"Pacific Rim": Jägermeister jagt Monster

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Filmstarts: Guillermo del Toro ("Pans Labyrinth") entfesselt extravaganten Kampf der Titanen + "Only God Forgives" + "The East"

An den Kinokassen regiert derzeit der verfilmte Frohsinn. Animationsfilme und Komödie besiegen mit ihren Einspielergebnissen Endzeitthriller und Weltuntergänge.

Trotzdem sollte man sich im Zweifelsfall nicht für eine Unlustigkeit wie Adam Sandlers "Kindsköpfe 2" (siehe Kurzkritik) entscheiden, sondern unbedingt für Guillermo del Toros famosen Blockbuster „Pacific Rim“.

In „Pacific Rim“ gibt es keine Spaßtöter wie Terroristen, Zombies oder Killerviren. Sogar die Apokalypse wurde abgesagt. Stattdessen steigen herrliche Godzilla-Variationen aus dem tiefen Meeresgrund, zernagen brüllend die Golden Gate Bridge und prügeln sich ausgiebig mit gebirgshohen Blechriesen.

"Pacific Rim": Jägermeister jagt Monster
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Nun klingt die Inhaltsangabe „Monster vs. Roboter“ auf den ersten Blick nicht gerade prickelnd. Schon gar nicht für jene, deren Trommelfelle noch von Michael Bays „Transformer“-Krachmachern geschädigt sind. Doch der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro – der Welt seit seinen „Hellboy“-Filmen und „Pans Labyrinth“ mehrheitlich bekannt – fabrizierte echte Hingucker. Sowohl die Fressechsen, die sich durch Metall beißen wie durch Butter, als auch die blinkenden Kampfroboter liefern dank extravaganter Spezialeffekte tolle Schauwerte. Die Genre-typische (sprich: berechenbare) Story ist mit genügend Intelligenz angereichert, um die Zeit zwischen den langen Action-Sequenzen angeregt zu überbrücken. Und selbst den Darstellern – alles weder Stars aus Hollywoods A-Liga, noch psychologisch übermäßig durchformuliert – sieht man ganz gerne zu.

Hellboy

Der Del-Toro-Humor offenbart sich beispielsweise in Komiker-Duetten wie zwei streitenden Wissenschaftlern, die aussehen wie entfernte Verwandte von Dr. Frankenstein. Auch „Hellboy“ Ron Perlman mischt als Dealer von Monsterorganen mit – und trägt cooles Schuhwerk.

Zu den smarteren Aspekten der Geschichte gehört auch, dass immer zwei Menschen gemeinsam die Roboter bedienen müssen. Wie Ruderer in der Galeere stehen sie angeschnallt im Inneren der stampfenden Maschine – auch „Jäger“ genannt – und lenken deren Kampfbewegungen. Um die Effizienz zu steigern, sind die Gehirne der Kämpfer miteinander verbunden – und also auch deren Erinnerungen. Als nun der hübsche Jägermeister Raleigh Becket (Charlie Hunnam aus der TV-Serie „Sons of Anarchy“) die junge Japanerin Mako Mori als Ko-Kämpferin an die Seite gestellt bekommt, findet er sich plötzlich in deren Erinnerungen wieder. Als kleines Mädchen überlebte Mori als einzige ihrer Familie einen Monster-Angriff.

Dieses effektvoll horrible Flashback zählt zu den visuellen Höhepunkten in „Pacific Rim“; gleichzeitig lässt Del Toro in der japanischen Trümmerlandschaft Traumata bis hin zur Atombombe anklingen, die in den traditionellen Godzilla-Filmen ebenfalls immer mitschwangen.

Delirierende Farbspiele und glänzende, detailgierige Oberflächen begleiten den Kampf der Titanen zu Wasser und zu Land. Und als sich einer der Monster plötzlich in eine Art Flugsaurier verwandelt und mit mächtigen Flügelschlägen einen Jäger Richtung Himmel zerrt, sieht das ziemlich spektakulär aus. Wie Gemäldemalerei der Kino-Fantastik.

Eines muss man Del Toro wirklich lassen: Aus der faden Blockbuster-Formel „Monster vs. Roboter“ hat er mächtig viel heraus geholt.

KURIER-Wertung: **** von *****

INFO: Sci-Fi. "Pacific Rim". USA 2013. 131 Min. Von Guillermo del Toro. Mit Charlie Hunnam, Idris Elba.

