"Ohne Richard Tauber wäre ich nicht Sänger geworden"

Tenor Piotr Beczala und Sopranistin Julia Novikova
Auftritte am Ring und im Konzerthaus sowie eine neue CD – Piotr Beczala hat in nächster Zeit viel vor.

Von wegen vorweihnachtliche Ruhe. Ab Dienstag ist der polnische Top-Tenor Piotr Beczala an der Staatsoper wieder in einer seiner Paraderollen zu erleben. Als Rodolfo in Puccinis „La Bohème “ will er das Wiener Publikum (und auch die arme Mimì in Gestalt von Anita Hartig) glücklich machen. Am Pult dieser Wiederaufnahme steht Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst.
Und am 20. beziehungsweise 21. Dezember sorgt Beczala im Konzerthaus neben illustren Kollegen bei „Christmas in Vienna“ für vokale Besinnlichkeit.
„Ich liebe Wien und ich genieße jeden einzelnen Augenblick hier“, betont der Künstler, der auch auf der neuen KURIER-CD „Große Tenöre“ vertreten ist. Und zwar mit „Freunde, das Leben ist lebenswert“ aus Lehárs Operette „Giuditta“, dirigiert von niemand Geringerem als Christian Thielemann.

Monokel

"Ohne Richard Tauber wäre ich nicht Sänger geworden"
KURIER Edition KLASSIK-CD 2 GROSSE TENÖRE Digipack
Ja, die Operette, die hat es Beczala angetan. „Ich habe in Linz, wo ich lange Jahre im Ensemble war und viel gelernt habe, alles rauf und runter gesungen. Eine sehr gute Schule. Außerdem liebe ich die Operette.“ Erst unlängst hat Beczala einen Exklusivvertrag mit der Deutschen Grammophon unterzeichnet. Die erste CD – sie gilt der Operette, genauer gesagt dem legendären Richard Tauber, den Beczala nicht nur wegen seines Monokels schätzt.
„Das Monokel im Auge war Taubers Markenzeichen. Ich habe mir auch so eines anfertigen lassen, und es tut gar nicht weh, wenn man es trägt“, lacht der Tenor.
„Aber im Ernst: Ohne Richard Tauber wäre ich nicht Sänger geworden. Ich habe als Kind all seine Aufnahmen gehört und ich war so hingerissen. Für mich war und ist Tauber einer der Größten. Und ich verstehe nicht, dass viele meiner Kollegen fast verächtlich auf die Operette herabschauen. Operette ist viel
schwerer als Oper. Und ich würde gerne – auch in Wien – die großen Operettenpartien singen. Nicht mehr die jungen Liebhaber, sondern die großen, anspruchsvollen Rollen dieses Fachs.“

Dichter

Stichwort Fach: Welche neuen Partien hat Beczala im Visier? „Ich freue mich sehr auf meinen ersten ,Hoffmann‘ an der Staatsoper. Das ist eine Rolle, die mich fasziniert. Ich habe mich mit diesem Dichter immer schon beschäftigt, und 2014 darf ich ihn in dieser wundervollen Produktion am Ring tatsächlich singen.“
Womit wir beim nächsten Thema wären: Regietheater. Bei den Salzburger Festspielen hat Beczala heuer auch den Rodolfo in der „Bohème“ gesungen. Mit Anna Netrebko und in der umstrittenen, modernen Inszenierung von Damiano Michieletto. "Das war in sich alles stimmig, auch wenn es modern war“, sagt Beczala. „Ich habe mit dieser Produktion gar keine Probleme gehabt, auch wenn ich sonst beim Regietheater eher skeptisch bin. Eine ,Tosca‘ am Bahnhofsklo etwa geht gar nicht. Da würde ich absagen. Denn Regisseure sollten nicht vergessen, dass wir Sänger vor allem für eines bezahlt werden: für das Singen. Und das wollen wir alle so gut wie möglich machen.“
 

Weiterführende Links:

www.beczala.com

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