Die harte Schule macht sich bezahlt

Passenger live: Keine Band, nur der versierte Solist Mike Rosenberg
Pop-Kritik: Passenger zeigte im Wiener Gasometer, wie man als Solist perfekt Stimmung macht.

Fünf oder sechs Jahre lang war Mike Rosenberg, besser bekannt als Passenger, in aller Welt unterwegs. Er schlief in Hostels, spielte am Tag in Fußgängerzonen für Passanten, am Abend in kleinen Clubs für Leute, die oft lieber plauderten als zuhörten.

Eine Schule, die sich jetzt bezahlt macht. Denn seit seinem Hit "Let Her Go" von Anfang 2013 spielt der Engländer in Hallen vor einigen Tausend Leuten. Und alle hören zu – aufmerksam und andächtig bei den leisen Passagen, jubelnd und singend, wenn der 30-Jährige rabiat in die Saiten hackt.

Denn nach wie vor ist Rosenberg auf Tour als Solist unterwegs. Auch Samstagabend im Wiener Gasometer reichten ihm seine Stimme, seine Songs und eine einzige Akustikgitarre, um 3000 Besucher nicht nur in seinen Bann zu bringen, sondern auch eineinhalb Stunden lang in Bann zu halten.

Abwechslungsreich

Gleich zu Beginn entschuldigte er sich bei allen, die dachten, Passenger wäre eine Band, die die Abwechslung verschiedener Instrumente erwartet hatten. Überflüssig. Denn er beherrscht es wie kein anderer, mit derart reduzierten Mitteln ein variantenreiches Set zu liefern. Abgesehen davon, dass sein Gitarre-Spiel – egal ob geschlagen oder gezupft – allzeit perfekt ist, hat er schlaue Tricks auf Lager. Offenbar hat er in der Nähe des Bühnenbodens ein Mikro platziert, das sein Aufstampfen zu einer Art Bass-Drum verstärkt. Das gibt Songs wie "I Hate" und einer erst sehr zarten und dann furiosen Coverversion von "Sounds Of Silence" fast rockigen Drive. Geschickt wechselt er zwischen diesen Momenten und ruhigen, melancholischen Songs.

Und zwischendrin gibt es unterhaltsame Moderationen und Anekdoten aus seinem Leben, die er erzählt wie ein versierter Komiker. So singen 3000 Wiener nicht nur bei "Let Her Go" in der Hälfte der Gasometer-Show begeistert mit. Der Chor von "Scare Away The Dark" ist durch die ganze Pause vor der Zugabe zu hören.

Erst bei dieser Draufgabe kommt dann erstmals das Gefühl auf, jetzt wiederholt sich Rosenberg. Doch da stört es nicht mehr. Denn das Wichtigste, was er als Straßenmusiker gelernt hat, ist, seine Persönlichkeit mitsamt seinen Tönen auszusenden – so, dass sie die Leute bewegt. Und das gibt auch nicht ganz so einnehmenden Songs ein einnehmendes Feeling.

KURIER-Wertung:

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