ORF: Stiftungsräte fürchten um das Image

Mit der aktuellen ORF-Postendebatte zog sich Generaldirektor Wrabetz nun auch den Unmut einiger Stiftungsräte auf sich.

Mit der aktuellen ORF-Postendebatte zieht ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz nun offenbar den Unmut einiger Stiftungsräte auf sich. "Fassungslos, welchen Schaden Sie dem Unternehmen ORF in der Öffentlichkeit zufügen", meldete sich am Dienstag der bürgerliche Stiftungsrat Franz Krainer in einem offenen Brief zu Wort. Stiftungsratsvorsitzende Brigitte Kulovits-Rupp appellierte an den ORF, die Diskussion hausintern weiterzuführen, und Franz Küberl empfiehlt angesichts der aktuellen Aufregung eine Verschärfung der Corporate-Governance-Regeln und schlägt eine zweijährige cool-off-Periode zwischen einer Tätigkeit als Stiftungsrat und der Bewerbung für eine ausschreibungspflichtige Funktion im ORF vor.

Seinen Vorschlag hat Küberl den Mitgliedern der Arbeitsgruppe Corporate Governance, deren Leiter er ist, unterbreitet, wie er der APA berichtete ."Sollte der Vorschlag Zustimmung finden, wird der Gedanke am 20. Jänner ins Plenum eingebracht." Dass Stiftungsräte, die den ORF-Generaldirektor wählen, anschließend in ORF-Führungsfunktionen befördert werden, stößt seit längerem sowohl hausintern als auch extern auf Kritik. Nun sei ein geeigneter Zeitpunkt zur Abschaffung dieser Möglichkeit gekommen, da die nächste Generaldirektorenwahl noch in weiter Ferne liegt und derartige Maßnahmen im Umfeld von Wahlen erfahrungsgemäß nicht durchsetzbar sind, meinte Küberl.

Rückendeckung bekommt der Vorschlag vom Leiter des bürgerlichen "Freundeskreises" im Stiftungsrat, Franz Medwenitsch, der auf APA-Anfrage meinte: "Ich unterstütze jede Initiative, die die Unabhängigkeit des ORF stärkt. Die Verschärfung der Corporate Governance Regeln mit einer cool-off Periode für Stiftungsräte ist jedenfalls ein richtiger Schritt." Stiftungsratsvorsitzende Kulovits-Rupp erklärte sich grundsätzlich mit Nachbesserungen im Verhaltenskodex einverstanden, warnte aber vor einem Schnellschuss angesichts der aktuellen Diskussion.

Hausinterne Diskussion

Den ORF-Generaldirektor sowie die ORF-Mitarbeiter forderte Kulovits-Rupp auf, die aufgeregte öffentliche Diskussion hausintern weiterzuführen: "Es ist nicht Aufgabe des ORF, auf diese Art und Weise Programm für andere Medien zu liefern." Auch Küberl mahnte in der Debatte zu "Besonnenheit" und appellierte an Wrabetz, mit den Mitarbeitern in einen vernünftigen Dialog zu treten. Grundsätzlich rief der Caritas-Präsident dazu auf, "die Brandfackeln wieder auszulöschen".

Flammend war hingegen der offene Brief, den der Anwalt und Stiftungsrat Krainer am Dienstag an den Generaldirektor verschickte und der der APA vorliegt. Wrabetz` Verhalten in Zusammenhang mit der öffentlichen Ernennung Pelinkas zum Büroleiter werde von Krainer "nicht toleriert", betonte dieser. Die Bestellung sei "nicht nur für Sie persönlich ein Armutszeugnis", so Krainer. "Mit dieser Entscheidung verspielen Sie das einzige Kapital eines öffentlich-rechtlichen Senders, nämlich den Glauben der Hörer und Seher an die Unabhängigkeit des ORF." Weil Wrabetz "der Marke, den Mitarbeitern und den Gremien des ORF nachhaltig" schade, forderte er den Generaldirektor auf, die Entscheidung im Sinne einer Schadensminderung "umgehend zu widerrufen".

Schon vor Krainer hatte sich die ebenfalls zum bürgerlichen "Freundeskreis" gehörende Stiftungs- und Publikumsrätin Bernadette Tischler in einem Brief an Wrabetz zu Wort gemeldet und ihm vorgeworfen, das Ansehen des Unternehmens "massiv beschädigt" zu haben. Weiters bat sie Wrabetz, einige Fragen zu beantworten, etwa, was er tun werde, "um Zweifel an der parteipolitischen Unabhängigkeit Ihrer Amtsführung zu entkräften", oder ob "es mit Ihrer Verantwortung für den ORF vereinbar" ist, "das Unternehmen in so massive negative Schlagzeilen zu bringen". Gelegenheit zur Beantwortung dieser Fragen bietet die anstehende Stiftungsratssondersitzung, die am Freitag, 20. Jänner, stattfindet.

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