Ostermayer will kürzere Leine für die Bundestheater

Josef Ostermayer plant schon für das Frühjahr eine Änderung des Bundestheater-Organisationsgesetzes
Interview: Kulturminister Josef Ostermayer stärkt die Holding und erklärt seine Pläne im Detail.

Nach der Entlassung von Matthias Hartmann als Burgtheaterdirektor; nach der Bestellung von Karin Bergmann zu dessen Nachfolgerin; nach der Einsetzung von Günter Rhomberg als Chef der Bundestheater-Holding; nach der Ausschreibung der künstlerischen Leitung der Volksoper setzt SP-Kulturminister Josef Ostermayer den nächsten großen Schritt zur Reform der Bundestheater: Er wertet die Holding zu einer starken Führungsinstanz auf, statt sie etwa – wie ebenso diskutiert – abzuschaffen.

All das mit einem klar definierten Ziel: "Ich wünsche mir, dass die Menschen schon bald vergessen haben, welche Probleme es am Burgtheater gab. Dass wieder die künstlerischen Leistungen im Vordergrund stehen."

Diesem Vorhaben sei man schon jetzt nahe gekommen, sagt Ostermayer im KURIER-Interview: "Noch im März waren wir ausschließlich mit den Schwierigkeiten konfrontiert. Jetzt wird wieder diskutiert, wie toll eine Premiere war."

Studie

Die Basis für Ostermayers Entscheidung für eine Aufwertung der Holding ist eine Studie der "Integrated Consulting Group" (ICG), die ergebnisoffen im Juli in Auftrag gegeben wurde. Die ICG hat zahlreiche internationale Modelle miteinander verglichen und kommt zum Schluss: Das Beste für die Bundestheater sei eine "strategische Management-Holding" als Führungs-, Aufsichts- und Kontrollinstanz.

Diese berichtet direkt dem Kulturminister, hat aber stärkeren künstlerischen und wirtschaftlichen Einfluss auf die Häuser. Die Strategie für die Bundestheater soll dort gemeinsam entwickelt werden. Die Subventionen (zuletzt insgesamt 148,9 Mio. € pro Saison an Basisabgeltung, Anm.) fließen künftig an die Holding, die die Gelder – anders als bisher – weiter verteilt.

Ist somit auch möglich, dass der bisherige Aufteilungsschlüssel geändert wird, dass etwa Gelder von der Oper in die Burg fließen? Ostermayer: "Natürlich wird der Aufteilungsschlüssel zunächst gemeinsam festgelegt. Aber eine gewisse Flexibilität muss erhalten bleiben." Insgesamt wurden sechs Modelle geprüft.

Planungssicherheit

ICG empfiehlt der künftigen Holding auch, ein paar Prozent der Subventionen zurückzubehalten, um bei Sonderprojekten oder auch Problemen wie zuletzt an der Burg reagieren zu können. Im Bericht heißt es auch: "Die Basisabgeltung sollte den Bundestheatern vertraglich für einen mehrjährigen Zeitraum (ideal wäre für die Laufzeit der Verträge mit den Intendanten, Anm.) garantiert werden, sodass die Planungssicherheit erhöht wird. ICG tritt grundsätzlich für eine jährliche Indexanpassung einer derartigen Basisabgeltung ein."

Ostermayer versteht den Wunsch und arbeitet an einer Lösung: "Ich habe auch schon mit dem Finanzminister geredet, um Planungssicherheit zu gewährleisten. Aber bei der Länge der Garantien sind wir an den Budgetbeschluss der Regierung gebunden."

An der Spitze der Holding sollen künftig ein Geschäftsführer und ein Prokurist oder zwei Geschäftsführer stehen. Ostermayer präferiert "im Sinne eines echten Vieraugenprinzips" eine Doppel-Geschäftsführung.

Als nächsten Schritt wird der Minister Gespräche mit den künstlerischen Leitern von Burgtheater, Staats- und Volksoper über das neue Modell führen. Rechnet er mit Skepsis? "Natürlich ist es für die Häuser immer angenehmer, möglichst wenig kontrolliert zu werden. Ich hoffe aber, dass man das in den Theatern als Service und Unterstützung sieht, nicht als Freiheitsbegrenzung."

Zeitplan

Schon in den ersten Monaten 2015 soll das neue Holding-Modell im Bundestheater-Organisationsgesetz verankert werden, etwa Mitte 2015 wird die neue Geschäftsführung der Holding ausgeschrieben.

Ostermayer zu den künftigen Aufsichtsräten in den Häusern: "Es ist zur Vereinheitlichung sicher sinnvoll, personenidente Aufsichtsräte in den einzelnen Theatern zu haben. Auch der Holding-Chef soll vertreten sein."

Eine Änderung soll es auch bei der Servicegesellschaft "Art for Art" geben. Ostermayer: "Wir wollen sie wieder rückführen zu einer 100-Prozent-Tochter der Holding. Wenn die einzelnen Bühnen nicht daran beteiligt sind, ist das Kunden-Lieferanten-Verhältnis klarer."

Insgesamt ist das Modell eine Weiterentwicklung der 1999 begonnenen Ausgliederung und "keine strukturelle Revolution".

Bei der Bestellung der künstlerischen Leiter setzt Ostermayer weiterhin auf Findungskommissionen. In jene für die Volksoper hat er etwa den Filmemacher David Schalko nominiert. "Er hat in seinem Bereich auch viel mit Unterhaltung zu tun. Mir ist es immer wichtig, dass nicht alle aus dem gleichen Umfeld kommen."

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