Oscar-Verleihung: Wer sind die Favoriten?
Frühes Aufstehen in Hollywood: An diesem Dienstagmorgen, noch vor Sonnenaufgang in Kalifornien, werden die Anwärter für die Oscar-Trophäen bekanntgeben. Die 21-jährige Nachwuchsschauspielerin Jennifer Lawrence, die im vorigen Jahr für "Winter`s Bone" als beste Darstellerin nominiert war, hilft beim Verlesen der Kandidaten mit. Einige große Stars können mit einem fröhlichen Frühstück rechnen. Meryl Streep, George Clooney und der Franzose Jean Dujardin haben ihre Nominierung so gut wie in der Tasche, doch an Spannung wird es nicht fehlen.
Es ist kein "Titanic"- oder "Herr der Ringe"-Jahr, in dem alle Oscar-Hoffnungen auf einem Film ruhen. 1997 hatte die "Titanic" 14 Nominierungen geholt und am Ende 11 Oscars gewonnen. Im vorigen Jahr triumphierte das Historiendrama " The King`s Speech" mit zwölf Gewinnchancen, vier davon verwandelten sich in Gold.
Auch wenn Hollywood keinen großen Abräumer erwartet, so steht ein stiller Gewinner schon fest. Der französische Stummfilm "The Artist" dürfte nach seinem dreifachen Sieg bei den Golden Globes am vorigen Wochenende auch bei den Oscars den Ton angeben. Die tiefgehende Komödie über einen Stummfilmstar, der den Sprung zum Tonfilm verpasst, triumphierte in der Kategorien "Beste Komödie", Filmmusik und mit Jean Dujardin als Hauptdarsteller.
Königskategorie "Bester Film"
Im Gegensatz zu den Globes mit den Top-Sparten "Bestes Drama" und "Beste Komödie" gibt es bei den Oscars nur eine Königskategorie "Bester Film". Im letzten Jahr traten dort zehn Kandidaten an, doch dank neuer Regeln bei der Stimmabgabe halten die Oscar-Verleiher diesmal eine Überraschung parat. Je nach Wahl der knapp 6000 Academy-Mitglieder, die ihre Favoriten in wertender Reihenfolge bestimmen, gibt es fünf bis zehn Anwärter. Das Zahlengeheimnis wird erst am Dienstag gelüftet.
Sicher mit dabei ist das Drama "The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten", in dem George Clooney einen gestressten Vater und betrogenen Ehemann spielt. Die Mischung aus Humor und Tragik von Regisseur Alexander Payne holte den Globe-Hauptpreis als bestes Drama und brachte auch Clooney eine weitere Trophäe ein. Martin Scorsese dürfte nach seinem Globe-Gewinn als bester Regisseur mit "Hugo Cabret" im Rennen sein, ebenso das Rassendrama "The Help" und Woody Allens "Midnight in Paris".
Meryl Streep glänzte in der Rolle von Margaret Thatcher in "Die eiserne Lady", während Michelle Williams in "My Week with Marilyn" als Marilyn Monroe eine umwerfend gute Figur macht. Beide holten sich damit Golden Globes. Auch die Oscar-Juroren belohnen gerne die gekonnte Darstellung berühmter Persönlichkeiten. Helen Mirren verdiente sich 2007 als "Die Queen" ihren ersten Oscar, Colin Firth triumphierte als König George VI. im vorigen Februar.
Wim Wenders "Pina" und Michael Fassbender Favoriten
Spannend werden die Oscar-Nominierungen auch für den deutschen Regisseur Wim Wenders, der mit seinem Dokumentarfilm "Pina" gleich doppelte Chancen hat. Zum einen hat es die 3D-Doku über die Wuppertaler Choreographin Pina Bausch in die Vorauswahl von neun Kandidaten für den Auslands-Oscar geschafft, zum anderen ist "Pina" in der Sparte "Dokumentarfilme" unter 15 Finalisten in der Vorrunde.
Auch der gebürtige Heidelberger Michael Fassbender könnte seinen Erfolgskurs in Hollywood fortsetzen. Der 34-jährige Schauspieler mit deutschem Vater und einer irischen Mutter hatte mit seiner Rolle als Sexsüchtiger in "Shame" eine Globe-Nominierung geholt. Das Filmfest in Venedig kürte ihn im September zum besten Schauspieler.
Beim Trophäen-"Wahlkampf" in Hollywood überschlagen sich die Experten mit Prognosen, Vergleichen und Wetten über die Spitzenkandidaten. Galten die Golden Globes früher als zuverlässiger Oscar-Vorbote, so geht diese Rechnung inzwischen nicht mehr auf. Im vorigen Jahr gewann der Facebook-Film "The Social Network" den Globe als bestes Drama, während das englische Königsdrama "The King`s Speech" den Spitzen-Oscar holte.
Die Oscars werden am 26. Februar in Hollywood zum 84. Mal vergeben. Zumindest bei der Moderation dürfte es wenig Überraschungen geben, denn die Akademie greift auf einen altbewährten Komiker zurück. Zum neunten Mal steht Billy Crystal als Gastgeber auf der Bühne.
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