"Nur Gott kann mich richten": Ein Kleinganove zwischen zwei Stoßgebeten

Moritz Bleibtreu (re.) als Kleinganove
Solider, aber vorhersehbarer Thriller aus Frankfurt.

Was zum Teufel hat der im Titel angesprochene Gott mit dem allen zu tun?

Das fragt man sich im Verlauf dieses Thrillers rund um die Nöte von Immigranten, Dealern und einer Polizistin als alleinerziehenden Mutter. Einzige Hinweise auf eine jenseitige Gerichtsbarkeit sind zwei Stoßgebete von Ricky, der von Moritz Bleibtreu gespielten Hauptfigur.

Das Frankfurter Halb- und Unterweltmilieu, in dem die rasante Raubersg’schicht angesiedelt ist, setzt sich zum überwiegenden Teil aus Türken und Arabern zusammen, denen die rechtschaffene Integration ins Gastland offensichtlich nicht geglückt ist. Um schon von vornherein den Vorwurf einer anti-islamischen Haltung zu entkräften, kehrt Ricky schon am Beginn während seines Gebets dem Publikum den nackten Rücken zu – verziert mit einem riesigen Jesus-Tattoo.

Der neue, düstere Krimi von Özgür Yildirim ("Chiko") will das Publikum mit Top-Besetzung ins Kino locken: Bleibtreu als Kleinganove Ricky, dem jeder Coup misslingt; Birgit Minichmayr als resolute Polizistin, Alexandra Maria Lara als Rickys reich verheiratete Ex sowie Peter Simonischek als langsam dement werdender Vater.

Die Moral von der Geschichte, die auf ein finales Blutbad zustrebt, ist aber dann doch zu simpel: Kriminalität lohnt sich nicht, sie macht’s nur noch schlimmer! Über diese Vorhersehbarkeit helfen auch die solide Inszenierung und routinierte Schauspieler nicht hinweg.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: D 2017. 100 Min. Von Özgür Yildirim. Mit Moritz Bleibtreu, Neil Malik Abdullah.

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