Wirre Linkin Park, coole Fans

Chester Bennington, Sänger von Linkin Park, war stimmlich nicht auf der Höhe.
Zum Start gab es am Tag 1 des Festivals soliden Rock und eine herbe Enttäuschung.

"Die klingen ja wie eine Boyband", war der entsetzte Kommentar einer Besucherin nach rund 20 Minuten der Linkin-Park-Show. Die Amerikaner stellten als Headliner des Auftakttages des Nova Rock Festivals in Nickelsdorf ihr neues Album "One More Night" vor. Das war bei Erscheinen heftig umstritten, weil es den meisten Fans viel zu poppig war.

"Ich sage, wartet ab, bis wir diese Songs live spielen", erklärte Mike Shinoda dazu im März im KURIER-Interview. "Dann werdet ihr sehen, wie gut sie in unser Repertoire passen." Recht behalten hat er nicht.

Zwar hat die Band seit ihrem Durchbruch im Jahr 2000 mit dem Debüt-Album "Hybrid Theory" immer wieder ihren Stil verändert und spielte in Nickelsdorf auch gar nicht so viele der neuen Tracks. Doch so zahnlos und angepasst wie mit "One More Light" haben sie noch nie geklungen, weshalb Songs wie "Talking To Myself" und "Invisible" dann doch nicht wirklich in das Set passten.

Spagat

Außerdem boten sie im Rest des Programms einen Querschnitt durch alle Schaffesperioden, einen Mix aus Metal, Hip-Hop und Electronica, wechselten zwischen hartem Gitarrengedröhne, Raps, Klavierballaden (der sonst so mächtige Hit "Crawling" wurde so vorgetragen) und Pop. Ein zu breiter Spagat, der weit über variantenreich und vielseitig hinaus schoß und schlicht wirr wirkte. So als wüssten Linkin Park nicht, wo sie hin wollen.

Dazu kam, dass das alles weder überzeugend noch überzeugt transportiert wurde. Sänger Chester Bennington klang arg angeschlagen und verfehlte so manchen Ton. Speziell bei den leisen, langsamen Passagen waren seine stimmlichen Grenzen deutlich zu hören. Aber es war auch nichts von der mitreißenden Energie zu spüren, die Linkin Park noch im Herbst 2014 auf die Bühne der Wiener Stadthalle bringen konnten. Stattdessen wirkte das Sextett, als hätte es selbst große Zweifel daran, ob dieses Programm eine runde Sache ist.

Das Publikum nahm es gelassen. Mit Airbourne und Steel Panther hatte es davor ja schon eine gute Dosis soliden Rock gehabt. Vielleicht blieb deshalb rund die Hälfe der Besucher nach Linkin Park auch noch beim DJ-Set von Fatboy Slim, hüpfte und tanzte, als wäre sein Techno-Sound normaler Bestandteil eines Rockfestivals.

Konsens

Überhaupt war der Auftakttag eine recht gemütliche Angelegenheit. Die wegen der aktuellen Lage massiv verstärkten Sicherheitsvorkehrungen und Einschränkungen (am Kerngelände sind nur kleine Bauch- oder Handtaschen erlaubt) wurden gelassen akzeptiert. Allgemeiner Konsens: "Wir verstehen, dass das keine Schikane ist, dass es in Zeiten wie diesen sein muss." Und nach jedem Bodysearch mit Metalldetektoren gab es ja auch noch ein freundliches "Danke und viel Spaß" von den Securitys mit auf den Weg.

Den hatten die rund 45.000 Novaraner – auch wenn Linkin Park enttäuschten. Und sie werden ihn weiter haben. Denn Donnerstag standen mit Slayer und Blink 182 Bands auf dem Programm, die auf Festivals immer gute Stimmung garantieren. Und Freitag sollte die Alternative Metal Band System Of A Down folgen, die ihre Fans nicht gerade mit Aktivität verwöhnt und vor 12 Jahren ihr letztes Album rausgebracht hat.

Kommentare