ORF-Studio für Propaganda-Kanal

Die Innsbruck-Kulisse für das RT-Interview (re.) kommt ebenfalls vom ORF
FPÖ-Sprecher saß für Live-Schaltung zu Kreml-Sender im Landesstudio Tirol.

Das Interview von Russia Today (RT) International mit dem Tiroler FPÖ-Klubdirektor Johann Überbacher zu den sexuellen Übergriffen in der Innsbrucker Silvesternacht hat sich zu einem echten Klick-Hit im Internet entwickelt. Das holprige Englisch des Sprechers der Freiheitlichen löste große Häme aus. Tirols Touristiker wiederum schäumen, weil sie einen Schaden für ihren Wirtschaftszweig durch die Aussagen Überbachers orten.

Gefilmt wurde das Live-Gespräch, das für diese Aufregung sorgt, im Tiroler Landesstudio des ORF. Der öffentliche-rechtliche Sender hat somit im wahrsten Sinn des Wortes einer vom russischen Staat finanzierten TV-Station die Leitung gelegt, die das EU-Parlament erst im vergangenen November als einen Propaganda-Kanal des Kremls gebrandmarkt hat. Russland würde auf zahlreichen Wegen versuchen, die EU in deren Mitgliedsstaaten zu verunglimpfen und so seinen eigenen Einfluss zu stärken, hieß es in einer Resolution. Eines der Instrumente sei demnach der mehrsprachige Auslandssender RT.

Welche Ausrichtung ein Fernsehsender hat bzw. welche Inhalte er transportiert, wird bei der Vermietung von Technik und Studios durch den ORF an internationale TV-Stationen jedoch nicht hinterfragt. "Immer wieder wollen Sender aus aller Welt Live-Einstiege aus Tirol oder anderen Bundesländern", erklärt Tirols ORF-Landesdirektor Helmut Krieghofer.

Anfragen würden an den internationalen Programmaustausch des ORF in Wien gerichtet. "Bei uns wird lediglich abgeklärt, ob wir ein Studio zur Verfügung haben und dann nehmen die Dinge ihren Lauf. Es wird nicht hinterfragt: Was ist der Inhalt. Das ist in dem Fall auch nicht unsere Aufgabe. Das geht von Technik zu Technik", sagt der Landesdirektor.

Im konkreten Fall hat der ORF – wie auch bei anderen Live-Schaltungen gängig – für die Kulisse gesorgt: eine Panoramaansicht des verschneiten Innsbruck. "Das ist international üblich. Egal, ob die BBC einen Wissenschaftler in Innsbruck live interviewen möchte oder wir umgekehrt zum Beispiel einen Sportler in der Schweiz", sagt Krieghofer.

Tatsächlich besteht eine wechselseitige Abhängigkeit von Fernsehsendern, wenn es um Live-Schaltungen ins Ausland geht, da nicht jeder Sender überall eigene Studios mit Anbindung an das internationale Leitungsnetz unterhalten kann. "Es ist ein im internationalen Programmaustausch alltäglicher technischer Support-Vorgang, dass sich TV-Sender zum Beispiel zur Übertragung von Interviews bei anderen TV-Sendern einbuchen und deren technische Infrastruktur nutzen", heißt es vonseiten des ORF. Es handle sich dabei um einen international üblichen rein technischen und keinen inhaltlichen Ablauf, der auch verrechnet wird.

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