Paris: Saisonstart mit Barock und Traumstimmen

So fantasievoll sind die Kostüme bei "Eliogabalo" im Pariser Palais Garnier
Das Palais Garnier und die Opera Bastille eröffneten mit "Eliogabalo" von Francesco Cavalli bzw. mit "Tosca" mit Harteros, Álvarez, Terfel.

Die Oper "Eliogabalo" von Francesco Cavalli wurde 1688 uraufgeführt, verschwand sofort wieder von den Spielplänen und wurde erst vor zwölf Jahren von Brüssel bzw. den Festwochen für Alte Musik in Innsbruck reanimiert. Nun eröffnete die Geschichte vom durchgeknallten, sexbesessenen römischen Kaiser, der im Zuge einer Rebellion ermordet wurde und als eine Art zweiter Nero in die Historie einging, die Saison im Pariser Palais Garnier, das sich ideal für Barockwerke eignet.

Leonardo García Alarcón am Pult der Cappella Mediterranae zaubert auch fabelhaft schöne Klänge in das Auditorium, kann aber an der Langatmigkeit des Werkes nichts ändern. Mit einer Dauer von fast vier Stunden und ewig wirkenden Wiederholungen ist diese Oper dramaturgisch nicht besonders ausgefeilt und wird sich wohl auch fürderhin nicht auf den Spielplänen etablieren.

Die Inszenierung von Thomas Jolly belässt die Handlung in der Antike, was die meiste Zeit über für Stehtheater sorgt. Zwischendurch gibt es ein paar erotische Szenen. Die Lichtregie ist phänomenal und sorgt für wunderbare Effekte. Unter den Sängern ragen Paul Groves als Alessandro und Emiliano Gonzales Toro als Lenia heraus. Der Countertenor Franco Fagioli als Eliogabalo wirkt mit seinem starken Vibrato wie eine Parodie auf Cecilia Bartoli. Am Ende gab es viel Applaus für eine aufwendig realisierte Rarität.Tags darauf startete auch das zweite zur Pariser Oper gehörende Haus, jenes an der Bastille, in die neue Saison: Mit der Wiederaufnahme der "Tosca"-Inszenierung von Pierre Audi, die zeigt, dass man dieses Werk durchaus eine Spur zeitgemäßer realisieren kann, ohne die Substanz zu zerstören. Dan Ettinger am Pult des Pariser Orchesters sorgte für eine hochdramatische, differenzierte Umsetzung – offenbar ist er im Puccini-Fach und bei diesem Orchester besser aufgehoben als zuletzt bei "Figaro" am Pult in Salzburg.

Anja Harteros beeindruckt als intensive, berührende Tosca – sie sang sogar besser als zuletzt in München mit Jonas Kaufmann. Diesmal ist Marcelo Álvarez ihr kraftvoller Partner als Cavaradossi. Und Bryn Terfel – wie schon in Wien und München – der denkbar beste Scarpia.

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