Obonya & Henning geben einander "Revanche"

Obonya & Henning geben einander "Revanche"
Kritik: Cornelius Obonya und Rupert Henning zeigen imstadtTheater Walfischgasse ein wahres Katz-und-Maus-Spiel.

Wenn ein Verführer den anderen führt, fallen beide in die Grube. Diese behutsame Bearbeitung eines Bibelspruchs muss als Auflösung genügen. Allzu viel über den Ausgang von Anthony Shaffers zynischer Krimikomödie "Revanche" zu verraten, wäre sträflich.

Am Wiener stadtTheater Walfischgasse spielen Cornelius Obonya und Rupert Henning den "well-made" Thriller, dem zwei Verfilmungen (mit Laurence Olivier, zwei Mal Michael Caine, Jude Law) zu Weltruhm verhalfen. Und sie spielen ihn großartig. Mit aufgestelltem Kamm sozusagen.

Obonya gibt Andrew Wyke. Ein arroganter, eitler Krimi-Autor, der seine Bestseller – auf allen Cover sein Konterfei – im ganzen Haus ausgestellt hat.
In dieses lädt er den mittellosen Schauspieler Milo Tindle, dargestellt von Rupert Henning, zur Aussprache. Tindle hat dem Statussymbol-Fetischisten sein wichtigstes entwendet.
Er hat ein Pantscherl mit dessen Frau. Das heißt: Er sagt, sie seien "verliebt". Ein Stichwort, auf das Obonya die Gesichtszüge entgleisen lässt. Ein Genuss, wie er den Verführer der Gattin durch Klasse zu deklassieren versucht. Das ist pure provokante Bosheit.
Aus der sich ein Katz-und-Maus-Spiel entwickelt, in dem die Rollen von Jäger und Gejagtem mehrmals wechseln. In dem der verbale Schlagabtausch zum realen wird, bis schließlich ein Messer und eine Pistole mit von der Partie sind.

Jede Pointe sitzt

Regisseurin Carolin Pienkos inszeniert das punktgenau. Jede Pointe sitzt; jeder Schuss ein Treffer; jede aus Todesangst geschwitzte Träne quillt glaubwürdig.
Wyke macht Tindle ein verführerisch-unseriöses Angebot. Er soll "als Einbrecher" den Safe leeren, ihm blieben Schmuck und Geliebte, dem Gehörnten die Versicherungssumme.
Alles Finte, alles Betrug.
Als reine, nun korrumpierte Seele läuft Henning zur Hochform auf. Wird zum ebenbürtigen Gegner. Wird von der Leiche zum Polizisten zur Respektsperson. Tindle kann schon spielen. Und das Spiel geht in den dritten Satz.
Der ist neu. Homophil.
Der Schreiber lädt den Schauspieler zum Bleiben ein. Muss Mann Muse sein? Dann lieber ab in die Grube.

KURIER-Wertung: **** von *****

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