Der dänische Regie-Stilist Nicolas Winding Refn bezeichnet sich als Pornograf: Er zeige in seinen Filmen nur Bilder, die ihn erregen. Und was erregt Refn? „Gewaltvolle Bilder.“

Dementsprechend ultra-brutal ist auch seine Samurai-Blutorgie. Sie spielt in Bangkok, wo Ryan Gosling als US-Flüchtling Julian einen Boxclub betreibt. Dort wandeln die Menschen wie Traumtänzer durch ein in albtraumartiges, blaues und rotes Licht getauchte Schattenreich. Allen voran jener Ex-Polizist, der sich für Gott hält und mit seinem Samuraischwert für Geschnetzeltes sorgt. Zuerst bringt „Gott“ Julians Bruder, einen miesen Killer, um. Dann betritt die Mutter der Jungs den Plan – Kristin Scott Thomas in bizarrer Rolle. Als Trash-Version von Donatella Versace diskutiert sie beim Abendessen die Penisgrößen ihrer Söhne.

Männer und ihre Gewaltexzesse in Zeitlupe – das alles zu einem Soundgedröhne zwischen Thai-Pop und Wagner: Oft effektvoll, viel öfter einfach nur albern. Nicht die Gewalt ist das Problem; sondern vielmehr, dass sie zur hohlen Stilübung verkommt.

KURIER-Wertung: *** von *****

INFO: Noir Thriller. Only God Forgives. F/THAI/USA/S 2013. 90 Min. Von Nicolas Winding Refn. Mit Ryan Gosling, K. S. Thomas.

"The East" von Zal Batmanglij schafft etwas, wo viele andere Filme versagen: Einen Polit-Thriller, der ernst zu nehmend und sensibel die ethisch-moralischen Probleme der modernen Industriegesellschaft thematisiert – ohne sie als billige Rahmenhandlung zu missbrauchen. Dabei steht kein Action-geladener Wettlauf mit der Polizei, sondern der Kampf des Einzelnen mit seinem Gewissen im Zentrum.

Die junge Sicherheitsagentin Jane wird undercover in die Terroristengemeinschaft „The East“ eingeschleust. Diese droht, Racheanschläge auf skrupellose Großkonzerne auszuüben. Nachdem sie einige Wochen bei der Gruppe verbracht hat, beginnt Jane, sich mit ihr zu identifizieren. Obwohl sie die Methoden der Bande nicht akzeptiert, findet sie Gefallen an ihren Zielen – und vor allem an Anführer Benji, dem etwas stereotyp agierenden Alexander Skarsgård. Insgesamt eine sehr gelungene Story also, die mit einer Reihe überraschender Twists punktet. Auch Drehbuch Co-Autorin Brit Marling gefällt in der Hauptrolle. Einzig der Thrill-Faktor hätte etwas höher sein können.

KURIER-Wertung: **** von *****

INFO: Politthriller."The East". USA/GB 2013. 116 Min. Von Zal Batmanglij. Mit Brit Marling, Alexander Skarsgård, Ellen Page.

Elisabeth Hofer

Kindsköpfe 2

Komödie. Hollywood und seine Holzköpfe“ wird Adam Sandler und seine Freundestruppe einmal genannt, oder „Hollywurst“ – das sind die komödiantischen Höhepunkte dieser unlustigen und geistlosen Fortsetzung. Pissende Elche, der „Rülpsniesfurz“ und eine Menge Titten und Ärsche als sogenannte Familienunterhaltung – das muss man erst mal aushalten.

KURIER-Wertung: ** von *****

"Der Dieb der Worte"

Drama. Wenn Jeremy Irons in einem Film mitspielt, bedeutet das in letzter Zeit immer Fadgasalarm: Wie in diesem betulichen Drama, in dem einem der Off-Kommentar immer genau das erzählt, was man eh schon auf der Leinwand sieht. Bradley Cooper spielt einen Schriftsteller, der den Roman eines anderen als sein eigenes Buch ausgibt. Jeremy Irons tritt als sein schlechtes Gewissen auf und erinnert sich in langatmigen Flashbacks an den Krieg. Slicker, vordergründiger Plagiatsthriller.

KURIER-Wertung: *** von *****

"Papadopoulus & Söhne"

Komödie. Ein britischer Geschäftsmann mit griechischen Wurzeln verliert über Nacht seinen Reichtum und muss sich mit einer miesen Fish-und Chips-Bude sanieren. Sympathische Culture-Clash-Komödie.

KURIER-Wertung: **** von *****

"Sag, dass du mich liebst"

Tragikomödie. Zu Hause schlüpft sie anstelle von Hauspatschen in hochhackige Pumps, plaudert noch kurz mit dem Hund und verschwindet dann im Kleiderkasten: Dort hat sie alle ihre Kindheitserinnerungen aufbewahrt. Die herrliche Comedienne Karin Viard spielt eine Radiosprecherin mit Kontrollwahn, die sich auf die Suche nach ihrer verlorenen Mutter begibt.Tatsächlich lebt diese als schrille Oma an der Peripherie von Paris und zeigt wenig Interesse an der Tochter. Unterhaltsame, immer wieder leicht ins Sentimentale abgleitende Tragikomödie.

KURIER-Wertung: **** von *****

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