- und Kulturbegriff neu zu definieren. Das Schöne, Wahre, Gute. Weg mit den Schmuddelkindern. In Kärnten hat man gesehen, was passiert, wenn die Blauen regieren. Warum sollte das auf Bundesebene anders sein? Bei den bereits bestellten Direktoren und Führungspersonen in Burg und Staatsoper wird man nichts machen können. Aber im kleinen und mittleren Bereich rechne ich mit verheerenden Auswirkungen.

Apropos Direktoren: Wie sehen Sie die Designierung von Martin Kušej zum Burgtheaterchef?

Das ist ein Traum für die ganze Wiener Theaterlandschaft, um die es ja zurzeit leider nicht zum Besten bestellt ist. Ich war schon vor Jahren für Kušej. Da haben ihn die Kleingeister leider noch verhindert. Aber Kulturminister Thomas Drozda hat seine Qualität richtig erkannt und hat zugeschlagen. Erstens, weil Kušej ein hervorragender Regisseur ist, ich habe bei ihm in München fantastische Produktionen gesehen. Zweitens, weil er als Österreicher eine starke Affinität zu österreichischen Dramatikern hat. Nestroy, Horváth, Schönherr, Schnitzler – da hat er Meilensteine gesetzt. Da ich nie mit ihm gearbeitet habe, kann ich über seinen angeblich autoritären Stil nichts sagen. Aber er ist ja Direktor und muss kein Diplomat sein. Wenn er wirklich große Veränderungen vornehmen will, dann hat er nur recht. Ein Ensemble darf nicht erstarren. Ein Theater ist kein Versorgungsposten.

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