Nicholson Baker: Über Musik reden und Eiersalat essen

Nichsolson Baker, 58. studierte Musik und Literaturwissenschaft
Von einem, der nicht viel tut, aber plaudert und scheitert

Ein Fagott und die Bewässerung der Paradeiser im Garten der Nachbarin sowie übel schmeckende Muffins mit Oktopus und Walnüssen gehören zusammen ... weil es der New Yorker Nicholson Baker so haben will.

Oft macht er derartige Mischungen in Essays (z. B. für den New Yorker), manchmal in Romanen – der Unterschied ist nicht so groß.

Wobei selbst Baker seinen aktuelle Essayband "So geht’s" inkl. Beobachtung eines Murmeltiers beim Fressen einer Kleeblüte schwer übertreffen kann.

Fischsuppe

"Das Regenmobil" ist ein Roman. Gewissermaßen. Er ist sogar die Fortsetzung eines Romans aus 2010, "Der Anthologist".

Damals versuchte ein gewisser Paul Chowder zu dichten. Reime mussten es sein. Am Vorwort für eine Anthologie scheiterte er, aber man lernte durch ihn auf unterhaltsame Weise viel über Haiku und Klangkurven, über Pound, Kipling, Auden, sodass man zu einem guten Gedicht verführt wurde.

Damals zog seine Freundin aus, weil er sich trotz Geldmangels um nichts kümmerte – er sang tagelang in der Scheune.

Jetzt übt er Gitarre und Klavier und wünscht sich von seiner "Ex", sie möge ihm zum 55. Geburtstag ein Sandwich mit Eiersalat machen. Das macht sie glatt.

Paul – den Nachnamen lassen wir ab sofort weg, Chowder bedeutet Fischsuppe, und die muss im Moment nicht unbedingt sein – hat sich mittlerweile aufs Verfassen uns Komponieren von Popsongs verlegt. Das klingt dann so:

"Nenn ein Symptom

Ich zapf das Blut

Ich nehm den Abstrich

Wird schon gut."

Er mischt am Computer zu Synthesizer-Sounds seinen Gesang, meist allerdings redet er wie eh und je. Diesmal über Musik.

Über Paul McCartney redet er, über Debussy und dessen Pianisten Walter Morse Rummel, und er macht neugierig auf das Quäker-Lied "How Can I Keep From Singing" ... ja, schön, von der Schottin Jean Redpath sollte man sich’s anhören.

Dazu kommen Gedanken über Drohnen und CIA, die Muffins kommen mehrmals vor – und ob "Das Regenmobil" bis zum Schluss gut schmeckt wie am Anfang, das ist eine große Frage der Menschheitsgeschichte.

Irgendwann hat man genug. Einen dritten derartigen Roman braucht es nicht. Paul muss nicht auch noch als Maler scheitern. Es reicht, wenn man mit ihm singt:

"Meins war meins und deins war richtig deins

Dann aßen wir Törtchen, jeder seins ..."

Nicholson Baker:

„Das Regenmobil
Übersetzt von
Eike Schönfeld.
Rowohlt
Verlag.
304 Seiten.
20,60 Euro.

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