Jetzt wird's ernst für Haneke

Jetzt wird's ernst für Haneke
Bei den Golden Globes sind Haneke und Waltz bereits nominiert. Am Donnerstag folgen die Oscar-Nominierungen.

Wenn Michael Haneke mit seinem Film „Liebe“ den Oscar gewinnen würde, dann wäre das eine „köstliche Ironie“, amüsiert sich Larry Rohter von der „New York Times“ in seiner Oscar-Vorschau: „Denn es gibt wenige Filmemacher, die in der Herangehensweise eine so dezidierte Anti-Hollywood-Haltung haben wie Haneke.“

Aber nicht nur am 24. Februar wird es spannend, wenn der begehrte Oscar verliehen wird, sondern bereits kommenden Donnerstag, wenn die Nominierungen bekannt gegeben werden. Haneke kommt nämlich nicht nur für die Kategorie Auslands-Oscar infrage: Nachdem „Liebe“ bereits in den USA in den Kinos startete, kann der Film theoretisch in jeder Oscar-Kategorie nominiert werden – bis hin zum besten Film (man denke nur an den französischen Film „The Artist“, der im letzten Jahr ebenfalls in fünf verschiedenen Preis-Kategorien abgeräumt hat.)

Bisher stand Haneke jedenfalls im Preisregen – zuletzt am Wochenende, wo ihn einer der zentralen US-Filmkritiker-Verbände mit drei Auszeichnungen ehrte.

Golden Globes

Ernst wird es kommenden Sonntag bei der Verleihung der Golden Globes: Dort ist Haneke mit „Liebe“ in der Kategorie bester fremdsprachiger Film nominiert – wie bereits vor drei Jahren, als er mit „Das weiße Band“ eine Weltkugel gewann. Damals reüssierte auch der österreichische Schauspieler Christoph Waltz als bester Nebendarsteller in „Inglourious Basterds“. Dieser „Zweifach-Erfolg“ könnte sich heuer wiederholen, denn Waltz ist ebenfalls als bester Nebendarsteller nominiert: Für seine witzige Rolle als süffisanter Zahnarzt in Quentin Tarantinos Western-Rap „Django Unchained“.

Die größten Favoriten ben Golden Globes sind Steven SpielbergsLincoln(sieben Nominierungen), Ben Afflecks „Argo“, Tarantinos „Django Unchained“ (fünf Nominierungen) und Kathryn Bigelows „Zero Dark Thirty“ (vier Nominierungen).

Seit Anfang Dezember schleppt sich die Trophäensaison in Hollywood bereits dahin. Etliche Kritiker- und Berufsverbände haben ihre Favoriten benannt, mit den Oscar-Nominierungen am Donnerstag und der Verleihung der Golden Globes am Sonntag geht es nun den Höhepunkten entgegen. Der Fahrplan bis zur Oscar-Gala am 24. Februar sieht noch einige Preisverleihungen vor, mit den amerikanischen Publikumspreisen beginnt morgen, Mittwoch, das Finale des US-Filmpreismarathons.

- PEOPLE'S CHOICE AWARDS am 9. Jänner: Anders als bei den Oscars, Emmys oder Grammys werden Anwärter und Gewinner der Publikumspreise ausschließlich von ihren Fans gewählt. Die Preisträger in 48 Film-, Fernseh- und Musik-Kategorien werden in einer Live-Show im US-Fernsehen bekannt gegeben. Die Trophäenvergabe findet in diesem Jahr zum 39. Mal statt.

- CRITICS' CHOICE MOVIE AWARDS am 10. Jänner: Die Preise von Filmkritikern des Verbands BFCA (Broadcast Film Critics Association) werden in diesem Jahr zum 18. Mal vergeben. Steven Spielbergs Historienepos "Lincoln" führt mit 13 Nominierungen die Favoritenliste bei den "Critics Choice Movie Awards" an.

- GOLDEN GLOBE AWARDS am 13. Jänner: Die Golden Globe Awards, Trophäen in Form einer goldenen Erdkugel, sind der wichtigste Filmpreis nach den Oscars und der wichtigste Fernsehpreis nach den Emmys. Der kleine Verband der Hollywood-Auslandspresse (HFPA) vergibt die Trophäen seit 1944. Im Rahmen eines Gala-Dinners werden die Preise in 25 Kategorien für Film und Fernsehen ausgehändigt.

- PRODUCERS GUILD AWARDS am 26. Jänner: Das Historiendrama "Lincoln" und der Politthriller "Argo" sind in diesem Jahr unter den Top-Ten-Filmen im Rennen um die begehrte Trophäe des US-Produzentenverbands (PGA). Über 4.000 Produzenten stimmen über den Gewinner ab. Häufig setzen die PGA-Mitglieder und die Wähler der Oscar-Akademie auf denselben Film.

- SCREEN ACTORS GUILD AWARDS am 27. Jänner: Hollywoods Schauspielverband (SAG) hat "Lincoln" und "Les Miserables" mit den meisten Preis-Nominierungen bedacht. Die seit 19 Jahren verliehenen SAG-Preise gelten als zuverlässige Vorboten für den Oscar.

- DIRECTORS GUILD AWARDS am 2. Februar: Der über 14.000 Mitglieder starke Verband der Regisseure ehrt jährlich einen Filmemacher aus seiner Mitte. Im vorigen Jahr gewann der Franzose Michel Hazanavicius ("The Artist") die Regie-Trophäe und später auch den Oscar. Seit 1948 ist es nur sechs DGA-Siegern nicht geglückt, im selben Jahr auch den Oscar für die beste Regiearbeit zu holen.

- WRITERS GUILD AWARDS am 17. Februar: Hollywoods Drehbuchautoren vergeben Trophäen unter anderem in den Kategorien Original-Skript und adaptiertes Drehbuch. Die Preise werden im Rahmen von Feiern in New York und Los Angeles verliehen. Die WGA-Trophäen gelten als zuverlässige Oscar-Vorboten.

- INDEPENDENT SPIRIT AWARDS am 23. Februar: Einen Tag vor der Oscar-Gala werden in Los Angeles traditionell die Spirit Awards für unabhängige, preiswertere Filme vergeben. Sie sind Hollywoods Alternativauszeichnung für Filmproduktionen, die nicht mehr als 20 Millionen Dollar gekostet haben.

- RAZZIE AWARDS am 23. Februar: Die "Goldenen Himbeeren" sind Schmäh-Preise für die schlechtesten Filme. Sie wurden 1980 von dem Cineasten John Wilson als Gegenstück zur glanzvollen Oscar-Verleihung ins Leben gerufen. Bei der Verleihung am Vorabend der Oscar-Gala lässt sich selten ein Star sehen. Nur wenige Promis, darunter Halle Berry und Sandra Bullock, nahmen die goldbesprühte Plastikfrucht persönlich entgegen.

- ACADEMY AWARDS (Oscars) am 24. Februar: Hollywoods wichtigste Filmauszeichnung wird von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) in diesem Jahr zum 85. Mal verliehen. Knapp 6.000 AMPAS-Mitglieder sind stimmberechtigt. Die Oscar-Figur ist ein Ritter, der auf einer Filmspule steht und sich auf ein Schwert stützt.

(APA/dpa)

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