"Niki ist nicht Mutter Teresa"

Danile Brühl als Niki Lauda
Niki Lauda und Autor Peter Morgan über den Hollywood-Film "Rush" mit Daniel Brühl.

Hollywood hat Niki Lauda als Leinwandhelden entdeckt. Und der Deutsche Daniel Brühl spielt kongenial den österreichischen Formel-1-Weltmeister: „Rush – Alles für den Sieg“ (Kinostart: 3. Oktober), verfilmt von Ron Howard, erzählt die dramatischen Höhepunkte aus Laudas Rennfahrer-Karriere.

Der Oscar-nominierte Autor Peter Morgan schrieb das packende Drehbuch. Er konzentrierte sich auf Laudas Rivalität mit Formel-1-Kollegen James Hunt, seinen Unfall 1976 am Nürburgring und sein Comeback in Monza.

KURIER: Herr Lauda, besonders sympathisch werden Sie von Drehbuchautor Peter Morgan in „Rush“ nicht gerade dargestellt: Sie beschimpfen jeden als „Arschloch“, Sie werden von Ihren Rennfahrer-Kollegen gehasst und als „Ratte“ bezeichnet... Wie finden Sie das?

Niki Lauda:Für mich ist das okay, ich bin ja nicht so eitel. Als ich Peter Morgan kennenlernte, habe ich natürlich seinen Hintergrund gecheckt und festgestellt, dass er bereits viele gute Filme geschrieben hat. Er weiß, was er tut, und ich respektiere seine Arbeit. Deswegen streite ich nicht herum, ob ich jetzt mehr oder weniger sympathisch rüberkomme.

Peter Morgan:Niki Lauda ist bekanntermaßen eine kontroversielle Person – sogar innerhalb seiner Familie. Niki ist nicht Mutter Teresa (lacht). Und es kann ziemlich mühsam mit ihm sein. Aber er hat sich als einer der ehrlichsten Interview-Partner herausgestellt, mit denen ich je zu tun hatte. Diesen Prozess sollte der Film zeigen. Am Ende ist man als Zuschauer auf Laudas Seite.

Wie sah die Zusammenarbeit zwischen Ihnen aus?

Lauda: Ich habe meine Geschichte erzählt, Peter hat das Drehbuch geschrieben. Dazwischen haben wir uns ein paar mal getroffen und er hat mir kleine Teile vorgelesen. Zum Beispiel: „Du steckt den Schlüssel ins Zündschloss deines Ferraris...“. Und ich sagte: „Halt, bist du wahnsinnig? Es gibt keinen Schlüssel, sondern einen Startknopf.“

Morgan: Ich bin halt kein Auto-Freak.

In einer Szene schlägt James Hunt einen Reporter nieder, weil er Lauda unverschämte Fragen zu seinem verletzten Gesicht stellt. Ist das so passiert?

Morgan:Nein, die Schlägerei nicht, aber die Frage wurde tatsächlich so gestellt.

"Niki ist nicht Mutter Teresa"
Vorstellung der Onlineplattform Checkrobin.com, einer Plattform für Privatpersonen für den Transport von Dingen, durch Attila Dogudan, Hannes Jagerhofer und Niki Lauda in Wien am 18.06.2013.
Lauda:Die Bild-Zeitung schrieb damals in ihrer Schlagzeile: „Wie kann der Mann ohne Gesicht leben?“ Das werd ich nie vergessen: „Ohne Gesicht.“ Und der Schwachsinn, dass meine Frau mich verlassen würde...

Morgan:Du hast bis jetzt noch in keinem Interview zugegeben, wie sehr dich der Film emotional berührte...

Lauda: Es war tatsächlich eine neue Erfahrung, das alles zu sehen – den Überlebenskampf, und wie mich die Leute nach dem Unfall wahrnahmen. Sie schauten mir nicht in die Augen, sondern nur auf die Ohren, und ich sagte: „Könnten Sie mir bitte in die Augen schauen?“ Als ich aus der Zuschauerperspektive sah, was mit mir passierte, dachte ich: Jetzt versteh ich besser, warum damals alle so schockiert reagierten.

Worin bestand der große Unterschied zwischen Ihrem Rivalen James Hunt und Ihnen?

"Niki ist nicht Mutter Teresa"
Danile Brühl als Niki Lauda
Lauda:James Hunt war einer, der sich gerne amüsierte und trinken ging. Das war seine Art, mit Gefahr umzugehen. Ich nahm das ernster. Mir war klar, dass ich jederzeit sterben konnte. Aber man muss angstlos sein und an die Grenze gehen, ohne sie zu überschreiten.

Morgan: Für mich sind beide Männer interessant, und ich konnte mich auch mit beiden identifizieren.

Was war für Sie der Kick in der Formel 1, Herr Lauda?

Lauda:Die Faszination, die Maschine bis an ihr Limit zu beherrschen. Nach meinem Unfall dachte lange darüber nach, wie es weiter gehen sollte. Dann traf ich die Entscheidung: „Ich mache ein Comeback.“ Meine Frau hielt mich für verrückt.

Wenn Daniel Brühl spricht, klingt er tatsächlich wie Sie...

Lauda:Ja, ich konnte es kaum glauben. Er erzählte mir, wie schwierig das für ihn war. Wir verbrachten Zeit miteinander und er nahm Unterricht in Österreichisch.

Der Trailer zu "Rush"

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